Großaktion des Ordnungsamts Fast 120 verwahrloste Hunde in Bad Lauchstädt gerettet
Hauptinhalt
20. Dezember 2024, 17:58 Uhr
Zerzaustes Fell, Bisswunden und ein Leben in Fäkalien: Das war die Situation von 119 verwahrlosten Hunden auf einem Areal in Bad Lauchstädt. Jetzt haben Tierschützer die Vierbeiner bei einer Großaktion des Ordnungsamts gerettet und auf die Tierheime in Mitteldeutschland aufgeteilt. Gegen die Besitzerin wird ermittelt.
Im Saalekreis sind auf einem Grundstück zahlreiche verwahrloste Hunde entdeckt worden. Behörden und Tierschützer befreiten auf dem verwilderten Areal in Bad Lauchstädt insgesamt 119 Tiere. Das bestätigten Polizei und Ordnungsamt MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstag. Zuvor hatte die Mitteldeutsche Zeitung (€) berichtet.
Ordnungsamtsleiter Stefan Thielmann sagte, die Tiere seien in einem katastrophalen Zustand gewesen: "Die lebten in ihren Fäkalien. Es konnten welche nicht mehr gehen mit Bisswunden, mit Verletzungen und so weiter."
Tiere im Saalekreis durch Zufall gefunden
Nach den Worten Thielmanns waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Situation auf dem bis zu 7.000 Quadratmeter großen Gelände vor etwa zwei Wochen eher durch Zufall aufmerksam geworden, nachdem einige Tiere ausgebüxt und umhergestreunt waren.
Dabei seien zwei nicht gechipte Hunde sichergestellt worden. Anschließend habe es mehrere Einsätze gegeben. Bei der Großaktion am Mittwoch, die bis zum Abend dauerte, sei auch zweimal die Feuerwehr hinzugerufen worden – unter anderem um einen Wohnwagen anzuheben, unter dem Tiere zu finden waren.
Die Hunde seien dem Anschein nach in kleinen Gruppen gehalten worden und hätten sich so unkontrolliert vermehren können. Es seien einige Jungtiere dabei gewesen.
Die lebten in ihren Fäkalien. Es konnten welche nicht mehr gehen mit Bisswunden, mit Verletzungen und so weiter.
Tierschutzbund nennt "Animal Hoarding" als möglichen Grund
Das Gelände und die Hunde gehören den Angaben nach einer Frau aus Salzatal im Saalekreis. Für die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, Nadia Wattad, deutet dabei alles auf das Phänomen des "Animal Hoarding" hin. Wattad sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es handele sich nicht allein um ein Tierschutzproblem. Häufig stehe dahinter ein Mensch mit einer psychischen Erkrankung. Er horte Tiere, ohne zu bemerken, dass es ihnen schlecht gehe. Ob das auch im Fall der 119 Hunde in Bad Lauchstädt eine Rolle spiele, stehe nicht fest.
Das bedeutet "Animal Hoarding"
Wie der Deutsche Tierschutzbund beschreibt, ist das übermäßige "Animal Hoarding", also das Tieresammeln oder Tierehorten, "ein Krankheitsbild, bei dem betroffene Menschen Tiere in einer so großen Anzahl halten, dass sie sie nicht mehr angemessen versorgen können."
Die Hunde wurden auf Tierheime in ganz Mitteldeutschland verteilt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Besitzerin wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.
MDR (Frank Nowak, Martin Nass, Christoph Dziedo, Johanna Daher) | Erstmals veröffentlicht am 19.12.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Dezember 2024 | 15:00 Uhr