Bundestagswahl 2025 FDP-Spitzenkandidat Marcus Faber im Kampf um die fünf Prozent
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20. Februar 2025, 11:23 Uhr
Die FDP kämpft im aktuellen Bundestagswahlkampf um das politische Überleben. Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt ist der 41-jährige Stendaler Marcus Faber. Er hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Verteidigungspolitiker gemacht, sitzt seit sieben Jahren im Bundestag. Im Wahlkampf bläst ihm und seiner Partei durchaus Gegenwind entgegen. Trotzdem soll die Fünf-Prozent-Hürde geknackt werden.
Es ist ein eher kühler Empfang, den FDP-Parteichef Christian Lindner an diesem Tag auf dem Marktplatz in Halle erlebt. Und das liegt nicht an den frostigen Temperaturen. Der Platz ist mit einigen Hundert Menschen gut gefüllt, doch der größere Teil signalisiert eine kritische Einstellung zur FDP. Plakate mit der Aufschrift "Kriegstreiber" und auch "Deutschlands Frechster Arbeitsloser – Christian Lindner" werden hochgehalten, Pfiffe begleiten die gesamte 45-minütige Rede des FDP-Vorsitzenden. Auch Sprechchöre mit "Reichensteuer, Reichensteuer", erklingen. Gleich zu Beginn wendet sich Lindner süffisant an die Protestierenden. "Ein herzliches Willkommen auch an die politisch Andersgläubigen, herzlich willkommen bei der Partei der Meinungsfreiheit."
Eigentlich könnte es fast ein Heimspiel sein, der Auftritt der FDP in Halle. Schließlich stammt die FDP-Ikone Hans-Dietrich Genscher aus der Saalestadt. Doch vermutlich kennt kaum noch jemand der jungen Leute an diesem Tag den 2016 verstorbenen, langjährigen Außenminister und prägenden Politiker der Deutschen Einheit. Lindner bezeichnet in seiner fulminanten Rede Genscher "als ersten Umweltminister Deutschlands", als es die Grünen noch nicht einmal gegeben habe. Diese sei verantwortlich gewesen für die Gründung des Umweltbundesamtes.
Routiniert trotz geworfenen Eiern
Geschichte schimmert an diesem Tag noch ein weiteres Mal durch, als zum Abschluss der Veranstaltung noch ein Ei in Richtung Lindner fliegt und letztlich in einer Torte hängenbleibt, die ihm gerade überreicht werden sollte. "Das hat auch schon Helmut Kohl hier erlebt, dass Eier fliegen, dass kennen wir schon", sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Andreas Silbersack laut ins Mikrofon. "Ihr treibt uns nur noch mehr an", schiebt Silbersack noch in Richtung der Demonstrierenden nach.
Marcus Faber ist derweil außerhalb der Wurfweite. Er hatte routiniert die Veranstaltung eröffnet und von einer notwendigen Wirtschaftswende und auch dringend erforderlichen Investition in Infrastruktur gesprochen. Der 41-jährige Stendaler ist nicht der Typ, der sich schnell aus der Kontrolle bringen lässt. Er hat sich in Berlin einen Namen als Verteidigungspolitiker gemacht. Als seine Parteischwester Agnes Strack-Zimmermann im vergangenen Sommer ins EU-Parlament gewählt wurde, da folgte ihr Marcus Faber in die Fußstapfen als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses.
Faber will Bundeswehr fördern
Dabei hatte auch Faber Lehrgeld gezahlt. Er musste 2022 von seinem Posten als verteidigungspolitischer Sprecher seiner Partei zurücktreten. Er hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach einem Auftritt im Verteidigungsausschuss kritisiert, bei dem es um die Unterstützung der Ukraine ging. Scholz sei im Ausschuss viele Fragen schuldig geblieben, hatte er Journalisten ins Mikro erzählt. Problematisch war, dass Fabers FDP zur Regierungsriege des Kanzlers gehörte und sie quasi im gemeinsamen Boot saßen. Es war rückblickend gesehen – gemessen an späteren Querelen innerhalb der Koalition – nur eine Fußnote.
Als Verteidigungspolitiker reiste Faber in den vergangenen Jahren fünf Mal in die Ukraine und machte sich vor Ort ein Bild von der Situation. "Ich habe Leute getroffen, die in ihren Wohnungen bombardiert wurden, ich habe zerstörte Krankenhäuser gesehen, das will alles keiner erleben", sagt Faber. Neben der unmittelbaren Unterstützung mit Waffen für die Ukraine bedeutet es für den FDP-Mann auch eine Notwendigkeit zur besseren Ausstattung der eigenen Streitkräfte. "Gerade wenn jemand in Europa seine Nachbarländer überfällt, ist es wichtig, dass wir eine starke Bundeswehr haben, die auch abschreckt, damit wir hier weiter in Frieden leben können", sagt der Stendaler.
Er erlebe im Wahlkampf viel Zustimmung zu seiner Position, sagt er. "Wir haben viele Bundeswehr-Standorte nicht nur in der Altmark, sondern in ganz Sachsen-Anhalt, da ist ein Verständnis vorhanden", sagt Faber. Der Stendaler hat seine eigene Bundeswehrzeit im benachbarten Havelberg absolviert, wie er betont.
Die Sorgen der Menschen: Arbeitsplätze und Migration
Ortwechsel. Fußgängerzone in Stendal. Marcus Faber hat mit seinen Leuten einen kleinen Wahlstand aufgebaut. Flyer werden verteilt und auch kleine, gelbe Windmühlen. "Die sind für den Rückenwind, den wir gerade erleben", sagt Marcus Faber mit einem verschmitzten Lächeln. Auch wenn Stendal rund anderthalb Tausend Studenten hat, so ist hier an diesem Samstagmorgen keine offene Konfrontation wie zuvor in Halle zu erleben. Vor allem ältere Passanten gehen ihren Wochenendeinkäufen nach.
Marcus Faber geht offen auf die Leute zu. Viele Leute hasten vorbei, einige lassen sich aber offensichtlich gerne in ein Gespräch verwickeln. Es geht vor allem um Wirtschaftsthemen. Die Leute sorgen sich um ihre Arbeitsplätze. Aber natürlich auch um Migration. "Wir müssen dafür zu sorgen, dass Deutschland nicht ein Anteil in Europa übernimmt, der größer ist als unser Bevölkerungsanteil. Das heißt zum Beispiel Familiennachzug zu erschweren und auch Zurückweisung an der deutschen Grenze zu ermöglichen", sagt Marcus Faber.
Kampf um die Zweitstimmen
Für die FDP geht es vor allem noch darum, die zahlreichen Unentschlossenen einzufangen. "Es geht um die Zweitstimme", sagt Faber. Er selbst kandidiert im Wahlkreis 66 – dem flächenmäßig größten in Deutschland – als Direktkandidat, weiß jedoch auch dass er mit dem Ausgang des Direktmandats nichts zu tun. Er muss versuchen, die FDP noch über die Fünf-Prozent-Hürde zu hieven. Seit Monaten liegt die FDP bei vielen Umfrage-Instituten konstant bei vier Prozent. Sollte die FDP die Fünf-Prozent-Hürde nicht überwinden können, bleibt ihnen nur die Chance auf einen Einzug, wenn sie bundesweit mindestens drei Direktmandate erringt.
"Ich bin zuversichtlich, dass es klappt", sagt Faber. Wenn die Partei wieder in den Bundestag einzieht, dann wird auch Faber als Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt wieder dabei sein. Den Platz 1 auf der Landesliste hatte Faber nur knapp gewinnen können. Als die FDP im Dezember zusammenkam, um über die Liste abzustimmen, hatte er sich erst im zweiten Wahlgang durchsetzen können.
MDR (Bernd-Volker Brahms, Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 16.02.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 17. Februar 2025 | 17:40 Uhr
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