Betrugsserie Hohe Summen bei Enkeltrick im Kreis Wittenberg erbeutet

06. April 2023, 11:53 Uhr

Die Serie von Betrugsfällen im Kreis Wittenberg hat sich fortgesetzt. Mehrere ältere Personen sind wieder Opfer des Enkeltricks geworden. In einem Fall haben die Betrüger dabei knapp 10.000 Euro erbeutet. Im Osten Sachsen-Anhalts hatten sich die Fälle in den letzten Wochen gehäuft. Die Polizei rät zur Vorsicht.

Im Kreis Wittenberg ist erneut eine Frau Opfer von Betrügern geworden. Der Polizei zufolge hatte die 63-Jährige auf ihrem Handy eine Nachricht bekommen. Darin gab ihre vermeintliche Tochter an, eine neue Telefonnummer zu haben und bat im weiteren Verlauf um Geld. Im guten Glauben überwies die Frau eine Summe im vierstelligen Bereich. Als sich dann ihre echte Tochter meldete, stellte sich der Betrug heraus. Das Geld ist weg.

10.000 Euro in weiterem Betrugsfall erbeutet

Am Mittwoch wurde den Beamten im Kreis Wittenberg außerdem ein weiterer Enkeltrick per WhatsApp angezeigt. Demnach fiel eine 57-Jährige auf ihren vermeintlichen Sohn herein und überwies Geld im mittleren dreistelligen Bereich.

Ein weiterer Betrugsfall im Kreis Wittenberg ereignete sich der Polizei zufolge am Dienstag, als sich eine vermeintliche Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft bei einer 84-Jährigen meldete und ihr vorgaukelte, dass Falschgeld im Umlauf sei und ihr Geld überprüft werden müsse. Etwas später erschien der Komplize der Anruferin. Die Frau übergab dem Mann knapp zehntausend Euro Bargeld sowie diverse Geldkarten samt PIN. Die unbekannten Täter erbeuteten so weitere tausend Euro vom Konto der Frau.

Das rät die Polizei

Die Polizei rät nochmals dringend, bei derartigen Vorfällen den angeblichen Angehörigen, meist Tochter oder Sohn, unter der vorher bekannten Rufnummer zurückzurufen und keinesfalls Geld oder Wertgegenstände an Unbekannte zu übergeben.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Fälle von Betrug mithilfe des Enkeltricks vor allem im Osten Sachsen-Anhalts gehäuft. Im März hatte die Polizei mitgeteilt, dass innerhalb von fünf Wochen 50 Fälle angezeigt worden waren. Laut Landeskriminalamt wurden 2022 in Sachsen-Anhalt 877 solcher Betrügereien zu Anzeige gebracht worden. Besonders im letzten Quartal hatten sich die Fälle gehäuft. In 238 Fällen wurde auch Geld überwiesen, insgesamt mehr als eine halbe Million Euro. Schwerpunktregion waren mit deutlichem Abstand die Stadt Halle, gefolgt von Magdeburg, dem Harz und dem Saalekreis.

Gleichzeitig vermutet die Polizei allerdings bei dieser Art von Betrug eine hohe Dunkelziffer.

Darum funktioniert der Enkeltrick tatsächlich

Die Zielgruppe von Enkeltrick-Betrügern sind meist ältere Menschen jenseits der 60. Die Betrüger suchten sich die Opfer meist in Telefonbüchern aus und hielten Ausschau nach typischen Namen der älteren Generation, erklärt der Sozial- und Rechtspsychologe Prof. Dr. Rainer Banse: "Ab hoch in den 70ern ist man vulnerabler, ist leichter in Aufregung zu versetzen, wenn etwas Schlimmes passiert und es fällt einem deutlich schwerer, in solch einer Situation kritisch zu hinterfragen, als das bei Jüngeren der Fall ist."

Die Anrufer erzeugten starke Emotionen, behaupten zum Beispiel, das Kind oder das Enkelkind hätten jemanden totgefahren und sollten inhaftiert werden, aber mit einer hohen Kaution könne man das verhindern. Das erzeuge einen Schock, erklärt Banse. "Und ein Schock kann das Bewusstsein der Betroffenen einengen, ihre Aufmerksamkeit und ihre Fähigkeit, wohlüberlegt zu reagieren, einschränken." Geschickt bauten die Täter am Telefon Zeitdruck auf und verhinderten so, dass die Opfer Zeit zum Nachdenken haben. So führten die Betrugsanrufe häufig zum Erfolg.

MDR (Thomas Tasler, Alisa Sonntag)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 05. April 2023 | 17:40 Uhr

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