Mitarbeiter in einem McDonald`s Schnellrestaurant.
McDonald's Mitarbeiter in einer Filiale – immer weniger Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in der Systemgastronomie. Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Niedriglohn in der Systemgastronomie Nachwuchsprobleme bei McDonalds, Burger King und Co.

05. Dezember 2024, 08:22 Uhr

Fast-Food-Ketten wie McDonalds oder Burger King bekommen zunehmend Probleme, Nachwuchs zu finden. Grund sind laut Tarifpolitik-Forscher Thorsten Schulte niedrige Löhne. Er sagte dem MDR, die Ausbildungszahlen in der sogenannten Systemgastronomie seien in den letzten Jahren rapide zurückgegangen. Auch die Gewerkschaft NGG fordert höhere Löhne. Sie hat in der Adventszeit Warnstreiks in der Systemgastronomie angekündigt.

McDonald's ist mit Abstand die größte Systemgastronomie-Kette in Deutschland – dahinter folgen Burger King, die Autobahn Tank & Rast, Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut. 120.000 Menschen arbeiten allein in den Filialen, in denen der Tarifvertrag gilt, den die Gewerkschaft NGG und der Bundesverband der Systemgastronomie BdS gerade neu verhandeln.

Wir haben viel zu wenig Beschäftigte, extrem viel Druck von Seiten der Kunden, und die Einkommen sind aktuell knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn.

Mark Baumeister Verhandlungsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten

"Niedriglohnbranche par excellence"

Und diese Menschen arbeiten unter "harten und schlechten" Arbeitsbedingungen, sagt Mark Baumeister, Verhandlungsführer bei der NGG. "Wir haben viel zu wenig Beschäftigte, extrem viel Druck von Seiten der Kunden, und die Einkommen sind aktuell knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn. Also alles in allem kein Zuckerschlecken und kein gutes Arbeiten", erzählt Baumeister.

Eine Einschätzung, die Professor Thorsten Schulten teilt. Er arbeitet zum Thema Tarifpolitik unter anderem bei der Hans-Böckler Stiftung, dem Forschungsinstitut des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Die Systemgastronomie bezeichnet er als "Niedriglohnbranche par excellence". "Man spricht ja manchmal auch von der McDonalds-Ökonomie, und da ist ja schon die Assoziation, das sind schon irgendwie schlechte, vor allem schlecht bezahlte Arbeitsbedingungen."

Mindestlohn hat untere Tarifgruppen eingeholt

Konkret bedeutet das: Der Mindestlohn hat die Tariftabelle in Teilen überholt. Denn: Im Tarifvertrag wurde eine Lohntabelle festgesetzt. Gleichzeitig wurde eine Lohnuntergrenze vereinbart: Mindestlohn plus 20 Cent. Während der Laufzeit ist der Mindestlohn gestiegen – die Untergrenze liegt jetzt bei 12,61 Euro. Und das ist mehr Geld als für die unteren Tarifgruppen festgelegt war.

In denen sind laut Schulten zum Beispiel Aushilfen eingestuft, Studierende, oft auch Migranten und befristetes Personal. "Das heißt ein Großteil, man kann schätzen, etwa bis zu zwei Drittel der Beschäftigten würde ich sagen, arbeiten sozusagen als An- und Ungelernte in diesen niedrigen Lohngruppen, die dann eben nicht viel mehr als den Mindestlohn bekommen."

Systemgastronomie ist unattraktiver als andere Niedriglohn-Arbeitgeber

Eine Forderung der Gewerkschaft ist deshalb: mindestens 15 Euro pro Stunde. Aus Sicht des Tarifpolitikforschers Schulten wäre das auch im Interesse der Arbeitgeber. "Wenn man sich zum Beispiel die Ausbildungszahlen in der Branche anschaut, sind die in den letzten Jahren rapide zurückgegangen." Das sei ein Alarmzeichen dafür, das etwas mit der Attraktivität der Arbeitsbedingungen in dieser Branche nicht stimme, andere klassische Niedriglohnbranchen seien Wege gegangen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Als Beispiel dafür nennt er den neuen Tarifvertrag in der Gebäudereinigung. Der Druck sei auch deshalb hoch, weil andere Gastronomiebetriebe inzwischen höhere Tariflöhne zahlten und dadurch Konkurrenz machten. Doch in der Systemgastronomie sind die Fronten verhärtet. Der Branchenverband wollte gestern kein Interview geben, veröffentlichte aber ein Statement, in dem er die Gewerkschaft auffordert, zurück an den Verhandlungstisch zu kommen – gegebenenfalls auch mit einem Schlichtungsverfahren. Das kommt für Verhandlungsführer und Gewerkschafter Mark Baumeister derzeit aber nicht in Frage.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Dezember 2024 | 06:20 Uhr

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