Wahlergebnisse Bundestagswahl 2025: Die Reaktionen aus Sachsen-Anhalt
Hauptinhalt
25. Februar 2025, 09:23 Uhr
Nach der Bundestagswahl freuen sich CDU und AfD in Sachsen-Anhalt darüber, stärkste Kräfte im Bundestag zu werden. Auch die Linken sprechen von einem "großartigen Wahlergebnis", für die Grünen ist es "solide". Die SPD hatte dagegen mit mehr Stimmen gerechnet. Darauf gehofft hatten auch FDP und BSW, die nicht in den neuen Bundestag einziehen.
- Über die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 freuen sich in Sachsen-Anhalt vor allem CDU und AfD.
- Die SPD gehört zu den Verlierern der Wahl – und hatte mit einem besseren Ergebnis gerechnet.
- Die Grünen sprechen von einem soliden Wahlergebnis, die Linken von einem großartigen.
- FDP und BSW zeigen sich enttäuscht, die Fünf-Prozent-Hürde nicht geknackt zu haben.
Nach der Bundestagswahl hat sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für schnelle Koalitionsgespräche mit der SPD ausgesprochen. Schwarz-Rot sei die Option, die die meisten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland wünschten, sagte er dem MDR am Montag. Von einer Dreierkonstellation solle man, solange es möglich sei, Abstand nehmen. Haseloff hatte zwischen 2016 und 2021 mit SPD und Grünen in einem Dreier-Bündnis in Sachsen-Anhalt regiert und tut das im Moment mit SPD und FDP.
CDU-Chef Schulze hofft auf Zweierbündnis
Nach dem vorläufigen Ergebnis hat die Union bei der Bundestagswahl am Sonntag 28,5 Prozent erreicht und ist stärkste Kraft. Der Landesvorsitzende der CDU in Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, sprach am Sonntag von einem "klaren Sieg". Nun hoffe er auf eine Regierung mit nur zwei Parteien. Eine Dreierkoalition sei ein großes Problem. Das habe man bei der Ampel gesehen.
Dass die AfD mit 20,8 zweitstärkste Kaft im Bund geworden ist, sei "ein großer Schock", sagte Schulze am Tag nach der Wahl. Ziel müsse nun sein, den Menschen in Ostdeutschland das Gefühl zu geben, dass Parteien außerhalb der AfD in der Lage seien, sie richtig zu vertreten. Nötig sei aus Berlin ein stärkerer Fokus auf Ostdeutschland, inhaltlich und personell, so Schulze.
Am Tag nach der Wahl war Sven Schulze im Interview bei MDR AKTUELL:
AfD strebt absolute Mehrheit im Landtag an
Die AfD strebt nach ihrem deutlichen Zuwachs im Bund nun die absolute Mehrheit im Landtag an. Fraktionschef Ulrich Siegmund sagte dem MDR, wenn es so weitergehe, brauche man keinen Koalitionspartner. Dann werde man nach der Landtagswahl 2026 in Sachsen-Anhalt alleine regieren können. Dafür seien nur etwa 41 bis 43 Prozent der Stimmen nötig – abhängig davon, wie viele kleinere Parteien es in den Landtag schafften.
Im Video sehen Sie die Reaktion des AfD-Landesvorsitzenden Martin Reichardt vom Sonntagabend:
SPD-Landeschefin: Debatte um Migration und Sicherheit ist der Partei nicht gelungen
Zu den Verlierern der Bundestagswahl gehört laut vorläufigem Endergebnis die SPD mit 16,4 Prozent. Die Landesvorsitzende Juliane Kleemann sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag, sie sei darauf vorbereitet gewesen, dass es "kein guter Abend für uns wird" – habe aber dennoch mit zwei, drei Prozentpunkten mehr gerechnet. Mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr müsse die SPD nun zeigen, wofür sie stehe.
Aus Kleemanns Sicht hatte zuletzt das Thema Sicherheit und Migration die Debatte in einer Art und Weise eingenommen, die viele andere Themen überlagert habe. Das sei für die SPD schwierig gewesen, die versucht habe, sachlich mit dem Thema umzugehen: "Nicht über Gebühr – so viel Emotion da auch drinsteckt – und es auch nicht populistisch auszuschlachten, ist uns schlicht nicht gelungen."
Grüne: "Müssen bei unseren Kernthemen bleiben"
Grünen-Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann sieht das Wahlergebnis als Weckruf. Es zeige klar, dass die Strategie der CDU, sich dem "rechtsextremen Original anzunähern", nicht funktioniere. "Wir als Grüne müssen bei unseren Kernthemen bleiben: Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt."
Der Co-Vorsitzende der Partei, Dennis Helmich, hatte das vorläufige Wahlergebnis von 11,6 Prozent am Sonntag als "solide" bezeichnet.
Linke in Sachsen-Anhalt blickt hoffnungsvoll in die Zukunft
"Wir sind wieder da", sagte Linken-Fraktionschefin Eva von Angern am Montag. Man werde den eingeschlagenen Kurs fortsetzen. "Wir müssen den Menschen zuhören, ihre Probleme ernst nehmen und nicht wegreden." Der deutliche Zuwachs an neuen Mitgliedern biete große Chancen. Gleichzeitig richtete von Angern eine Kampfansage an die AfD. Sie wolle in den Bereichen Präsenz zeigen, wo die Konkurrenz von ganz rechts besonders stark sei. "Wir werden den ländlichen Raum auf keinen Fall verloren geben", kündigt von Angern an.
Die Reaktion von Janina Böttger, Co-Landesvorsitzende der Linken, kurz nach der Prognose am Sonntag sehen Sie im Video:
FDP und BSW unter der Fünf-Prozent-Hürde
Die FDP (4,3 Prozent) und das BSW (4,9 Prozent) schaffen es laut vorläufigem Endergebnis nicht in den Bundestag. FDP-Landesvorsitzende Lydia Hüskens hatte bis zuletzt auf den Wiedereinzug gehofft, sagte sie am Sonntag. Mit dem Ergebnis könne die Partei nicht zufrieden sei. "Wir haben gemerkt, dass wir mit dem Thema Wirtschaftswende nicht so durchgedrungen sind, wie wir uns das gewünscht haben." Das müsse man nun auswerten.
Das BSW teilte am Montag mit, man werde nun mit voller Kraft an der Gründung von Kreisverbänden arbeiten und sich auf die Landtagswahl 2026 vorbereiten. "Unser Ziel bleibt klar: den Menschen eine starke politische Alternative zu bieten", sagt Co-Landeschef Thomas Schulze.
Im Video die Reaktion von Schulze am Wahlabend:
Wirtschaft fordert schnelle Regierungsbildung
Unterdessen hofft die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt nach der Wahl auf eine schnelle Regierungsbildung und eine wirtschaftsfreundliche Politik. Eine neue Bundesregierung müsse schnelle und verlässliche Entscheidungen für die Unternehmen im Land treffen, sagte Marco Langhof, Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände, am Montag. Er forderte bezahlbare Energiekosten, weniger Bürokratie, professionellere und digitalere Verwaltungen sowie eine Reform der Sozialsysteme. Die Liste der anstehenden Aufgaben sei zwar noch länger, sagte Langhof. "Aber damit müssen wir anfangen, und zwar jetzt."
Insgesamt sprach Langhof von einem brauchbaren Wahlergebnis: "Die Parteien der Mitte haben eine letzte Chance. Die haben sie, und die müssen sie jetzt auch beherzt nutzen."
Der Geschäftsführer der SKW Stickstoffwerke Piesteritz in Wittenberg, Carsten Franzke, sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntagabend, man brauche endlich faire Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb. Dafür müssten als erstes die nationalen Sonderkosten bei der Energie wie Gasumlage gesenkt werden.
Die Senkung des Energiepreises ist auch nach Ansicht der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) eine der Reformen, die die neue Bundesregierung möglichst schnell angehen soll. Außerdem forderte IHK-Präsident Sascha Gläßer eine Entlastung bei Unternehmenssteuern und Bürokratie. Allerdings lasse eine erneute Koalition aus CDU und SPD "unwillkürlich an den mangelnden Reformehrgeiz der letzten sogenannten Großen Koalition denken", teilte Gläßer am Montag mit. Den dürfe jetzt nicht wieder geben.
Kirche möchte mit AfD-Wählern ins Gespräch kommen
Während alle anderen Parteien Gespräche mit der AfD ausschließen, möchte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland in einen stärkeren Diskurs mit den Wählerinnen und Wählern der AfD gehen. Seine Kirche werde neu überlegen, wie sie die Menschen erreiche, kündigte Landesbischof Friedrich Kramer am Montag an. Dazu gehöre die Kampagne "#VerständigungsOrte", die auf die Initiative von Kirche und Diakonie zurückgeht und sich für mehr Verständigung einsetzt.
Erfreulich ist laut Kramer die sehr hohe Wahlbeteiligung von bundesweit 82 Prozent. Gleichzeitig werde deutlich, dass Regierungen immer komplizierter zu bilden seien und die Gesellschaft eine "Hochschätzung des Kompromisses" brauche. Das sei in polarisierten Zeiten nicht leicht zu bewerkstelligen. Von der neuen Bundesregierung erwarte die Landeskirche, nicht nur das Thema Migration, sondern auch die Probleme der Klimakrise und der sozialen Ungleichheit in die politische Debatte zurückzuholen, sagte Kramer.
MDR (Leonard Schubert, Maren Wilczek, Fabienne von der Eltz); dpa; epd | Erstmals veröffentlicht am 23.02.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Februar 2025 | 22:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/ace1d568-89bf-4edd-af87-bafb5b2f005e was not found on this server.