Krankes Kind wird untersucht
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Barmer Arztreport Kindern in Sachsen-Anhalt droht heftige Krankheitswelle im Herbst

17. August 2023, 09:45 Uhr

Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt könnten im Herbst verstärkt von Infektionskrankheiten betroffen sein. Die Barmer warnt vor einer Welle von Krankheiten. Laut dem aktuellen Arztreport der Krankenkasse waren verschiedene Krankheiten während der Corona-Pandemie zurückgegangen. Fälle von Grippe und RSV hatten zuletzt jedoch zugenommen. Der Landesgeschäftsführer der Kasse empfiehlt Schutzmaßnahmen.

Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt könnten im Herbst von einer heftigen Welle von Infektionskrankheiten betroffen sein. Davon geht die Barmer Krankenkasse Sachsen-Anhalt aus. Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann sagte, nach einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren erwarte man in diesem Jahr einen intensiven Nachholeffekt.

Mehrere Infektionskrankheiten sind während Corona zurückgegangen

Zahlen des Barmer Arztreports 2023 zeigen, dass die Fallzahlen mehrerer Infektionskrankheiten bei Kindern bis 14 Jahren in Sachsen-Anhalt zwischen 2019 und 2021 deutlich zurückgegangen sind. Scharlach-Infektionen seien etwa um 85 Prozent zurückgegangen, Ringelröteln um 80 Prozent. Der Bericht ist am Mittwoch in Magdeburg vorgestellt worden.

Eine Ausnahme ist den Daten der Barmer zufolge die Hand-Mund-Fuß-Krankheit: Nach einem Rückgang im Jahr 2020 sei die Zahl der erkrankten Kinder bis 14 im Jahr 2021 mit fast 9.300 Fällen auf dem höchsten Stand seit 2005 gewesen.

Zuletzt mehr Fälle von Grippe und RSV bei Kindern

In der vergangenen Wintersaison hat es dem Magdeburger Amtsarzt und Kinderarzt Eike Henning zufolge zwei Grippewellen unter Kindern und Jugendlichen gegeben. Erst seien viele Fälle des Influenza-Typs A aufgetreten, dann bis etwa Anfang April nochmal die Influenza B. "Das ist neu, dass beide zusammenkommen", sagte Hennig.

Die Barmer Krankenkasse hat zudem nach eigenen Angaben einen starken Anstieg der Fallzahlen von Erkrankungen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) beobachtet. Die Viruserkrankung befällt die Atemwege und kann zu Luftnot und Fieber führen, zum Teil mit schweren Verläufen. Im Jahr 2021 sind laut Zahlen der Barmer etwa 4.800 Fälle bei Kindern und Jugendlichen registriert worden – mehr als dreimal so viele wie noch 2020 (rund 1.400 Fälle).

Barmer-Geschäftsführer Wiedemann: "Schutzkonzepte mit Augenmaß"

Barmer-Landesgeschäftsführer Wiedemann erklärte, dass vielen Kindern und Jugendlichen aufgrund der Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen während der Pandemie viele typische Kinderkrankheiten im "Lebenslauf" fehlen würden. Das könne nicht ohne Folgen bleiben. "Kinder sind die großen Verlierer der Pandemie", sagte Wiedemann.

Kinder sind die großen Verlierer der Pandemie.

Axel Wiedemann Barmer-Geschäftsführer

Er rief dazu auf, Schutzkonzepte mit Augenmaß zu entwickeln und insbesondere grundlegende Hygieneregeln einzuhalten. Auch Schutzimpfungen seien sinnvoll. Das zeige sich am Beispiel der Windpocken, deren Fallzahlen seit der erstmaligen Impfempfehlung im Jahr 2004 um 98 Prozent zurückgegangen seien. Eine Impfpflicht lehne Wiedemann zwar ab, sagte aber, man dürfe das Thema Impfen nicht ad acta legen. Auch der Magdeburger Amtsarzt Hennig riet dringend zu Influenza-Impfungen.

Hinsichtlich des Coronavirus empfahl Hennig dagegen Gelassenheit. Das Virus sei weiterhin präsent, aber die meisten Menschen würden nicht mehr schwer erkranken. Die Zeiten, in denen er über Quarantäne geredet habe, seien vorbei. Dass während der Pandemie die Schulen zwischenzeitlich geschlossen worden waren, ist aus seiner Sicht anfänglich gerechtfertigt gewesen. Später hätte man mit mehr Augenmaß vorgehen können.

Barmer Report: Kinder während der Pandemie gut versorgt

Der Arztreport der Barmer zeigt zudem, wie Kinder und Jugendliche ärztlich versorgt worden sind. Den Zahlen zufolge waren die Heranwachsenden ähnlich oft beim Arzt wie vor Corona. Im Jahr 2021 seien von rund 272.400 Kindern bis 14 Jahren im Land fast 94 Prozent mindestens einmal in ambulanter ärztlicher Behandlung gewesen. Vor der Pandemie habe die Behandlungsrate etwa einen Prozentpunkt höher gelegen.

Dem Report zufolge waren bei den Säuglingen und Kleinkindern bis vier Jahren 99 Prozent in ärztlicher Behandlung. Dass nahezu alle Babys und Kleinkinder in Sachsen-Anhalt während der Pandemie wenigstens einmal im Jahr bei einer Ärztin oder einem Arzt waren, sei ein wichtiges Ergebnis, erklärte Landesgeschäftsführer Wiedemann.

Mehr zum Thema Kinder und Gesundheit in Sachsen-Anhalt

epd, MDR (Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 16. August 2023 | 19:00 Uhr

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