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MDR-Reporter Uli Wittstock hatte seine liebe Not mit der Briefwahl. Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz - picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
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Uli Wittstock denkt beinahe, er hätte eine Wanderkarte in der Hand. Dabei ist es der Stimmzettel für die Europawahl. Und das war's noch nicht mal mit der Zettelei!

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 05.06.2024 16:57Uhr 01:18 min

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Europa- und Kommunalwahlen 2024 Glosse zur Briefwahl: Uli Wittstock kämpft mit "Wahlzettelei"

07. Juni 2024, 18:58 Uhr

Es wird gewählt am Wochenende. Für MDR-Reporter Uli Wittstock heißt das: Er ist im Einsatz. Deshalb hat er sein Kreuz schon mal per Briefwahl gesetzt. Einfach war das nicht. Denn Briefwähler müssen findig sein, vor allem beim Falten.

Dass Europa eine große Idee ist, merkt man schon am Umfang des Wahlzettels, der den Briefwahlunterlagen beiliegt. Der ist so groß wie eine mittlere Wanderkarte, insgesamt neunmal gefaltet und bietet wohl für so ziemlich jede politische Idee eine Heimat. Doch die Neugier hat ihren Preis, ist nämlich der Stimmzettel erst mal entfaltet, dann lässt er sich nicht mehr so einfach zusammenlegen. Man kennt das ja auch von Stadtplänen.

Wahlunterlagen zur Briefwahl bei der Europawahl
Stattliche Länge: der Stimmzettel zur Europawahl Bildrechte: MDR/Uli Wittstock

Damit man als mündiger Wahlbürger alles richtig macht, gibt es zwar keine Faltanleitung, dafür aber andere Hinweise. Zunächst also soll man geheim seine eigene Stimme in Form eines Kreuzes bei der Partei seines Herzens machen. Dazu muss man sich zu Hause keine Wahlkabine bauen, da reicht auch der alte Trick aus der Schule: zum Beispiel mit einem Löschpapier als Sichtschutz. Oder man geht vom Wohnzimmer in die Küche, um mal kurz unbeobachtet zu sein. Wer Single ist, hat diese Probleme natürlich eher nicht so sehr.

Ankreuzen und Falten

In Abgeschiedenheit und Konzentration erfolgt dann also der eigentliche Wahlvorgang, sozusagen das Kernstück der demokratischen Meinungsbildung. Um seine Meinung kund zu tun, reicht bei der Europawahl ein einfaches Kreuz. Dieses zu setzen sind Bleistifte, Farbstifte, Kopierstifte, Tintenstifte, Kugelschreiber, Faserstifte, Filzstifte und ähnliche Schreibgeräte zugelassen. Bei Lippenstiften scheint die Rechtslage hingegen unklar zu sein.

Ist das Kreuz gemacht, dann kommt streng nach Anleitung der zweite Schritt, nämlich den Stimmzettel – unbeobachtet natürlich – in den weißen Stimmzettelumschlag legen und diesen dann zukleben. Damit das nicht misslingt, gibt es sogar die dazu passenden Bildchen wie bei einer Ikea-Aufbauanleitung. Nur leider führt diese Anleitung in die Irre, denn der Stimmzettel passt nicht in den Stimmzettelumschlag.

Wahlunterlagen zur Briefwahl bei der Europawahl
Irgendetwas passt hier nicht wie es soll. Bildrechte: MDR/Uli Wittstock

Zukleben mit Speichelprobe

Theorie und Praxis finden da offenbar nicht zusammen. Oder hat man jetzt etwa den falschen Umschlag gegriffen? Also schiele ich unbeobachtet nach dem anderen Umschlag. Aber nein, auch der passt nicht. Was also tun? Den Zettel mit der Schere kürzen, macht wenig Sinn. Denn dann würde ich meine eigene Stimme beschneiden. Also einfach den Zettel noch einmal falten, in der Hoffnung, dass dies nicht der Bundeswahlordnung entgegensteht.

Damit der Umschlag klebt, muss man ihn übrigens anlecken – wahrscheinlich eine Art Speichelprobe. Hat man das geschafft, dann muss man noch den Wahlschein ausfüllen. Aber welch Wunder: Auch der passt nicht in den dafür bereitliegenden Wahlbriefumschlag. Also wird auch der Wahlschein ebenfalls noch einmal gefaltet. Vorher natürlich unterschreiben, damit klar ist, dass dies keine Scheinwahl ist, sondern dass der Wahlbürger Wittstock hier tatsächlich sein Kreuz gesetzt hat.

Alarm im Wahlamt

In diesen Wahlbriefumschlag kommt dann auch noch der Stimmzettelumschlag, der diesmal auch wirklich reinpasst. Auch klebt der Umschlag super – ganz ohne anlecken. Allerdings erinnert nun das Ganze nach all den Faltungen eher an eine Briefbombe als an eine Stimmabgabe. Hoffentlich gibt's da keinen Alarm im Wahlamt.

In besonderen Ausnahmefällen kann man einen Wahlschein auch noch am Wahltag bis 15 Uhr beantragen, zum Beispiel wenn bei nachgewiesener plötzlicher Erkrankung der Wahlraum nicht oder nur unter nicht zumutbaren Schwierigkeiten aufgesucht werden kann.

MDR (Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Juni 2024 | 08:00 Uhr

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