Der Schornstein und die Kühltürme des Braunkohlekraftwerks Schkopau dampfen hinter einem Windpark.
Wie steht es um die Energiesicherheit in Deutschland? Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Energieversorgung Experten: Energiesicherheit vollständig ohne fossile Energien machbar

11. Juni 2023, 05:00 Uhr

In Deutschland wird der Strom knapp, titelte vor wenigen Tagen die "Bild" und zitierte RWE-Chef Markus Krebber. Dem Industriestandort Deutschland stehe nicht genug Energie zur Verfügung. Vor Deindustrialisierung warnte der Manager gar. Sieht es wirklich so düster aus?

Carolin Voigt, Reporterin, Redakteurin und Sprecherin
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

In einer Sache hat RWE-Chef Markus Krebber Recht: Deutschland importiert seit April mehr Strom als es exportiert. Das sei aber kein Grund zur Panik, sondern ganz normal auf dem europäischen Strommarkt, erklärt Simone Peter, Präsidentin vom Bundesverband Erneuerbare Energie: "Wir haben normalerweise im Winter eine hohe Einspeisung von Windenergie. Das dreht sich dann häufig so gegen März, April. Da wird der Wind etwas weniger, aber die Sonne kommt raus. Wenn viel Sonne da ist, importieren wir weniger. Aber das ist eine spannende und regelmäßig zu beobachtende Situation – übrigens auch vor dem Atomausstieg in Deutschland: Ab April dreht es sich von Exporteur zu Importeur und das dreht sich dann im Sommer nochmal, weil wir dann eine noch stärkere Solareinstrahlung haben."

Energiesicherheit mithilfe von Erneuerbaren Energien?

Bei Äußerungen wie der von RWE-Chef Krebber müsse man immer die Lobbyinteressen im Blick haben, warnt die Klimaökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. "In der Industrie geht es darum, niedrige Industriestrompreise subventioniert zu bekommen. Das ist teuer für die Steuerzahler. Das halte ich auch für falsch. Ich halte es für deutlich sinnvoller, die erneuerbaren Energien deutlich schneller auszubauen, als bisher. Das hilft allen, gerade der Industrie."

In sieben Jahren will Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Letztes Jahr waren es bereits knapp 45 Prozent, derzeit liegen wir bei 57 Prozent. Lässt sich damit die Energiesicherheit für den Industriestandort gewährleisten? Auf jeden Fall, meint Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Privatuni Hertie School in Berlin. "Es liegt an uns als Gesellschaft. Wenn wir es schaffen, vor allem den Windenergieausbau voranzutreiben, in der Geschwindigkeit, die wir uns vorgenommen haben, dann mache ich mir keine Sorgen über Versorgungssicherheit – und auch keine Sorgen um industrielle Strompreise."

Appell an RWE

Wenn man sich zerstreite und der Ausbau nicht vorankomme, so Hirth, dann gebe es in der Konsequenz höhere Preise. Und das wäre dann auch schlecht für die Industrie. Grundsätzlich sollten sich Konzerne, die lange auf fossile Energie gesetzt haben, neu organisieren, meint Klimaökonomin Claudia Kemfert. "Ich denke, RWE ist gut beraten, vollständig auf erneuerbare Energien zu setzen und sich in allen Bereichen von den fossilen Energien zu verabschieden. Das sind gigantische Geschäftsmodelle und es muss darum gehen, die Reindustrialisierung in Deutschland voranzubringen, Jobs zu schaffen und Wertschöpfung zu schaffen."

Über das Jahr gesehen ist und bleibt Deutschland voraussichtlich Netto-Exporteur von Strom. Schon letztes Jahr gab es nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums einen Stromexportüberschuss von 28 Terawattstunden. Und RWE-Chef Krebber bläst gern in unterschiedliche Hörner. Erst im März hatte er sich mit folgender Aussage zitieren lassen: Strom sei noch genug da. Für die nächsten Jahre brauche man sich keine Sorgen zu machen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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