Mansfeld-Südharz Euphorie nach Corona? Wie eine Jugendliche auf das Jahr 2023 blickt

30. Dezember 2022, 17:41 Uhr

Lange hat Corona für Jugendliche den Alltag in der Schule und der Freizeit bestimmt. Nun gibt es wieder mehr Freiheiten, aber auch neue Krisen in der Welt. Eine 14-Jährige aus Mansfeld-Südharz hat MDR SACHSEN-ANHALT erzählt, wie sie auf das Jahr 2023 blickt – und was sie alles vorhat.

MDR AKTUELL Mitarbeiter Felix Fahnert
Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

Der 3. Oktober soll für Lucienne Balke ein ganz besonderer Tag werden. Poerty-Slam-Star Julia Engelmann macht mit ihrer Tour schließlich Halt in Leipzig. "Da möchte ich auf jeden Fall hin, weil das ein Riesen-Idol ist", sagt Lucienne vorfreudig. Die 14-Jährige aus Großörner in Mansfeld-Südharz schreibt selbst Poetry-Slam-Texte – und träumt davon, irgendwann mal auf einer Bühne in einer größeren Stadt zu stehen. "Ich würde mir mega wünschen, auch mal so einen Auftritt zu haben."

Seit diesem Jahr "immer unterwegs"

Wenn Lucienne über die Zukunft spricht, schwingt immer ein bisschen Euphorie mit. Kein Wunder: Als sie vor gut drei Jahren ins Mansfelder Land kam, dauerte es nicht lange bis zum ersten Corona-Lockdown. Schule und Freizeit waren erstmal massiv eingeschränkt, die Auswirkungen noch 2022 zu spüren. "Anfang des Jahres saß ich immer nur in meinem Zimmer und hab eigentlich nichts gemacht", erinnert sich Lucienne.

Das sei mittlerweile völlig anders: Sie ist engagiert und viel beschäftigt, am Theater Eisleben, beim Kreis-Kinder- und Jugendring, im Chor und im Schülerrat des Gymnasiums in Hettstedt – und trifft vor allem viele Freunde. "Jetzt bin ich immer unterwegs, hab immer irgendwas zu tun und bin auch sehr froh darüber."

Eigenes Instagram-Profil als Poetry-Slammerin

Das soll natürlich auch 2023 so weitergehen: Auf dem Plan steht für die 14-Jährige etwa die Premiere eines eigenen Theaterstücks mit der Jugendgruppe in Eisleben. Mit dem Kreis-Kinder- und Jugendring will sie eine Fahrt nach Hamburg zum Musical "Die Eiskönigin" organisieren. "Da setzen wir uns ab Januar ran", sagt Lucienne. Auch neue Chor-Projekte und natürlich Poetry-Slam-Texte sind geplant – ein eigenes Instagram-Profil als Poetry-Slammerin hat Lucienne schon.

"Ich hoffe einfach, dass ich durch diese sozialen Gruppen, auch wenn ich künstlerisch aktiv bin, sehr viel anderen Leuten etwas mitgeben kann", sagt sie. Sei es durch ein Theaterstück, ein Text oder ein Lied – "einfach nur, dass die Menschen merken, was vielleicht in der Welt schiefläuft und dass sie vielleicht auch mit manchen Gedanken nicht allein sind".

Auch Krisen beschäftigen die 14-Jährige

Luciennes Engagement ist bemerkenswert – wenn auch wohl nicht repräsentativ für alle Jugendlichen. Es sei eher "die Minderheit der Jugendlichen in meinem Alter", die sich engagiert, sagt die 14-Jährige. Und überhaupt weiß auch Lucienne bei aller Euphorie, dass die Welt in diesem Jahr keine einfachere geworden ist. Vor allem der Krieg in der Ukraine beschäftige sie. "Natürlich hat man vielleicht auch ein bisschen Angst, dass das Ganze zu einem kommt." Auch die Proteste im Iran gingen ihr nahe, erzählt die 14-Jährige.

Ich finde, man verbraucht viel zu viel Zeit damit, über andere Leute herzuziehen, anstatt einfach mal das Leben zu genießen.

Lucienne Balke | Jugendliche aus Mansfeld-Südharz

Für 2023 wünsche sie sich deshalb "natürlich erstmal, dass der Krieg aufhört", aber auch, dass die Menschen angesichts der Krisen auf der Welt etwas toleranter werden und Vorurteile abbauen. "Sei es jetzt im Privaten, in einer Schulklasse, oder im gesellschaftlichen Blick", sagt Lucienne. Das gelte etwa gegenüber Homosexuellen, und auch mit Blick auf geschlechtergerechte Sprache. Gendern sei beispielsweise kein großes Problem, meint die 14-Jährige. "Ich finde, man verbraucht viel zu viel Zeit damit, über andere Leute herzuziehen, anstatt einfach mal das Leben zu genießen."

Jugendkoordinator: Stimmung bei Jugendlichen auf dem Weg der Besserung

Dass sich die Stimmung bei den Jugendlichen nach der langwierigen Corona-Pandemie grundsätzlich bessert, das bestätigt auch Martin Zimmermann, Jugendkoordinator beim Kreis-Kinder- und Jugendring (KKJR) Mansfeld-Südharz. "Es geht bergauf", sagt Zimmermann im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Das liege vor allem daran, dass viele Einschränkungen aufgehoben wurden, die junge Menschen direkt betroffen haben – etwa die Maskenpflicht in der Schule und zuletzt auch im ÖPNV.

Einige Jugendliche sind nicht mitgekommen, weil sie Angst hatten, dass der Krieg sich ausweitet.

Martin Zimmermann | Jugendkoordinator Kreis-Kinder- und Jugendring Mansfeld-Südharz

Dennoch: Die globalen Krisen und der Krieg in der Ukraine würden viele Jugendliche beschäftigen. "Das haben sie schon auf dem Schirm", meint Zimmermann. Viele fürchteten, dass der Krieg etwa größere Ausmaße annehmen könnte. Das habe sich zum Beispiel bei einer Reise nach Lettland, die vom Kreis-Kinder- und Jugendring organisiert wurde, in diesem Jahr gezeigt. "Einige Jugendliche sind nicht mitgekommen, weil sie Angst hatten, dass der Krieg sich ausweitet."

Lucienne Balke: Engagement auch für den Jugendkreistag

Lucienne, die bei der Reise dabei war, schwärmt unterdessen noch jetzt davon. "Erfahrungen wie der Jugendaustausch in Lettland sind schwer zu toppen", sagt sie. Die 14-Jährige, die gebürtig aus Nordrhein-Westfalen kommt, fühlt sich in dem kleinen Ort Großörner vor den Toren von Hettstedt jedenfalls pudelwohl. "Ich find's gut, dass man ein bisschen seine Ruhe hat und abschalten kann." Doch natürlich gebe es auch Nachteile am Dorfleben, vor allem bei der Mobilität: "Wenn ich am Wochenende zu einer Freundin möchte, dann fahren die Busse nicht regelmäßig und ich komme nicht so schnell irgendwo hin.“

Ein Grund, warum sie sich aktuell auch für den Jugendkreistag in Mansfeld-Südharz engagiert. Dort will sie für einen besseren ÖPNV im Mansfelder Land kämpfen. Die Mühen könnten Erfolg haben: Wenn der Jugendkreistag etwas beschließt, muss sich auch der "echte" Kreistag mit dem Thema befassen. Ein eigenes Budget dafür gibt es in Mansfeld-Südharz ebenfalls.

Nicht nur deshalb blickt Lucienne zum Jahreswechsel optimistisch in die Zukunft. Die klassischen guten Vorsätze für das neue Jahr hat sie aber nicht. "Ich finde einfach, dass die so ein bisschen überbewertet sind." Gute Dinge sollten spontan kommen und nicht so aufgezwungen sein, meint die 14-Jährige.

Genug zu tun gibt es 2023 für sie ja trotzdem – die Zeit bis zum 3. Oktober dürfte für Lucienne Balke also zügig vergehen.

MDR (Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 01. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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