Firmenansiedlung in Magdeburg Nachbargemeinden blicken mit Hoffnung und Bedenken auf Intel-Fabrik
Hauptinhalt
25. März 2022, 12:00 Uhr
Die Giga-Fabrik des US-Konzerns Intel wirft ihre Schatten voraus. 7.000 Menschen sollen allein am Aufbau arbeiten. 10.000 dann in der Fabrik, wenn sie fertig ist. Eine Riesenchance für die Region, keine Frage. Für die Kommunalpolitik in Magdeburgs Speckgürtel gibt es aber noch einige Probleme abzuklären.
Strahlender Sonnenschein über dem Eulenberg. Noch singen hier die Lärchen in den Bäumen am Rande des Feldes. In den kommenden Jahren wird schweres Gerät anrollen und hier die größte Chipfabrik Europas emporwachsen lassen. Intel kommt nach Magdeburg.
Tino Bauer, Ortsbürgermeister von Wanzleben, hofft durch die Ansiedlung auf Zuwachs. 10.000 bis 25.000 Menschen werde Intel in die Region ziehen, so eine Prognose. In der Sarrestadt müsse man nun prüfen, ob Bebauungspläne, Schulentwicklungspläne und ähnliches noch aktuell seien. Die beiden weiterführenden Schulen sind bereits ausgelastet. Auch bei einer Schulsporthalle, die gerade renoviert wird, wird auch deshalb aktuell über Abriss und Neubau diskutiert.
Für uns als Nachbargemeinde ist das eine große Chance um uns weiter zu entwickeln. Wir sehen uns als Wohnstadt vor den Toren der Landeshauptstadt.
Bürgermeister in Wanzleben: Intel könnte Arbeitskräfte aufsaugen
Bauer gibt mit Blick auf die bevorstehende Mega-Baustelle auch zu bedenken: "So ein Riesenprojekt wird hier die Arbeitskräfte aus der Region aufsaugen, sei es Straßen- & Betonbau, Innenausbau oder Elektriker. Und die können dann für uns Kommunen und auch für die Bürger wegfallen oder deutlich teurer werden."
Vom ersehnten Geldregen durch Gewerbesteuern wird Wanzleben vorerst nicht profitieren. Die Grundstücke liegen nicht im Gemeindebereich. Bauer ist ohnehin skeptisch: "Inwieweit hier irgendwann mal Steuereinnahmen von Intel an die Kommunen gehen, wage ich kritisch zu betrachten."
Sülzetal: Erfahrungen mit Amazon, DHL und Edeka
Dabei schaut er scherzend zu seinem Kollegen Jörg Methner, Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal. Der hat schon heute eines der größten Gewerbegebiete Sachsen-Anhalts in seiner Gemeinde stehen mit Großkonzernen wie Amazon, DHL und Edeka. Doch mit den Steuern ist er seit Jahren unzufrieden, einige Firmen umgehen die Zahlung mit Bürokratie-Tricks. "Das darf hier nicht wieder passieren, dafür werde ich kämpfen", sagt Methner. Die Gemeinde Sülzetal hat selbst mit 84 Hektar wieder ein großes Stück Fläche abgegeben. Einige Kilometer entfernt, bei Langenweddingen. Dort sollen vor allem Zulieferer Fabriken bauen.
Infrastruktur wird hier ganz wichtig sein. Unsere Straßen werden befahren, wir werden alle Kita- und Schulplätze brauchen, sowie Nahversorgung. Deshalb sollen die Einnahmen unter den Kommunen gerecht verteilt werden.
Das wird wesentlich mehr LKW-Verkehr bedeuten, ebenfalls ein großes Thema für die Bürgermeister. Denn für Straßenschäden in ihren Ortschaften sind sie in der Regel selbst verantwortlich. Methner plädiert deshalb für eine faire Verteilung der Steuereinnahmen zwischen Magdeburg und den anderen beteiligten Gemeinden. Auch zur Aufrüstung im Kita- und Schulbereich. Tino Bauer will, dass der Bau der bereits geplanten Ortsumgehung für Wanzleben forciert wird.
Oschersleben hofft auf Zuwachs
Probleme, mit denen sich Oscherslebens frisch gewählter Bürgermeister Benjamin Kanngießer nicht rumschlagen muss. Die Bodestadt könnte einer der großen Gewinner des Umlands sein. Weit genug entfernt vom Trubel der Großbaustelle und späteren Gigafabrik – und dennoch gut vernetzt. Oschersleben hat Kapazitäten auf dem Wohnungsmarkt und bei den Schulen. Kanngießer sieht seine Stadt auch in puncto Freizeitangebot gut aufgestellt. Mit dem Auto ist man in 20 Minuten am Eulenberg, in 30 mit der Bahn in Magdeburg. Kanngießer plädiert deshalb auch für einen besseren Takt in die Landeshauptstadt.
Nicht jeder will in Magdeburg leben. Und wir haben in Oschersleben die Strukturen: die Schwimmbäder, die Kitas, die Schulen, Schwimmhallen und Freizeiteinrichtungen. In 20 Minuten ist man vom Eulenberg in Oschersleben. Das spricht für uns.
Wichtig für ihn: "Ich hoffe die Ansiedlung mit den vielen versprochenen Arbeitsplätzen führt nicht zu einem Verdrängungswettbewerb." Denn in Oschersleben agieren hauptsächlich mittelgroße und kleine Unternehmen. Beim bereits bestehenden Fachkräftemangel wäre ein Abwerben durch Intel schwer zu verkraften.
MDR (Max Hensch, Fabienne von der Eltz)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. März 2022 | 19:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/041ae7c7-2ed9-4e3f-a876-19fb56695555 was not found on this server.