Vierter Verhandlungstag Mutmaßlicher Bombenbauer aus Halle: Urteil im Prozess erwartet
Hauptinhalt
03. Februar 2025, 15:24 Uhr
Seit dem 7. Januar steht ein mutmaßlicher Bombenbauer aus Halle vor Gericht. Im bisherigen Prozess hat der 37-jährige Angeklagte die Vorwürfe weitgehend abgestritten. Am Dienstag werden die Plädoyers sowie das Urteil erwartet.
- Am Landgericht Halle wird seit dem 7. Januar der Fall eines mutmaßlichen Bombenbauers verhandelt. Der Mann bestreitet die Vorwürfe gegen ihn.
- Der 37-Jährige war im vergangenen April bei einem Großeinsatz der Polizei festgenommen worden, nachdem er rechtsextreme Parolen aus dem Fenster gebrüllt haben soll.
- In seiner Wohnung soll der Angeklagte einen selbstgefertigten Sprengsatz aufbewahrt haben.
Im Prozess gegen einen mutmaßlichen Bombenbauer in Halle soll am Dienstag das Urteil gesprochen werden. Zuvor wollen Anklage und Verteidigung im Landgericht Halle ihre Plädoyers halten. Das war bereits für die Verhandlung am Montag erwartet worden. Das Gericht hatte weitere Zeugen anhört. Anschließend wurde ein psychologisches Gutachten über den Beschuldigten präsentiert.
Dem 37 Jahre alten Angeklagten aus Halle wird vorgeworfen, im April 2024 eine Bombe gebaut und damit einen Anschlag geplant zu haben – laut Anklage aus rassistischen Motiven. Außerdem steht der Mann wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole vor Gericht. Er hatte die Pläne während des Prozesses bestritten. Er sei kein Rechtsextremist und habe mit der selbstgebauten Bombe niemanden töten wollen. Die Bombe bezeichnete er als "Kunstobjekt".
Experte: Bombe war funktionsfähig
Am dritten Prozesstag (23. Januar) hatte sich alles um die Frage gedreht, ob die selbstgebaute Bombe tatsächlich funktioniert hätte. Dazu sagte ein Sprengstoffexperte des Landeskriminalamts aus. Die sieben Kilo schwere Bombe, die der 37-Jährige aus einem Aluminiumkoffer gebaut hatte, war mit zwei sogenannten Polenböllern und einem leeren Feuerlöscher samt Zündvorrichtung gefüllt. Da sie beim Einsatz vor Ort entschärft und dadurch erheblich beschädigt worden ist, konnte die Funktionsfähigkeit des Sprengsatzes nur rekonstruiert werden. Laut Aussage des Experten war sie funktionsfähig, hätte aber vermutlich keine größeren Schäden anrichten können.
Auf diese Aussage ging auch der Anwalt des Angeklagten ein, der den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, es handele sich um die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, als nicht mehr gegeben sieht.
Bombenbastler streitet Vorwürfe im Prozess weitgehend ab
Die Gerichtsverhandlung läuft seit Jahresbeginn (7. Januar). Der Mann gab vor Gericht auch an, es habe sich "nie um eine Bombe" gehandelt. Böller baue er aus Leidenschaft, seit seiner Kindheit habe er dafür eine Faszination. Anzünden wollte er den Sprengsatz eigenen Aussagen zufolge nicht, er habe seit mindestens einem Jahr in seiner Wohnung gestanden.
Im Video sehen Sie den Bericht vom Auftakt des Prozesses Anfang Januar.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-jährigen Angeklagten vor, er habe mit einer Kofferbombe aus "fremdenfeindlichen und rassistischen Motiven" möglichst viele Menschen, "insbesondere ausländische Menschen mit dunkler Hautfarbe", töten wollen.
Dem Mann werden unter anderem die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, der strafbare Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen sowie die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen.
Bombe in Wohnung in Halle entdeckt
In seiner Wohnung in der Schlosserstraße soll der Angeklagte den Sprengsatz, eine sogenannte Splitterbombe, aufbewahrt haben. Auf seinem Schreibtisch seien weitere pyrotechnische Gegenstände gefunden worden.
Rassistische Bedrohung und Wand mit SS-Runen
An einem Vormittag im April 2024 soll der Angeklagte aus seinem weit geöffneten Wohnungsfenster einen Passanten rassistisch beleidigt und mit einem Softair-Sturmgewehr bedroht haben. Zweimal soll er dem Mann laut zugerufen haben: "Ich mach' euch platt!" Am Tag des Geschehens wurde bei dem Mann 2,5 Promille gemessen.
Passanten hätten SS-Runen an einer der Wände der Wohnung erkannt. Laut Staatsanwaltschaft nahm der 37-Jährige billigend in Kauf, dass die Bemalungen bemerkbar wären. Der Sprengsatz wurde bei einer großangelegten Durchsuchung sichergestellt.
Angeklagtem droht lange Haftstrafe
Insgesamt sechs Verhandlungstage waren ursprünglich bis 6. Februar festgelegt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem mutmaßlich rechtsextremen Bombenbauer bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Der Tatverdächtige befindet sich seit April in der JVA Halle in Untersuchungshaft. Der Mann ist laut Staatsanwaltschaft wegen diverser Taten vorbestraft, vor allem wegen Vermögens- und Gewaltdelikten. Der Fall des 37-Jährigen, der in Boulevard-Medien als "Bomben-Rüdi" bezeichnet wurde, hatte bundesweit auf Aufsehen gesorgt.
MDR (Marc Weyrich, Cornelia Winkler, Anne Gehn-Zeller, Christoph Dziedo, Stephan Bringezu, Sebastian Gall, Kalina Bunk, Attila Dabrowski, Daniel Salpius), dpa | Erstmals veröffentlicht am 07.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 03. Februar 2025 | 07:30 Uhr