Depressionen Report: Immer mehr psychische Erkrankungen im Land
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von MDR SACHSEN-ANHALT
10. Januar 2024, 06:59 Uhr
Depressionen sorgen bei Beschäftigten in Sachsen-Anhalt immer häufiger für Fehltage. Aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Barmer geht zudem hervor, dass vor allem Menschen in sozialen Berufen betroffen sind.
- In Sachsen-Anhalt sind immer mehr Erwerbstätige von psychischen Erkrankungen betroffen.
- In vielen Fällen Erkrankungen wie Depressionen sind laut einem Report der Grund für die Entwicklung.
- Vor allem soziale Berufe sind demnach besonders betroffen.
Immer mehr Erwerbstätige in Sachsen-Anhalt sind von psychischen Erkrankungen betroffen. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Barmer hervor. Demnach litten im Jahr 2021 rund 36 Prozent der Beschäftigten im Land an psychischen Erkrankungen. Hochgerechnet auf die Zahl der Erwerbstätigen im Land entspräche das mehr als 357.000 Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren. Bei 83.400 Erwerbstätigen (8,4 Prozent) habe die psychische Erkrankung auch zur Arbeitsunfähigkeit geführt.
Vor fünf Jahren waren es noch 73.500 Beschäftigte (7,4 Prozent). "Wir beobachten diese Entwicklung in mehrfacher Hinsicht mit Sorge, zum einen für die Erkrankten selbst, zum anderen aber auch für die Kolleginnen und Kollegen. Schließlich müssen sie die Arbeitsausfälle abfedern", sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Die Barmer hat für den Gesundheitsreport die Daten ihrer erwerbstätigen Versicherten in Sachsen-Anhalt ausgewertet. Das sind nach Angaben der Kasse etwas mehr als 100.000 Personen.
Viele Fehltage durch Belastungsstörungen
Laut Gesundheitsreport verursachten Diagnosen der Krankheitsgruppe "Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen" rund 48 Prozent der psychisch bedingten Fehltage in Sachsen-Anhalt. Hierzu zählten unter anderem posttraumatische Belastungs- und Angststörungen. Rund 43 Prozent der Fehltage hätten daraus resultiert. Vor allem Erkrankungen wie Depressionen seien hier ein Grund gewesen. Sowohl 2021 als auch 2022 wurden den Angaben zufolge mehr als 88 Prozent aller Fehltage mit Depressionen bei Personen dieser Gruppe dokumentiert.
Soziale Berufe besonders betroffen
Auch in den einzelnen Berufen zeigten sich laut Report unterschiedliche Ausprägungen psychischer Erkrankungen. Landwirtschaftliche, handwerklichen, technisch-naturwissenschaftliche sowie Verwaltungs- und Büroberufe und insbesondere die "Gruppe der Medien-, geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Berufe" waren seltener als erwartet betroffen. Deutlich erhöht waren die Risiken demnach in der Gruppe der "Sozial-, Erziehungs- und Seelsorgeberufe".
Alter, Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel als Risikofaktoren
Aus dem Gesundheitsreport geht weiter hervor, dass das Risiko, psychisch zu erkranken, mit zunehmendem Alter steigt. Während bei den 15- bis 29-jährigen Erwerbstätigen 32 Prozent Hinweise auf eine psychische Erkrankung haben, sind es bei den 50- bis 64-Jährigen rund 41 Prozent. "Viele Menschen werden vor allem in der zweiten Lebenshälfte mit Krankheit oder Tod konfrontiert. Das könnte ein Grund dafür sein, dass ältere Menschen stärker von psychischen Erkrankungen betroffen sind", so Wiedemann.
Unabhängig vom Alter hätten auch Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel einen Einfluss auf das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken. Dem Report zufolge haben Beschäftigte, die längerfristig an einem Arbeitsplatz tätig sind und längerfristig an einem Wohnort bleiben, das geringste Risiko für psychische Erkrankungen. Wer auf ein stabiles soziales Umfeld zurückgreifen kann, sei widerstandsfähiger gegenüber Belastungen oder Dauerstress.
Workshops für Stadtverwaltung Barby
Um Menschen im Berufsleben besser vor psychischen Erkrankungen zu schützen und ihnen Unterstützung anzubieten, arbeitet die Einheitsgemeinde Barby mit einer Krankenkasse zusammen. Gemeinsam werde die individuelle Stressbelastung der Beschäftigten ermittelt und darauf aufbauend Empfehlungen zum Stressabbau gegeben. Zudem gebe es Workshops für Führungskräfte, in denen sie für ihre eigene Gesundheit und die ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert werden sollen.
Auch Selbsthilfegruppen werden in Sachsen-Anhalt von Betroffenen vermehrt genutzt. Es gibt im Land rund 1.200 Selbsthilfegruppen, in denen sich Menschen austauschen und Hilfe suchen können. Im Jahr 2022 stellten die Krankenkassen rund 1,4 Millionen Euro für die Selbsthilfe in Sachsen-Anhalt zur Verfügung, berichtet die AOK. Damit seien nicht nur die Gruppentreffen an sich gefördert worden, sondern auch konkrete Angebote wie Vorträge, Ausflüge oder auch Fortbildungen für Gruppenleiter.
MDR (Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Januar 2024 | 18:00 Uhr
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