127 Kaninchen in einem Haushalt Tiere aus Fällen von "Animal Hoarding" belasten Tierheime stark

16. Februar 2024, 05:00 Uhr

Wenn wir von "Messies" sprechen, dann denken wir an Menschen, die nichts wegwerfen können und die zwanghaft Gegenstände oder Möbelstücke sammeln. Dasselbe Phänomen gibt es mit Tieren: Von "Animal Hoarding" oder Tierhortung wird dann gesprochen. In einem Fall in Leipzig hat eine Frau 127 Kaninchen in ihrem Haus gehalten. Oft landen solche Tiere im Tierheim. In Leipzig registrierte das Veterinäramt in den vergangenen fünf Jahren zehn Fälle von Animal Hoarding.

Britta Veltzke
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Santana, York, Vincent van Gogh und eine Handvoll anderer Kaninchen mümmeln Heu im Tierheim Leipzig. "Die Tierpfleger müssen sich für jedes Tier, das kommt, Namen ausdenken", erklärt Tierheimleiter Michael Sperlich, "und da kommen wir manchmal auf sehr kreative Dinge. Da haben wir dann auch mal die Gemüsezeit, wo dann alle irgendwelche Gemüse-Namen haben oder so was." Über den Tieren hängen Baumstämme zum Klettern. Die Kaninchen können damit nichts anfangen. Eigentlich ist der Raum für Katzen hergerichtet. Aber darauf konnte Tierheimleiter Michael Sperlich keine Rücksicht nehmen, als die Kaninchen kamen. "Das ist ein Teil von Kaninchen aus einem Animal Hoarding-Fall, die insgesamt in mehreren Stufen zu uns kamen – alles zusammen 127 Kaninchen."

Bei Animal Hoarding greift das Veterinäramt ein

Vor rund einem dreiviertel Jahr holte das Veterinäramt die Tiere aus einem Haushalt. "Die Frau, die das betrifft, hat auch Tierhalteverbot. Aber sie hält sich nicht dran. Die letzte Einweisung ging auch über den Tisch des Staatsanwaltes, aber letztendlich ist es natürlich schwierig. Ein psychisches Problem kann man eben auch nicht mit dem Staatsanwalt heilen. Und die Tiere sind die Leidtragenden."

Warum Menschen Tiere horten

Laut Michael Brütting, Oberarzt der Psychiatrie der Uniklinik Halle, gibt es vier verschiedene Typen Menschen, die Tiere horten. Der verbreitetste: der überforderte Pfleger – oder besser gesagt: die überforderte Pflegerin. "Dass Menschen, die andere persönliche Probleme haben, dann dazu neigen in einem altruistischen Sinne Tiere anzunehmen oder als ihre Familienmitglieder zu betrachten. Und man sagt schon, dass Frauen grundsätzlich noch ein stückweit mehr zu Altruismus neigen als Männer." Und das kann so weit gehen, bis sie ihren Tieren nicht mehr gerecht werden können.

Wie umgehen mit Betroffenen?

Je nach Typ könne es durchaus helfen, Betroffene anzusprechen und ihnen Hilfe anzubieten. Das ist auch das, was Sachsens neue Tierschutzbeauftragte Carina Heinrich für das allerwichtigste hält: ein wachsames Umfeld. "Dass man schaut, dass man mit dem Tierhalter ins Gespräch kommt, ohne ihn zu verurteilen. Es gibt tatsächlich welche, die dann dankbar sind, dass man ihnen endlich hilft. Die sind auch kooperativ und arbeiten mit dem Veterinäramt zusammen. Und bei denen, wo das nicht der Fall ist, werden dann entsprechende Maßnahmen verhängt – Auflagen, Verfügungen oder auch Fortnahmen bis zum Tierhaltungs- und Betreuungsverbot."

Die behördlichen Möglichkeiten hält Carina Heinrich für ausreichend. Aus Sicht von Tierheimleiter Michael Sperlich braucht es aber mehr Kontrollen – durch mehr Mitarbeitende in den Veterinärbehörden – und mehr Geld für die Tierheime. Denn dutzende Tiere auf einmal sind nicht nur schwer unterzubringen, sondern kosten auch viel Geld. Auf mindestens 30.0000 Euro schätzt Sperlich allein die Kosten für die Unterbringung von Santana, York, Vincent van Gogh und den anderen 124 geretteten Kaninchen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Februar 2024 | 06:55 Uhr

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