Die freigelegten Mauerreste des Hauptgebäudes
In Helfta wird seit 2020 gegraben – nun soll ein Freilichtmuseum vor Ort entstehen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Ausgrabungen seit 2020 Königspfalz Helfta bei Eisleben wird Freilichtmuseum

01. April 2024, 16:24 Uhr

Seit drei Jahren wird die Königspfalz Helfta bei Eisleben von Archäologen ausgegraben. Jetzt soll das Gelände aufgrund seiner historischen Bedeutung touristisch aufgewertet werden – geplant ist ein Freilichtmuseum. Die Stadt Eisleben erwartet ein großes Besucherinteresse.

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Über Jahrhunderte war die Königspfalz Helfta bei Eisleben (Mansfeld-Südharz) vom Erdboden verschwunden. Mithilfe heimatkundlicher und archäologischer Forschungen, unter anderem mit geophysikalischen Methoden, gelang es in der Vergangenheit, auf den Anhöhen "Große Klaus" und "Kleine Klaus" die bereits im späten 9. Jahrhundert erwähnte "Helphideburg" und den ottonischen Königshof zu lokalisieren.

Reste im Boden noch vollständig erhalten

Seit 2020 graben Archäologen die Überreste der Pfalz aus. Zum Vorschein kamen unter anderem Kirche, Palast, Vorburgen und mehrere Grubenhäuser. "Die Grabungen sollen auch in den nächsten Jahren weiter gehen", sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Gleichzeitig wird auf dem Areal ein Freilichtmuseum entstehen. "Für uns hat das eine große, auch nationale Bedeutung", sagte der Bauamtsleiter der Stadt Eisleben, Sven Kassik. "Das Alleinstellungsmerkmal dieser Pfalz ist, dass das Gelände nie überbaut wurde. Die Reste sind im Boden nicht gestört worden und noch vollständig erhalten."

Ein Grabungsteilnehmer legt ein Grab aus der Karolingerzeit auf dem Gelände der Königspfalz Helfta frei.
Auf dem Gelände wurde unter anderem ein Grab aus der Karolingerzeit freigelegt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Königspfalz war Stützpunkt für Herrscher im Mittelalter

Eine Königspfalz war ein Stützpunkt für die im Mittelalter herumreisenden Herrscher. Aus dem 10. Jahrhundert sind zwei Aufenthalte Kaiser Ottos des Großen (912-973) und seines Sohnes, Kaiser Otto II. (955-983), in Helfta nachgewiesen. "Das Hauptgebäude der Pfalz war groß, mindestens 20 Meter lang und 7 bis 12 Meter breit, war aus Stein gemauert und mit einer Fußbodenheizung versehen", sagt Biermann. "Damit ragte es weit über die üblichen Holz-Lehmhäuser der Zeit hervor." Die Grundmauern des Palastes sind weitgehend erhalten.

Zur Pfalz gehörte die vor 968 durch Otto den Großen gegründete Radegundiskirche, eine mehrfach ausgebaute, im Endzustand dreischiffige kreuzförmige Basilika mit 30 Metern Länge und etwa 20 Metern Breite. Die stattliche Kirche wurde spätestens in der Reformationszeit im 16. Jahrhundert abgetragen und nach dem Zerfall der Kirche geriet die genaue Lage der einstigen Pfalz in Vergessenheit.

Besucherzentrum und Aussichtsturm geplant

"Die Pfalz wird nicht originalgetreu rekonstruiert, sondern die originale archäologische Fundstätte ist das Erlebnis", sagt Sven Thomas, Projektkoordinator für das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. "Es ist geplant, ein Besucherzentrum einzurichten. Der Bedeutung der Entdeckung des Königspalastes soll dadurch Rechnung getragen werden, dass Struktur und Ausmaße von Palast, Kirche und Burg visualisiert werden."

Ein Aussichtsturm soll genau dorthin gebaut werden, wo sich der Bergfried der im 12. Jahrhundert hier erbauten Burg Helfta befand. Das Besucherzentrum soll über die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen informieren, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Funde erbrachten, darunter etwa Scheibenfibeln aus der Karolinger- und Ottonenzeit sowie Alltagsgeräte, Waffen und religiöse Objekte.

Eintritt zwischen drei und fünf Euro

Ergänzt werden soll das Ganze durch digitale Erlebnisangebote, etwa ein interaktives 3D-Modell vom Königspalast. "Geplant ist auch ein Amateurgrabungsfeld für Kinder und Jugendliche, eine Bühne für kulturelle Zwecke, ein Picknick-Bereich, ein Spielplatz und im Besucherzentrum ein Kinoraum", sagt Kassik.

"Das Gelände ist in einen kostenfreien und einen kostenpflichtigen Bereich eingeteilt. Als Eintrittsgeld sind zwischen drei und fünf Euro angedacht. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 8,25 Millionen Euro und kommen aus dem Strukturwandelpaket Kohleausstieg."

Die Stadt Eisleben erwartet ein großes öffentliches Interesse bei Einheimischen und Besuchern. Die Arbeiten sollen voraussichtlich im nächsten Jahr beginnen und 2028 abgeschlossen sein.

dpa, MDR (Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. April 2024 | 14:00 Uhr

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