"Verhängnisvoller Mix" Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident: Industriestandort in Gefahr
Hauptinhalt
11. Oktober 2024, 12:50 Uhr
In Sachsen-Anhalt warnt Arbeitgeberpräsident Marco Langhof vor einer Gefährdung des Industriestandorts aufgrund hoher Energiepreise, Arbeitskosten und sinkender Globalisierung. Viele Unternehmen zögern bei Investitionen, was den Arbeitsmarkt belasten könnte. Wirtschaftsminister Sven Schulze sieht vor allem die chemische Industrie gefährdet und fordert eine weniger regulierte Wirtschaftspolitik.
Der Arbeitgeberpräsident in Sachsen-Anhalt, Marco Langhof, sieht den Industriestandort im Land in Gefahr. Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT sagte Langhof, Deutschland steige ab, während die Volkswirtschaften in ganz Europa auf Wachstumskurs seien.
Energiepreise als Problem
Als Ursache sieht er einen "verhängnisvollen Mix aus viel zu hohen Energiepreisen, hohen Arbeitskosten und einer zurückgehenden Globalisierung." Bei Sachsen-Anhalts Unternehmen sei die Stimmung am Boden. Viele würden zum Beispiel bei Investitionen abwarten. So würden etwa im IT -Bereich Digitalisierungsprojekte zurückgestellt und Stellen nicht neu besetzt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das auf den Arbeitsmarkt durchschlage und es tatsächlich mehr Arbeitslose gebe.
Ohne vernünftige Energiepreise werde man die Wirtschaft in Deutschland nicht halten können und den Industriestandort am Ende verlieren. Auch der Netzausbau macht die Energiepreise nach Langhofs Ansicht in Deutschland so teuer.
Wirtschaftsminister sieht Gefahr für chemische Industrie
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sieht vor allem die chemische Industrie im Land gefährdet. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Gas- und Ölpreise seien nach wie vor so hoch, dass die hier gefertigten Produkte zum Teil nicht wettbewerbsfähig seien. Er mache sich große Sorgen auch um das Land Sachsen-Anhalt.
Schulze sieht die Wirtschaftspolitik in Berlin als einen Grund für die derzeitige Lage. Die Regierung müsse sich etwa mit Brüssel auseinandersetzen, um beim Thema Klimaneutralität das Tempo herauszunehmen.
Deutschland und Europa stünden etwa in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den USA, China oder Indien. Man sei nicht allein auf dieser Welt, so der Landeswirtschaftsminister. Man brauche eine Wirtschaftspolitik, die weniger auf Verbote und Regulierung setze und generell ein Umdenken. "Ich habe aber wenig Hoffnung, dass dies mit der aktuellen Bundesregierung und Wirtschaftsminister Robert Habeck so möglich ist."
Bund setzt auf Steuererleichterungen und vergünstigte Preise
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr zu rechnen. Im Frühjahr war die Bundesregierung noch von einem leichten Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 Prozent ausgegangen. Grund ist demnach vor allem Unsicherheit bei Unternehmen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte an, die Bundesregierung setze auf ihr Wachstumspaket. Es sieht unter anderem Steuererleichterungen und vergünstigte Strompreise vor.
Allerdings müssten auch die Bundesländer ihren Beitrag leisten, betonte Habeck. In der Bundesregierung wird befürchtet, dass die Länder eine Reihe Maßnahmen im Bundesrat blockieren, weil sie dadurch weniger Steuern einnehmen würden.
MDR (Jochen Müller, Karin Roxer, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 9.10.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Oktober 2024 | 13:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/4a3fa1d5-bb7c-4f6d-98da-b8f2bc47d2e4 was not found on this server.