Ab in den Briefkasten: Umschlag für die Bundestagswahl 3 min
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Wahlen Trend zur Briefwahl: Wie Parteien ihren Wahlkampf anpassen

30. Mai 2024, 05:00 Uhr

Kommunal-, Europa- und Landtagswahl – dieses Jahr werden viele Kreuze gesetzt. Immer mehr Menschen machen das per Brief statt am Sonntag im Wahllokal. Das verändert auch den Wahlkampf der Parteien.

Raja Kraus, Autorin, Reporterin
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Die Kommunalwahlen in Thüringen sind gerade durch, die Europawahl steht kurz bevor – und die Thüringer Parteien denken schon an die Landtagswahlen im September. Sechs Wochen vorher dürfen die Wahlplakate angebracht werden.

Wahlkampf geht früher los

Doch Wahlkampfauftakt ist für die Liberalen in diesem Jahr trotzdem schon am 18. Juni – vier Wochen früher als sonst, sagt Tim Wagner, Landesgeschäftsführer der FDP Thüringen: "Wenn die Menschen vier Wochen vor dem Wahltag wählen gehen, müssen wir auch anfangen, vier Wochen vorher mit den Menschen zu kommunizieren in einer anderen Art." Er meint die Menschen, die per Brief wählen.

Zwei bis vier Wochen vor dem eigentlichen Wahltermin geben die meisten Briefwählenden ihre Stimme ab, sagt der Politikwissenschaftler Aiko Wagner von der Freien Universität Berlin. Der Trend zur Briefwahl hat über die Jahre immer weiter zugenommen: Erklären könne man das aber nicht so einfach. Es gebe Erklärungsversuche mit erhöhter Mobilität oder mit der Zunahme an Rentnerinnen und Rentnern, erklärt Wagner. "Wir wissen, dass Rentnerinnen und Rentner vermehrt die Briefwahl nutzen, einfach, weil sie sehr bequem ist."

Bei der Bundestagswahl 2021 – wohlgemerkt während der Pandemie – hat fast die Hälfte der Wählerinnen und Wähler per Brief abgestimmt. Die Parteien reagieren nun darauf. So wie die FDP in Thüringen, die nun das erste Mal schon vor dem Plakatieren aktiv wird: mit Briefwurfsendungen, auf Online-Kanälen.

Parteien passen Wahlkampf an Briefwähler an

Ähnlich handhaben es die Parteien in Sachsen. Der SPD-Landesvorsitzende Henning Homann erinnert an den klassischen Plakatwahlkampf: Früher habe man etwa in drei Wellen auf Großflächen plakatiert und dabei den Kandidaten erst zum Schluss gebracht, "das verändert sich aber schon seit sehr Langem", sagt Homann.

Der Schlussspurt werde zunehmend irrelevant, der Wahlkampf länger und Brief- und Urnenwähler würden unterschiedlich angesprochen, sagt Politikwissenschaftler Aiko Wagner. So werde die ältere, potenzielle Briefwählerschaft früher angesprochen: "Und vielleicht in den letzten Tagen vor der Wahl eher die – ich sage mal – mittelalte, arbeitende Bevölkerung, die dann vielleicht eher noch am Wahltag wählen geht."

Auch die Grünen wollen in Sachsen früher als sonst die Werbetrommel rühren, um Briefwählerinnen und -wähler zu erreichen: "Natürlich geht es darum, auch auf die Möglichkeit der Briefwahl aufmerksam zu machen – und das relativ zeitnah" , sagt Sachsens Landesvorsitzende Marie Müser. Eine Herausforderung sei auch, "dass sich nach den Kommunal- und den Europawahlen direkt der nächste Wahlkampf anschließt und sich durch die Möglichkeit der Briefwahl eigentlich alle im Dauerwahlkampf befinden". Das ist nicht nur für die Parteimitglieder anstrengend – mitunter kann es auch die Bürgerinnen und Bürger ermüden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. Mai 2024 | 06:17 Uhr

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