Landtagsabgeordnete Zahlreiche Passwörter von Politikern aus Sachsen-Anhalt im Darknet entdeckt
Hauptinhalt
15. April 2025, 15:19 Uhr
Im Darknet sind Login-Daten von vielen deutschen Politikern aufgetaucht – am häufigsten betroffen sind Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt. Das zeigt eine Untersuchung des Schweizer IT-Unternehmens Proton. Es empfiehlt, sensible berufliche E-Mail-Adressen nur dann anderweitig zu nutzen, wenn es unbedingt nötig ist.
Im Darknet sind Login-Daten von zahlreichen deutschen Landtagsabgeordneten aufgetaucht – darunter sind auch viele Politiker aus Sachsen-Anhalt. Wie das Schweizer IT-Unternehmen Proton mitteilte, fand es bei einer Recherche die Zugangsdaten für zahlreiche Anwendungen von 241 deutschen Landtagsabgeordneten. Sachsen-Anhalt habe bundesweit den höchsten Prozentsatz betroffener Konten gehabt, so das Unternehmen.
Wie aktuell die Daten sind, ist unklar
Die betroffenen Politikerinnen und Politiker nutzten ihre offiziellen E-Mail-Adressen demnach unter anderem, um Konten auf Webseiten wie Dropbox, Linkedin oder Adobe anzulegen. Das ZDF berichtet, die dienstlichen E-Mail-Adressen seien teilweise auch bei Anbietern genutzt worden, die nichts mit der politischen Arbeit zu tun hätten, teilweise sogar bei Webseiten mit nicht jugendfreiem Inhalt.
Auch bei den betroffenen Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt finden sich zahlreiche der E-Mail-Adressen, die die Abgeordneten auf der offiziellen Seite des Landtags als Kontakt-Möglichkeit angegeben haben, in den veröffentlichten Daten – zum Teil mit unverschlüsselt vorliegenden Passwörtern dazu. Unklar ist, wie alt oder aktuell die vorliegenden Zugangsdaten sind.
Den Angaben zufolge sind insgesamt 67 Prozent der Mailadressen von Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt betroffen. Das liege weit über dem Durchschnitt und zeige, "dass dort ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Landtagsabgeordneten besteht", so Proton.
Politiker nutzten berufliche Mailadressen für Fitness-Apps und Social Media
Wie eine Recherche der Nachrichtenagentur dpa zeigt, haben die aus Sachsen-Anhalt betroffenen Politiker die Mailadressen ebenfalls nicht nur für dienstliche Belange genutzt. So sind mit den E-Mail-Adressen und Passwörtern auch Konten bei Fitness- oder Wander-Apps, bei Social-Media-Accounts, Microsoft, Myspace und anderen Diensten verknüpft. Teilweise liegen die Passwörter demnach unverschlüsselt in den Datensätzen im Darknet vor und sind erschreckend simpel – beispielsweise als Kombination aus Vor- und Nachnamen.
Das Darknet – Verborgener Teil des Internets
Das Darknet ist ein verborgener Teil des Internets, der nur mit spezieller Software erreichbar ist und weitgehende Anonymität bieten soll. Die technische Funktionsweise des Darknets macht Ermittlungen für Behörden besonders herausfordernd sowie personal- und zeit-intensiv. Menschen nutzen das Darknet in Diktaturen häufig zur geschützten Kommunikation. Aber auch für den Handel von Drogen, Waffen, Missbrauchs-Darstellungen oder den Handel mit gestohlenen Anmelde-Daten wird es genutzt.
IT-Unternehmen: Das ist "nur Spitze des Eisbergs"
"Passwörter und E-Mail-Adressen, die im Darknet auftauchen, sind nur die Spitze des Eisbergs", erklärte Eamonn Maguire vom Schweizer IT-Unternehmen Proton. Sie seien häufig nur der erste Schritt eines viel größeren Risikos, bei dem auch andere, weitreichendere Daten in die falschen Hände geraten könnten. Wenn Daten im Darknet veröffentlicht werden, bedeute das, dass sie von Hackern gestohlen und in illegalen, anonymen Online-Bereichen auch zu böswilligen Zwecken genutzt werden können.
Über die Auswertung von Proton
Proton hatte das Darknet zusammen mit dem Cybersecurity-Unternehmen "Constella Intelligence" nach den Abgeordneten-Daten durchsucht. Die Recherche ist Teil einer größeren Analyse, die das Unternehmen bereits unter anderem mit Daten aus dem EU-Parlament und mehreren europäischen und nationalen Parlamenten durchgeführt hat.
Das Unternehmen empfiehlt daher, sensible berufliche E-Mail-Adressen nur dann für Drittanbieter-Dienste zu verwenden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Außerdem rät es dazu, sogenannte Passwortmanager zur Verwaltung von Anmelde-Daten zu nutzen.
Die CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt teilte mit, die Geschäftsstelle erarbeite seit mehreren Monaten einen umfassenden Leitfaden zur Informationssicherheit. Dieser werde zeitnah in Kraft treten.
dpa, MDR (Kalina Bunk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. April 2025 | 10:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/e63c4f00-93af-4f3d-b7c2-e34d6c2e8fab was not found on this server.