Zwei Frauen bei der Arbeit mit einem Rotmilan.
Mit einer finanziellen Erhöhung konnten zwei neue Stellen am Rotmilanzentrum geschaffen werden. Hanna Hartmann (links) und Karen Paschke (rechts) sind seit Anfang des Jahres nun fest angestellt. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Rotmilanzentrum Warum Vogelschützer in Halberstadt 200.000 Euro vom Land brauchen

02. Juli 2024, 19:48 Uhr

Der Rotmilan gilt für manche als das heimliche Wappentier Sachsen-Anhalts. Mehr als 2.000 Paare der Greifvögel brüten hierzulande, doch die Population schrumpft. Um die Tiere zu schützen, ist das Rotmilanzentrum in Halberstadt auf Unterstützung des Landes angewiesen.

Seit 2016 statten die Mitarbeiter des Rotmilanzentrums in Halberstadt die Greifvögel mit GPS-Sender aus. Das soll der Nachverfolgung der Rotmilane dienen. Der Fokus liegt hierbei insbesondere auf den Jungvögeln. Denn sobald diese ausgeflogen sind, kann nachvollzogen werden, wie viele von ihnen überleben, wo sie ihre Nahrung finden und ob sie in Sachsen-Anhalt bleiben.

Auf diese Weise werden wichtige Daten gewonnen, die die Gefahren für den Rotmilan aufzeigen. Vom Land Sachsen-Anhalt bekommen sie seit Jahren eine Förderung von 70.000 Euro, um ein Absinken der Population zu verhindern.

Gewicht und Größe der Jungvögel entscheidend

Leicht ist es nicht, die Sender an die Vögel zu bekommen. Die Brutzeit der Rotmilane ist im Juni – die beste Zeit, um die Jungtiere mit GPS-Sendern auszustatten. Dementsprechend gebündelt ist der Arbeitsaufwand. "Dann werden Überstunden geschrubbt. Die werden im Winter abgebummelt", erzählt Martin Kolbe, Leiter des Rotmilanzentrums in Halberstadt im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Porträtfoto von Martin Kolbe, Leiter des Rotmilanzentrums
Martin Kolbe und seine Kollegen machen zur Brutzeit der Rotmilane viele Überstunden. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Bevor die Rotmilanjungen die Sender tragen können, muss einiges überprüft werden, sagt Eike Steinborn, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rotmilanzentrum. "Wir vermessen die Vögel. Also Flügellänge, Stoß, Schnabel – das ist für die Altersbestimmung. Und jetzt wiege ich den Vogel – das ist für die Fitness." Es müsse sichergestellt werden, dass die Greifvögel fast ausgewachsen sind, so Steinborn. Sonst sei das Verletzungsrisiko durch den Sender zu groß.

Finanzielle Unterstützung vom Land

Die Ausstattung der Rotmilane mit Sendern ist nicht nur viel Arbeit, sondern auch mit hohen Kosten verbunden. Erst letztes Jahr im März kämpfte der Leiter des Rotmilanzentrums im Umweltausschuss des Landtages um eine höhere finanzielle Unterstützung. "Das brauchen wir einfach, um die Aufgaben, die sich in den letzten Jahren ergeben haben, gewissenhaft und vernünftig abarbeiten zu können", erklärt Kolbe.

Ein Mann schnallt einen Sender an einen Rotmilan.
Eike Steinborn stattet die Rotmilan-Jungvögel mit GPS-Sendern aus. Bildrechte: MDR/Laura Sinem Hönes

Die Forderung war erfolgreich: Für das Haushaltsjahr 2024 wurden ihnen erstmalig insgesamt 200.000 Euro zur Verfügung gestellt. Wichtige Mittel, um auch herauszufinden, welche Gründe hinter der gesunkenen Population stehen.

Gefahren und Schutzmaßnahmen für den Rotmilan

Der Rotmilan zählt zu den Wildtierpopulationen. Diese unterliegen oft Schwankungen, sagt Martin Kolbe. Auch Witterungsverhältnisse spielen hier mit rein. Aber auch andere Ursachen können der gesunkenen Population der Greifvögel zugrunde liegen.

"Wir müssen aufpassen, dass die Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden, gerade in Bezug auf Agrar- und Umweltmaßnahmen oder beim Ackerbau allgemein, dass wir dem Rotmilan da nicht schaden", sagt Kolbe. Eine intensive Landwirtschaft führe nämlich dazu, dass der Rotmilan schlechter Nahrung finde.

Schutz für Milane gibt es momentan nicht

Gezielte Maßnahmen zum Schutz von Rotmilanen gibt es laut Umweltministerium nicht. Die sogenannten "Agrarumweltmaßnahmen" dienen dem Schutz aller Greifvögel: "Die Maßnahmen verbessern aber grundsätzlich die ökologischen Funktionen von landwirtschaftlich genutzten Flächen und bevorteilen somit auch den Rotmilan, insbesondere bei der Nahrungssuche." Rotmilane würden schon jetzt von Stilllegungsflächen, Blühstreifen und extensivem Grünland profitieren, heißt es weiter.

Das Umweltministerium wolle sich aber trotzdem dafür einsetzen, dass Verbesserungen zugunsten von Greifvögeln und Feldvögeln zukünftig erreicht werden können. Trotz dieser Maßnahmen gab es bei der Rotmilanpopulation einen langjährigen Abwärtstrend.

Aktuell stabilisiere es sich zwar auf niedrigerem Niveau, dennoch müsse stets ein kritischer Blick gewahrt werden, so Kolbe. "Wir haben einen erheblichen Bestand der deutschen Population bei uns in Sachsen-Anhalt. Das führt natürlich dazu, dass wir im Land aufpassen müssen, dass der Bestand nicht zusammenbricht."

Für die Mitarbeiter des Rotmilanzentrums ist es deshalb wichtig, dass ihre höhere finanzielle Förderung keine Eintagsfliege war. Damit sie in Sachsen-Anhalt auch weiterhin für die Nachkommen der Rotmilane sorgen können. Sonst stehen sie im Umweltausschuss nächstes Jahr vielleicht wieder auf der Matte.

MDR (Laura Sinem Hönes)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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