Ausgrabungen abgeschlossen Rätselhafte Ottonen-Burg war möglicherweise Fehlinvestition
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14. Mai 2023, 13:15 Uhr
Die Ausgrabungen auf der Altenburg bei Grosswangen sind abgeschlossen. Die Archäologinnen und Archäologen gehen nun davon aus, dass es sich bei der aufwändig errichteten Burg um ein gescheitertes Prestigeprojekt gehandelt haben könnte. Der Aufwand, der betrieben wurde, lege diese Vermutung nahe.
- Archäologe Felix Biermann geht davon aus, dass die Altenburg bei Großwangen ein "ein gescheitertes Großprojekt" ist.
- Bei den mehrwöchigen Ausgrabungen kamen auch speziell ausgebildete Archäo-Dogs zum Einsatz.
- Die innovatinen Bauweisen der Burg unterstützen die Annahme des Archäologen.
Die Bauarbeiten an der Altenburg bei Großwangen (Burgenlandkreis) sind vor rund tausend Jahren abrupt beendet worden. "Das war möglicherweise ein gescheitertes Großprojekt", sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt zum Abschluss der Grabungen. "Offensichtlich hatte einer der ottonischen Herrscher große Pläne, aber die Anlage wurde nie richtig genutzt. Mit 17 Hektar Fläche ging der Bau in Größe und Anforderungen weit über das normale Maß einer damaligen Burg hinaus."
Archäo-Dogs im Einsatz
Bei den mehrwöchigen Ausgrabungen kamen auch speziell ausgebildete Hunde, sogenannte Archäo-Dogs, zum Einsatz. Sie sollten prüfen, ob ein kleines Gräberfeld, das 1925 auf der Burg freigelegt worden war - mit den Skeletten von elf Männern und einem Kind, aber ohne Frauenbestattungen - eine größere Ausdehnung hatte. Die Tiere konnten jedoch nur die Verwitterung der vereinzelt verbliebenen Knochen aufnehmen. "Offenbar wurde das Gräberfeld damals vollständig erfasst", sagte Biermann.
"Riesiger Aufwand" unklar
Die Grabungen legten eine 900 Meter lange Mauer, etwa 2,30 Meter breit, frei. "Einer der vorgelagerten Wälle ist 5,50 Meter hoch und hat noch einen etwa fünf Meter tiefen Graben davor. Das wurde mit riesigem Aufwand gebaut", sagte Biermann. Die Frage bleibt, wozu dieser Aufwand? "Vermutlich sollte die Burg den Weg aus den östlichen Grenzgebieten gegen ungarische Reiternomaden und slawische Angriffe schützen", sagte Biermann. "Diese Straßenkontrollfunktion hätte aber auch ein deutlich kleineres Bauwerk gewährleistet. Auch als Fluchtburg war es viel zu groß."
"Bei den Grabungen haben wir zwar Grubenhäuser, Wirtschaftsgruben, Öfen und Feuerstellen entdeckt, auch einige typische Funde wie Keramik und einen Reitersporn", sagte Biermann. Jedoch verteilen sich nur einzelne Siedlungsrelikte in der ausgedehnten Innenfläche. "Nichts rechtfertigt die ungewöhnliche Größe und die in jener Zeit innovative Errichtung einer Mörtelmauer, die nur bei Befestigungen von herausragender Bedeutung zur Anwendung kam", sagte der Archäologe. Klarheit sollen nun umfangreiche archäologische Auswertungsarbeiten, naturwissenschaftliche Analysen und historische Studien erbringen.
Ottonen Die Ottonen waren ein sächsisches Adelsgeschlecht. Sie herrschten von 919 bis 1024 im ostfränkisch-deutschen Reich, seit 962 auch als römische Kaiser. In der Nähe der Altenburg, etwa 2,5 Kilometer entfernt, liegt Memleben, wo König Heinrich I. und sein Sohn Kaiser Otto I. starben. Die Forschung vermutet, dass die Altenburg mit diesem wichtigen ottonischen Herrschaftszentrum in Verbindung stand.
dpa, MDR (Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Mai 2023 | 14:00 Uhr
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