Blick auf Gipstagebau. 3 min
In der Karstlandschaft soll probeweise nach Gips gebohrt werden. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Landgericht Halle Umweltverband klagt gegen Erlaubnis für Probebohrungen in der Karstlandschaft Südharz

13. Dezember 2024, 15:40 Uhr

Im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz soll es in Zukunft Probebohrungen nach Gips geben. Die Bohrungen sind umstritten, Umweltverbände haben deshalb eine Klage beim Landgericht Halle eingereicht. Sie befürchten die Zerstörung des einzigartigen Naturraums.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) will Gips-Probebohrungen im Südharz auf dem gerichtlichen Weg verhindern. Deshalb hat der Verband beim Landgericht Halle einen Eilantrag gegen Pläne des Landkreises Mansfeld-Südharz eingelegt, bestätigte ein Gerichtssprecher.

Zugleich habe der Bund um den Erlass eines sogenannten Schiebebeschlusses gebeten. Damit solle das Gericht dafür Sorge tragen, dass mit den Bohrungen nicht begonnen werden dürfe, solange das Eilverfahren beim Verwaltungsgericht anhängig sei. Man befürchte, dass ansonsten schon während des Eilverfahrens in die Natur eingegriffen und Fakten geschaffen würden. 

Genehmigung für Probebohrungen

Der Gipskarst im Südharz
Der Gipskarst im Südharz ist weltweit einzigartig und deshalb besonders geschützt. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Köhn

Der Landkreis Mansfeld-Südharz hatte Anfang Dezember Probebohrungen nach Gips im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz zugestimmt. Einer Mitteilung zufolge hatte es zuvor intensive Prüfungen gegeben, an denen mehrere Behörden und Ämter beteiligt gewesen waren.

"Die geplanten Erkundungsbohrungen sind mit dem Schutzstatus vereinbar, die geringfügigen Eingriffe [...] finden ausschließlich auf Wegeflächen statt", sagte der Mitteilung zufolge Landrat André Schröder (CDU). Die Erkundungen seien auch keine Entscheidung, in der Karstlandschaft Südharz tatsächlich Gips abzubauen.

Neben den Fachämtern des Landes hat auch das Landesverwaltungsamt die Verfahrensweise des Landkreises grundsätzlich bestätigt.

Umweltverband befürchtet "Naturzerstörung"

Das Verwaltungsgericht will nun vom Landkreis wissen, ob die streitigen Maßnahmen vorerst ruhen. Eine Antwort des Landkreises stehe noch aus, erklärte der Gerichtssprecher. In der Sache rüge der Bund ausführlich eine Verletzung seiner Beteiligtenrechte sowie ungerechtfertigte Eingriffe in die Natur, weil unter anderem die Bohrungen in Gebieten stattfinden sollen, bei denen es sich um besonders geschützte Naturräume handele. Zudem kritisiere der Umweltverband eine unzureichende Umweltverträglichkeitsprüfung und eine fehlende wasserrechtliche Erlaubnis, so der Gerichtssprecher.

Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz - Blick auf Questenberg.
Bildrechte: imago/Köhn

MDR SACHSEN-ANHALT Do 05.12.2024 10:00Uhr min

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Bund-Landesgeschäftsführer Christian Kunz erklärte: "Die aktuellen Beschwichtigungen, es seien nur Probebohrungen und kein Abbau, sind Augenwischerei. Sobald erst einmal gebohrt und ein erträgliches Gipsvorkommen nachgewiesen wurde, ist die Naturzerstörung besiegelt". Der Bund hatte eine ablehnende Stellungnahme beim Landkreis sowie Protestbriefe aus der Bevölkerung und von Fachleuten eingereicht. Die Landschaft sei weltweit der einzige Gipskarst mit üppiger Bewaldung. Es handele sich um die weltweit letzte verbliebene bewaldete Karstlandschaft.

"Lebensgemeinschaften würden für immer vernichtet"

"Verschwindet der Gips, verschwindet mit den Bio- und Geotopen dieses Gebiets ein Welterbe", sagte der Vorsitzende des Bund-Regionalverbands Westharz, Friedhart Knolle. "Höhlen, Quellen und unterirdische Fließwege sowie Lebensgemeinschaften würden für immer vernichtet."

Auch der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher hatte mögliche Probebohrungen kritisiert. Man fürchte die schleichende Zerstörung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Sachsen-Anhalt, hieß es zur Begründung.

Einzigartige Landschaft im Südharz

Die Gipskarstlandschaft des Südharzes gilt als ein weltweit einmaliger Naturraum, der sich über rund 100 Kilometer und auf Teile von Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen erstreckt. "Zahlreiche FFH-Gebiete, aber auch viele Steinbrüche, die bereits große Teile der Landschaft zerstört haben, prägen den Gipskarst im Südharz", so der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher.

Das sind FFH-Gebiete

Unter FFH (Flora-Fauna-Habitat) versteht man ein Gebiet, das unter besonderem Natur- und Landschaftsschutz steht.

Sachsen-Anhalt sei das einzige Bundesland, in dem der Gipskarst noch vollständig erhalten sei, schreiben die Experten weiter. "Dieses Gebiet wurde daher konsequenterweise als 'Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz' ausgewiesen – es ist das bisher weltweit einzige nennenswerte Biosphärenreservat im Sulfatkarst der Welt!"

MDR (Michael Rosebrock; Lukas Mauri, Susanne Liermann, Max Schörm, Hannes Leonard), dpa | Zuerst veröffentlicht am 05. Dezember 2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. Dezember 2024 | 15:00 Uhr

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