Brückensperrung im Burgenlandkreis Karsdorf und Wetzendorf sollen abgeschnitten werden
Hauptinhalt
04. September 2024, 16:10 Uhr
Für Karsdorf und Wetzendorf ist die Brücke über die Unstrut die einzige Verbindung zwischen beiden Orten. Doch aufgrund von Sanierungsarbeiten soll sie für 18 Monate gesperrt werden. Eine Umleitung wird eingerichtet, doch Fußgänger und Radfahrer wünschen sich eine Behelfsbrücke.
- Bei den Anwohnern ist der Unmut über die geplante Sperrung der Unstrutbrücke groß.
- Angela Reininger vom Mehrfamilienhaus befürchtet schwerwiegende Folgen für Senioren.
- Statt einer Behelfsbrücke plant das Land, einen Bus einzusetzen. Es fehlen aber die Fahrer.
Den Publikumsservice des MDR erreicht eine Zuschauer-E-Mail: "Ich schreibe heute, weil es mir die Zornesröte ins Gesicht treibt, was in meiner alten Heimat Karsdorf mit den Bürgern der Ortsteile getrieben wird." In Karsdorf und Wetzendorf im Burgenlandkreis soll die Brücke über die Unstrut saniert werden, was für die Anwohner erst einmal eine gute Nachricht ist. Jedoch ist für die Zeit der Sperrung keine Behelfsbrücke vorgesehen. Unverständlich für die Bürger, die auf die Brücke angewiesen sind.
Der Unmut ist besonders groß, weil es bei der Brückensanierung im Nachbarort Burgscheidungen eine Behelfsbrücke für die Bevölkerung gegeben hatte. So fühlen sich die Karsdorfer und Wetzendorfer ungleich behandelt. Doch vor allem die vielen Alltagsprobleme, die mit der Sperrung einhergehen, sorgen dafür, dass sich eine Bürgerinitiative zusammenschließt. "Was ist mit den Kindern und was ist mit den Rentnern, die kein Auto mehr haben?", sagt Sabine Mendel von der Bürgerinitiative MDR SACHSEN-ANHALT. Ihr Grundstück grenzt direkt an die Brücke.
Verkehr wird umgeleitet
Wenn Sabine Mendel aus dem Fenster schaut, sieht sie, wie stark die Brücke von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt wird. Sie könnte mit der Sperrung leben, denn sie ist mobil. Die 15 Kilometer Umleitung, die über Nebra eingerichtet werden soll, würde sie in Kauf nehmen. "Aber meine Enkelin geht in Wetzendorf zum Hort. Wie soll sie dahin kommen? Wir werden sie wohl abmelden müssen", erzählt die Karsdorferin. Und so geht es vielen Kindern, die zum Kindergarten, zum Schulbus, zum Hort oder zum Training die Brücke überqueren müssen. "Wir müssen aufpassen, dass wir die Kinder nicht verlieren", sagt Angela Reininger vom Mehrgenerationenhaus in Wetzendorf.
Angela Reiningers Tag startet ruhig im Mehrgenerationenhaus. Erst am frühen Nachmittag trudeln die ersten Kinder zum Spielen ein. Auch die ersten Rentner treffen sich zum Kreativkurs. Heute steht Korbflechten auf dem Programm. Angela Reininger stellt Kaffee und Kuchen auf den Tisch. Schnell dreht sich das Gespräch wieder um die kommende Sperrung. "Wie soll ich denn jetzt in meinen Garten kommen?", fragt eine der Damen. "Oder zur Fußpflege", fragt eine andere.
Es droht Vereinsamung
Es sind viele kleine Unannehmlichkeiten, die auf die Karsdorfer und Wetzendorfer zukommen. Doch Angela Reininger macht sich auch Sorgen um die Senioren, die nicht mehr zum Mehrgenerationenhaus kommen könnten. Sie befürchtet "Vereinsamung, weil sie keine anderen Möglichkeiten haben", sagt die Leiterin MDR SACHSEN-ANHALT. Als der örtliche Supermarkt wegen Umbauarbeiten für ein halbes Jahr geschlossen war, hatte sie einen Fahrdienst in den nächsten Ort organisiert. Doch das lässt sich dieses Mal nur schwer wiederholen. "Wir reden hier von 18 Monaten, also knapp zwei Jahren, das ist schon eine immense Leistung, das zu meistern", sagt Reininger und zweifelt, ob sich Nachbarschaftshilfe so lange organisieren lässt.
Die Brücke wird von der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt saniert. Bei solchen baulichen Eingriffen ist sie nicht dafür zuständig, den Weg zum eigenen Garten zu ermöglichen, muss aber im Sinne der Daseinsfürsorge den Zugang zu Arzt und Apotheke gewährleisten. Deshalb wurde auch hier die Errichtung einer Behelfsbrücke geprüft. "Während des Planungsprozesses wurde festgestellt, dass eine behelfsmäßige Querung im Bereich des Bestandsbauwerkes auf Grund der eng anliegenden Randbebauung nicht möglich und eine Führung durch das Baufeld in jedem Fall unzulässig wäre", schreibt die Behörde auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT. Es ist an der Stelle also einfach kein Platz für eine Behelfsbrücke.
Bus statt Behelfsbrücke
Die Landesstraßenbaubehörde hat sich deshalb eine Alternative zur Behelfsbrücke überlegt. "Auf Grundlage einer Umleitungsvereinbarung zwischen Landesstraßenbaubehörde und der betroffenen Kommune konnte eine von der allgemeinen Umleitungsführung während der Bauzeit abweichende kürzere Umleitung für den ÖPNV realisiert werden", heißt es weiter. Es soll also ein Bus fahren, der die beiden Orte auf einer eigens dafür eingerichteten Route verbindet und dabei noch schneller als der reguläre Verkehr sein soll.
Doch die Bewohner der beiden Orte sind skeptisch. Auf einer Bürgerversammlung konnte das vorgeschlagene Konzept nicht überzeugen. "Der ÖPNV konnte uns nicht garantieren, dass auch Busse fahren", sagt Sabine Mendel. Denn das Personal sei knapp und neue Fahrer müssten erst ausgebildet werden. Ob das bis November zu schaffen ist, bezweifeln die Anwohner. Dann beginnen die Sanierungsarbeiten.
MDR (Alexander Kühne, Marius Rudolph)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 29. August 2024 | 19:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/c0345dc8-c65e-42ec-a520-e4167f7cb314 was not found on this server.