Ein Festzelt steht auf dem Firmengelände der JT Energy Systems GmbH vor dem neuen Energiespeicher.
Energiespeicher für Wind- und Solarstrom wie dieser bei Freiberg sollen immer mehr entstehen. Doch die Netzbetreiber müssen immer häufiger Anträge von Investoren ablehnen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Erneuerbare Energien Batteriespeicher: Wichtig für die Energiewende – und lukratives Geschäft

25. September 2024, 07:38 Uhr

Um überschüssige Solar- und Windenergie zu speichern, beantragen immer mehr Unternehmen den Bau von Großspeichern. Das tut nicht nur der Energiewende gut, sondern lockt auch Strompreis-Spekulanten an. Netzbetreiber müssen immer häufiger Anträge ablehnen.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Auf der Skizze sieht es aus wie eine kleine Siedlung auf dem Land. Einige hundert Blöcke, schneeweiß, versteckt im Schatten einiger Bäume. Doch in die Blöcke soll niemand einziehen. Die Skizze zeigt einen Containerpark für Lithium-Ionen-Akkus. Die Firma Ecostor will ihn bauen – in Förderstedt bei Staßfurt, auf vier Hektar Ackerland.

Auf rund sechs Meter Höhe, sind Solarpanels über einem Hopfenfeld angebracht. 4 min
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Firmensprecher Tobias Badelt sagt, der Großspeicher bekomme eine Kapazität von 660 Megawattstunden. "Das ist schon recht groß und dann einer der größten Speicher Deutschlands, der für die Unterstützung der Energiewende gebaut wird." Für einen Vergleich könne man sagen, dass dieser ein Speicher in der Lage wäre 500.000 Haushalte zwei Stunden mit Strom zu versorgen, erklärt Badelt. Der Bau soll Anfang kommenden Jahres beginnen. Und weitere werden folgen.

Strom als Spekulationsobjekt am Markt

Bei den Betreibern der Stromnetze melden sich mittlerweile nahezu täglich Investoren, die entlang der Netze große Speicher errichten wollen. Bei der Firma 50Hertz, die in Ostdeutschland die Überlandleitungen managt, seien in einem Jahr 200 Anfragen für den Bau von Großspeichern eingegangen, sagt Vorstandschef Stefan Kapferer.

Ihn verwundert das nicht, sagt Kapferer. Mit jeder neuen Solaranlage werde das Speichergeschäft interessanter. "Wir sehen ja sehr viele Stunden inzwischen, an denen die Preise an der Strombörse auch ins Negative fallen. Und da wird es sehr attraktiv, Strom abzunehmen, denn ich kriege ja noch Geld dafür, und in den Batteriespeicher einzuspeichern." Abends, wenn der Strompreis wieder im positiven Bereich sei, könne man ihn auch wieder am Markt verkaufen, erklärt Kapferer.

Falsche Nutzung der Stromspeicher führt zu Spannungsschwankungen

Auch beim mitteldeutschen Stromnetzbetreiber Mitnetz liegen aktuell vierzig Anträge für den Bau von Großspeichern vor. Jeder dieser Anträge werde geprüft, sagt Bereichsleiter Dirk Hünlich. Nicht alle werde man gestatten können. Hünlich argumentiert, dass wenn man einen Speicher falsch für das Stromnetz ent- oder belade, dieser zu Spannungsschwankungen führe. Dadurch könne gegebenenfalls auch die Spannungsqualität abfallen. "Und das kann ja nicht das Ziel sein", sagt Hünlich.

Preise für Netzspeicher stark gesunken

Die Netzbetreiber hoffen, dass die Speicher helfen, Stromüberschüsse aufzunehmen. Windräder müssten dann nicht mehr gestoppt und deren Besitzer nicht mehr entschädigt werden. Daniel Hannemann vom Wittenberger Unternehmen Tesvolt konzipiert selbst große Speicher.

Hannemann sagt, die Lithium-Ionen-Technologie sei für die kurzzeitige Speicherung von Strom gut geeignet. "Sie ist lieferbar. Sie ist günstig. Alleine für die großen Netzspeicher gab es einen Preisverfall durch neue Technologien, Rohstoffpreise am Markt, so dass der Preis für Netzspeicher um fast sechzig Prozent in den letzten zwei Jahren gefallen ist." Somit stellten sie momentan die wirtschaftlichste und sicherste Technologie für die Speichertechnologie dar, erklärt Hannemann.

Wo Großspeicher geplant sind, gibt es aber nicht nur Applaus. Mitunter hadern benachbarte Orte mit den Projekten. So ist es aktuell auch bei einem Vorhaben in der Nähe von Bad Lauchstädt. Bürgermeister Christian Runkel kritisierte in der Mitteldeutschen Zeitung, die riesigen Speicher einfach aufs Feld zu stellen, ohne ein Mitspracherecht der Gemeinde, könne nicht richtig sein.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. September 2024 | 06:51 Uhr

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