Ecosia aus Wittenberg Europas größte Suchmaschine sagt Google den Kampf an
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02. Januar 2025, 19:21 Uhr
Informationen suchen und dabei Bäume pflanzen - das war die Gründungsidee der Suchmaschine Ecosia. Inzwischen macht sie Millionenumsätze und hat mehr als 220 Millionen Bäume weltweit gepflanzt. Nun will die europäische Nummer 1 auf dem Suchmaschinenmarkt den nächsten Schritt gehen – zusammen mit Qwant will Ecosia einen eigenen Suchindex erarbeiten.
- Nach einer Weltreise gründet Christian Kroll die Suchmaschine Ecosia. Ihr Zweck: Geld aus Werbung für umweltfreundliche Projekte einsetzen.
- Inzwischen hat Ecosia mehr als 220 Millionen Bäume weltweit gepflanzt.
- Gemeinsam mit dem französischen Anbieter Qwant will Ecosia nun einen eigenen, europäischen Index entwickeln. Denn: Ecosia ist abhängig vom US-Riesen Google.
In einem alten Fabrikgebäude im Berliner Wedding hat Ecosia seinen Sitz. Wer sich das alte Treppenhaus hinaufgearbeitet hat, steht vor einem Großraumbüro mit vielen Grünpflanzen und emsigem Treiben. Hinter Computerbildschirmen wird still gearbeitet, hin und wieder schwirren englische Wortfetzen durch den Raum. Inzwischen hat Ecosia über 100 Beschäftige. Die Mannschaft ist jung und international.
Ein Wittenberger kämpft fürs Klima
15 Jahre ist es her, da kehrte der Wittenberger Christian Kroll von seiner Weltreise zurück. In Asien und Lateinamerika hatte er an vielen Orten gesehen, wie die Umwelt zerstört wird – zum Beispiel für den Anbau von Soja für Tierfutter.
Der studierte Betriebswirt wollte etwas dagegenstellen. Und hatte eine Idee: eine Suchmaschine, die ihre Gewinne in Umweltprojekte steckt. So gründete er 2009 Ecosia, was sich einfacher anhört als es war, denn damals hatte der BWLer wenig Ahnung von Suchmaschinen, Algorithmen und der Programmiererei.
220 Millionen Bäume weltweit gepflanzt
Die Anfänge in den Hinterräumen eines Berliner Geschäfts waren bescheiden. Die Idee: Auch wer nicht viel Geld hat, kann durch die Nutzung der Suchmaschine etwas für die Umwelt tun. Die funktioniert dabei genauso wie die des Marktführers. Man gibt einen Suchbegriff ein, neben den Ergebnissen erscheint Werbung. Wann immer diese Werbung angeklickt wird, verdient Ecosia Geld.
Inzwischen sind das Millionen und Ecosia hat mehr als 220 Millionen Bäume weltweit gepflanzt – mit Partnern vor Ort. Das ist Christian Kroll wichtig, damit nicht irgendwelche Bäume irgendwohin gepflanzt werden, sondern Nachhaltigkeit erzielt wird. Die Bäume sollen schließlich wachsen und etwas fürs Klima tun. 2017 wurde Ecosia schließlich in eine Stiftung überführt, damit der gemeinnützige Zweck gewährleistet bleibt.
Europas Nummer 1 und trotzdem abhängig vom US-Riesen Google
Als der Klimawandel immer mehr zum Gesprächsthema wurde, gewann Ecosia sprunghaft an Usern. 2017/18 stieg die Kurve besonders stark an. Heute ist Ecosia die Nummer 1 unter den europäischen Suchmaschinen. Der Marktanteil von knapp einem Prozent ist allerdings noch ausbaufähig. Christian Kroll will ihn erhöhen. Nach wie vor beherrscht Google den Markt – ein Milliardengeschäft.
Wir würden ja gern die Bahn als erstes anzeigen, wenn ich zum Beispiel danach frage, wie ich von Berlin nach München komme. Das dürfen wir aber nicht
Auch Ecosia erhält seine Suchergebnisse über Google. Google und Bing stellen sie bereit. Die US-amerikanische Sicht ist dabei immer sichtbar und die Reihenfolge der Suchergebnisse darf nicht verändert werden.
Damit ist Ecosia von den beiden US-Anbietern abhängig. "Wir würden ja gern die Bahn als erstes anzeigen, wenn ich zum Beispiel danach frage, wie ich von Berlin nach München komme", nennt Christian Kroll ein Beispiel, "das dürfen wir aber nicht."
Ecosia und Qwant wollen eigenen europäischen Index entwickeln
Gemeinsam mit dem französischen Anbieter Qwant will Ecosia nun einen eigenen, europäischen Index entwickeln. "Wir sind viel zu abhängig von den USA", begründet Christian Kroll das Vorhaben: "Wenn sich unser Verhältnis ändert, müssen wir zurück zu Telefonbüchern, weil wir keine eigene Technologie haben."
Ein Vorhaben, das Millionen kostet, das Ressourcen und Wissen braucht und auch die Daten von Nutzern. "Wenn ich ein Suchergebnis habe und sehe, dass alle Nutzer auf Ergebnis Drei klicken, heißt das, dass Ergebnis Drei wichtig ist und ich es nach vorn nehmen muss. Wenn ich nicht Millionen Nutzer habe, kann ich das nicht", erklärt Christian Kroll.
Schritt für Schritt fließen die eigenen Suchergebnisse nun ein, wenn die Nutzer über Ecosia suchen. Doch ein paar Jahre wird es noch dauern, bis Ecosia und Qwant komplett den eigenen Algorithmus nutzen können.
MDR (Annette Schneider-Solís)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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