Werk von AEM in Dessau
Das Elektromotorenwerk AEM aus Dessau ist insolvent. Bildrechte: MDR

Dessauer Traditionsunternehmen Hoffen beim Elektromotorenwerk AEM nach Insolvenz – erste Interessenten

11. Oktober 2024, 06:46 Uhr

Das Unternehmen AEM aus Dessau-Roßlau hat Insolvenz angemeldet, der Betrieb läuft aber vorerst weiter. Die AEM, die Motoren und Generatoren herstellt, hat zu wenig Aufträge. Unternehmens-Chef Storch ist zuversichtlich, in den kommenden Wochen neue Mitgesellschafter zu finden. Insgesamt sind die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland auf ein Rekordniveau gestiegen.

Trotz der Insolvenz der Anhaltischen Elektromotorenwerke (AEM) in Dessau bleibt die Geschäftsführung optimistisch. Unternehmenschef Reiner Storch sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man sei zuversichtlich, in den kommenden Wochen neue Mitgesellschafter zu finden. Es hätten sich bereits erste Interessenten gemeldet. Ziel bleibe, das gesamte Unternehmen zu erhalten.

Das Dessauer Traditionsunternehmen hatte zuvor Insolvenz angemeldet. Der Geschäftsbetrieb werde im vorläufigen Insolvenzverfahren stabil und in vollem Umfang fortgeführt, teilte am Donnerstag die Rechtsanwaltskanzlei mit, die das Unternehmen derzeit bei der Investorensuche berät. Zuerst hatte die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) darüber berichtet.

Löhne zunächst über Insolvenzgeld gesichert

Laut Storch sind bis Ende November die Löhne der insgesamt 150 Mitarbeiter über das Insolvenzgeld gesichert. Er sagte weiter: "Bis dahin haben wir Luft, neue Partner ins Boot zu holen."

Der mittelständische Betrieb in Dessau baut Generatoren für Wasserkraft und Schiffe, außerdem stellt AEM Motoren für Baumaschinen her. Dem Unternehmen machen Storch zufolge Umsatzverluste zu schaffen. Gründe sind demnach hohe Zinsen, steigende Materialkosten und eine Kaufzurückhaltung der Kunden.

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Das Elektromotorenwerk AEM aus Dessau ist insolvent. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MDR

Zu wenig Aufträge für Zulieferer

AEM arbeitet eigenen Angaben zufolge als Zulieferer für Kunden in aller Welt. Die seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen seien nicht spurlos am Unternehmen, aber auch nicht an den Kunden vorbeigegangen, erklärte Geschäftsführer Reiner Storch. "Weniger Umsatz in den Branchen der Kunden bedeutet zwangsläufig auch weniger Aufträge für AEM als Zulieferer." Das Unternehmen war 1872 unter dem Namen "Bamag" gegründet worden.

Zahl der Insolvenzen auf Rekordhoch

Dabei ist AEM kein Einzelfall: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland sei auf ein Rekordhoch gestiegen, teilte am Donnerstag das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit. Im dritten Quartal sei die Zahl der Insolvenzen so hoch gewesen wie in keinem Quartal seit 2010.

Neben der aktuellen Schwächephase der deutschen Wirtschaft spielten auch Nachholeffekte der Corona-Pandemie eine Rolle, sagte der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller. Damals sei die Zahl der Insolvenzen durch staatliche Stützungsprogramme künstlich niedrig gehalten worden. Viele der damals unterstützten Unternehmen gerieten nun in Schwierigkeiten.

Im dritten Quartal 2024 sei mit 3.991 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften der höchste Wert der vergangenen 14 Jahre registriert worden. Zuletzt habe die Zahl im zweiten Quartal 2010 mit 4.071 Insolvenzen höher gelegen. Damals habe noch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und 2009 nachgewirkt, heißt es in einer Mitteilung des IWH.

Arbeitgeberpräsident: Wirtschaftsstandort in Gefahr

Bereits am Mittwoch hatte Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof vor einer Gefährdung des Industriestandortes durch hohe Energiepreise, Arbeitskosten und eine nachlassende Globalisierung gewarnt. Viele Unternehmen hielten sich mit Investitionen zurück, was den Arbeitsmarkt belasten könnte. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sieht vor allem die chemische Industrie gefährdet und fordert eine weniger regulierte Wirtschaftspolitik.

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dpa, MDR (André Damm, Norma Düsekow, Moritz Arand, Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Oktober 2024 | 14:00 Uhr

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