Braten auf Raten Selbstgezüchtetes Bio-Fleisch: Landwirt bietet Schweine zum Leasen an
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12. Oktober 2024, 17:49 Uhr
Auf dem Eifelhof in Sandbeiendorf in der Börde bietet ein Landwirt seine Bio-Tiere zum Ratenkauf an. Die Käufer können die Schweine besuchen. Nach dem Schlachten können sie die Fleisch- und Wurstprodukte verzehrfertig abholen. Landwirt Stephan Polzin möchte damit wieder eine Verbindung zwischen Produzenten und Käufern herstellen.
- Der "Braten auf Raten" soll Verbrauchern zeigen, wo ihre Lebensmittel herkommen.
- Auf dem Eifelhof haben die Schweine mehr Auslauf als auf einem regulären Biohof. Das Leasing macht es möglich.
- Mehr als 1.500 Euro zahlt ein Kunde für ein Schwein vom Eifelhof. Im Bioladen würde ein ganzes Schwein das 3,5-fache kosten.
Neugierig grunzend begrüßen die Schweine auf dem Eifelhof im Landkreis Börde jeden Besucher. Meist kommen Kindergartenkinder, Schulklassen und Seniorengruppen. Es kommen aber auch Verbraucher vorbei, die bei Landwirt Stephan Polzin ein Schwein leasen. Gegen eine Gebühr können sie ihr eigenes Tier auf dem Eifelhof züchten und schlachten lassen.
Das sind Bioschweine hoch fünf
Henriette, die große Sau, ist mit ihren acht Jahren recht gelassen. Die Schwäbisch-Hällischen Schweine in den anderen Gehegen sind jünger und quirliger, haben alle die typischen schwarzen Flecken. Sie gehören zu einer alten Haustierrasse. Kein Mist klebt an ihnen, kein Schlamm. "Das sind Bioschweine hoch fünf", scherzt Polzin. Zusammen mit seiner Familie hält er auf dem Hof in der Gemeinde Burgstall neben Schweinen noch ein paar Jersey-Rinder, Hühner und Kaninchen und baut Futter für die Tiere und Getreide und Gemüse für den Bedarf der eigenen Familie an. Vor 20 Jahren hat er auf Biolandwirtschaft umgestellt.
Schweine-Leasing: ein Braten auf Raten
"Schweine-Ratenkauf hört sich blöd an", lacht Polzin. "Schweineleasing macht dagegen neugierig. Es ist eine Marketingidee und soll Bewusstsein schaffen. "Es ist extremst wichtig, zu zeigen, wie Lebensmittelproduktion geht. Dass eben nicht beim Discounter etwas rumliegt und Fleisch nicht an den Bäumen wächst", sagt Polzin. Ein Vermarktungsexperte hat dafür den Slogan "Braten auf Raten" kreiert." Die Kunden kaufen beim Landwirt ein Schwein. Oder ein halbes. Dafür zahlen sie ein Jahr lang jeden Monat eine Rate und zum Schluss noch einen Obolus für die Verarbeitung beim Schlachter. Ein ganzes Schwein würde 100 Euro monatlich kosten.
"Das hat für die Kunden den Vorteil, dass sie nicht alles auf einmal bezahlen müssen", sagt Polzin. Er hingegen hat durch das Konzept jeden Monat Einnahmen und muss nicht in Vorkasse gehen. Eigentümer bleibt bis zum Tod der Schweine auch der Landwirt. "Das hängt damit zusammen, dass die Käufer sonst jeder eine Tierhaltung anmelden müssten, wenn sie Eigentümer werden würden. Deutsche Regeln halt", zuckt er mit den Schultern. Erst mit dem Tod der Schweine werden die Kunden Eigentümer. Vorher können sie ihre Schweine immer sonnabends besuchen.
Bio durch Leasing: Schweine haben viel Auslauf auf dem Hof
Die Schweine leben in großen Laufställen. Innen der Schlafbereich, wo sie sich ins Heu kuscheln oder damit spielen können. Durch die immer offenen Türen können sie jederzeit nach draußen, wo sie ihre Toilettenecke haben. "Schweine sind reinliche Tiere.", sagt Polzin, "Sie machen nie in ihren Schlafbereich, wenn sie genügend Platz haben."
Er spielt darauf an, dass die Tiere auf seinem Hof fünfmal so viel Platz haben, wie für Ökoschweine vorgeschrieben ist. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stehen einem Mastschwein aus ökologischer Haltung "mindestens 1,3 Quadratmeter und zusätzlich ein Quadratmeter Auslauf im Freien zu." Das ist bei Polzin nur möglich, weil er seine Tierbestand deutlich runtergefahren hat. Früher standen 300 Tiere in den Ställen auf dem Bauernhof. Heute hält der Landwirt nur noch knapp 20 Tiere pro Jahr.
Fleisch vom eigenen Schwein: Wenig Filet, viel Wurst
"Ich muss viel beraten", sagt Polzin. Beim Vertragsabschluss erhalten seine Kunden eine Liste mit den Erzeugnissen, die aus ihrem Schwein hergestellt werden können. "Kaum einer weiß, dass ein Schwein nicht mehr hat als zwei Filets", sagt der Landwirt. Mindestens ein Drittel müsse zu Wurst verarbeitet werden, um auch die Schwarte, das Fett und das Blut zu verarbeiten. "Es ist das Ziel, möglichst viel von den Tieren zu verwerten und zu verzehren", so Polzin weiter.
Einige seiner Kunden würden die Verarbeitung selbst übernehmen. Um zu gewährleisten, dass das Schwein schonend getötet wird, begleitet der Landwirt seine Tiere in die Landschlachterei. Wenig später informiert der Schlachter die Kunden, die dann ihr Schwein in Form von Steak und Wurst dort abholen können.
Preiswerter als im Bioladen
Für ein Schwein und die Verarbeitung bezahlt der Kunde um die 1.600 Euro und damit deutlich weniger, als wenn er die Erzeugnisse im Laden kaufen würde. "Wir haben das vor fünf Jahren mal durchgerechnet, was wir für alles zusammen im Bioladen bezahlen würden", so Polzin. Dabei sind sie auf etwa 5.500 Euro gekommen. "Inzwischen dürfte es um einiges teurer sein", sagt der Landwirt.
Ein Schwein muss Geburtstag haben.
Die Schweine dürfen ein Jahr alt werden – doppelt so alt wie ihre Artgenossen üblicherweise. "Ein Schwein muss Geburtstag haben, hat man früher gesagt", so Polzin. Erst wenn das Tier 120 Kilo wiege, werde das Wasser in den Muskeln durch Fett verdrängt. Das Fett durchzieht in kleinen Adern das Muskelfleisch und gibt ihm seinen Geschmack.
MDR (Annette Schneider-Solis, Cynthia Seidel)
Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT | 11. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
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