Zahl gestiegen Jugendliche verübten 2023 zehntausende Straftaten in Sachsen-Anhalt
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12. März 2024, 11:24 Uhr
Jugendliche und Heranwachsende haben im Jahr 2023 deutlich mehr Straftaten begangen. Vor allem hätten die unter 21-Jährigen mehr Körperverletzungen und Ladendiebstähle begangen oder andere bedroht. Innenministerin Zieschang spricht von einem Warnsignal. In Halle ist die hohe Jugendkriminalität seit Längerem Thema.
- Jugendliche in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Straftaten begangen.
- Innenministerin Zieschang sieht darin ein Warnsignal und fordert ein Zusammenwirken aller Beteiligten.
- In Halle ist die hohe Jugendkriminalität schon länger Thema und wird mit konkreten Maßnahmen bekämpft.
Die Jugendkriminalität in Sachsen-Anhalt hat deutlich zugenommen. Im Vorjahr haben die Behörden insgesamt 17.409 Straftaten im Bereich der Jugendkriminalität erfasst, so Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um 1.524 Fälle oder 9,6 Prozent. Laut Innenministerium begingen die unter 21-Jährigen insbesondere mehr Körperverletzungs- und Bedrohungsdelikte sowie Ladendiebstähle.
Mehr Straftaten auch bei unter 14-Jährigen
Einen Anstieg gab es auch bei der Kinderkriminalität. Jungen Tatverdächtigen bis unter 14 Jahre wurden 2023 insgesamt 3.986 Straftaten zugeordnet. 2022 waren es noch 3.328 Straftaten, das ist ein Zuwachs um 19.8 Prozent.
Innenministerin: Müssen Perspektiven aufzeigen
Sachsen-Anhalts Innenministerin stellt am Dienstag die Ergebnisse der Polizeilichen Kriminalstatistik vor. "Der Anstieg der Jugendkriminalität muss für uns alle ein Warnsignal sein", erklärte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) vorab. "Wir müssen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, um Hilfestellungen zu geben und Perspektiven aufzuzeigen. Nur so können wir kriminellen Karrieren frühzeitig entgegenwirken."
Wie Halle gegen die hohe Jugendkriminalität vorgeht
In Halle ist die hohe Jugendkriminalität seit Längerem Thema. Dort hatten sich Stadt und Land auf eine Reihe von Maßnahmen geeinigt. Besonders auffällige Jugendliche sollten verstärkt von Jugendamt, Schulamt, Jugendberatungsstellen und Polizei in den Blick genommen werden. Auch wurden Polizeipräsenz und Präventionsarbeit verstärkt.
Laut Stadt sind die Zahlen seitdem deutlich gesunken. Urteile gegen jugendliche Straftäter hat es auch gegeben: Jüngst waren zwei 14 Jahre alte Jungen vor dem Amtsgericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Sie sollen andere Jugendliche ausgeraubt haben. Eine Statistik darüber, wie viele Verfahren gegen Jugendliche geführt werden, führt das Gericht einem Sprecher zufolge zwar nicht. Es seien aber eine Menge.
Kaum Nachfrage für Anlaufstelle für Opfer
Auch den Opfern soll besser geholfen werden. Im November wurde dafür eine Informationsstelle für Opfer von Jugendgewalt eröffnet. Genutzt wurde diese bisher jedoch kaum von Betroffenen, wie die Stadt auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte.
Demnach konnte die bisher einzige Anfrage mit Hilfe von Schulsozialarbeitern bearbeitet und an eine externe Beratungsstelle übergeben werden. Vorwiegend werde sie von freien Trägern für Präventionsarbeit in Zusammenarbeit mit der Stadt in Anspruch genommen.
dpa, MDR (Hannes Leonard, Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. März 2024 | 21:00 Uhr