Mobilität Wie könnte das Deutschlandticket anders finanziert werden?
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17. Oktober 2024, 12:07 Uhr
Um die Finanzierung des Deutschlandtickets wird viel debattiert. MDR-AKTUELL-Hörer Matthias Klaußner fragt sich, wie es sein kann, dass das Ticket mit so hohen Beiträgen vom Bund subventioniert werden muss, obwohl es so viele Menschen nutzen. Er fragt, ob eine andere Form der Finanzierung eine Option wäre, etwa ein Solidarbeitrag ähnlich wie beim Rundfunkbeitrag.
- Grünen-Politikerin Cornelia Lüddemann fordert, dass weniger Geld in die Automobilindustrie fließt und stattdessen in das Deutschlandticket.
- Auch laut Lukas Iffländer vom Fahrgastverband Pro Bahn wird viel Geld an der falschen Stelle ausgegeben.
- Um ein Solidarprinzip wie eine Mobilitätspauschale umzusetzen, müsste der ÖPNV im ländlichen Raum ausgebaut werden.
25 Millionen Euro fehlen den Leipziger Verkehrsbetrieben in diesem Jahr durch das Deutschlandticket. Denn auch wenn noch nie so viele in Leipzig mit Bus und Bahn unterwegs waren, decken die Einnahmen durch den günstigen Ticketpreis nicht die Kosten, die den Verkehr am Laufen halten. Deutschlandweit subventioniert der Staat Verkehrsunternehmen mit bis zu drei Milliarden Euro.
Trotzdem habe der niedrige Ticketpreis in einigen Regionen Deutschlands erste Konsequenzen, weiß Verkehrsökonom Jochen Sauer. Seit 35 Jahren berät er Verkehrsbetriebe bei ihrer Finanzierung. Er sagte MDR AKTUELL: "Zumindest in Schleswig-Holstein ist Mitte des Jahres beschlossen worden, dass aufgrund zu geringer Finanzierungsmittel, die derzeit verfügbar sind, die ersten Abbestellungen durchgeführt werden ab nächstem Jahr." Also weniger Angebote für die Mitfahrenden 2025.
Weniger Subventionen für Autos
Dass die jüngste Preiserhöhung auf 58 Euro für das Deutschlandticket hier gegenwirken könne, glaubt Cornelia Lüddemann von den Grünen in Sachsen-Anhalt. Aber reichen werde das nicht, sagt sie.
Eine Umverteilung der Finanzen für Verkehr sei dringend notwendig, erklärt die verkehrspolitische Sprecherin: "Wir müssen wegkommen davon, dass Autoverkehr an ganz vielen Stellen subventioniert wird. Wir müssen beispielsweise das Dienstwagen-Privileg abschaffen, die Dieselsteuer angemessen gestalten, Flugkerosin besteuern. Allein das würde 25 Milliarden jedes Jahr an Einnahmen bringen."
Über diese Einnahmen könnte das Deutschlandticket wieder für 49 und ermäßigt für 29 Euro angeboten werden, glaubt Lüddemann.
Investitionen an falscher Stelle
Auch Lukas Iffländer vom Fahrgastverband Pro Bahn findet, dass viel Geld falsch ausgegeben werde. In Deutschland gebe es Hunderte Verkehrsbetriebe, die alle ihre eigene Werbekampagne für das Deutschlandticket umgesetzt hätten, kritisiert er.
Außerdem habe jeder Verbund seine eigene Software und eigene ITler, die Apps entwickelten: "Anstelle, dass man sich da zusammensetzt. Anstatt, dass man in Deutschland zwei oder drei Apps hat, die sich alle Verbünde miteinander teilen. Das würde Millionen einsparen", sagt Iffländer.
ÖPNV-Ausbau im ländlichen Raum
Iffländer fordert mehr Kooperationsbereitschaft und Offenheit von den Spitzen der Unternehmen, aber auch von den Mitfahrenden: "Nehmen wir an, jeder müsste eine gewisse Mobilitätspauschale zahlen. Dafür gehen wir insgesamt mit den Preisen runter und das Deutschlandticket kostet dann nur noch 19 Euro, weil es über alle quer-subventioniert wird."
Eine ähnliche Idee wird in einigen Kommunen in Baden-Württemberg schon erprobt, weiß Verkehrsökonom Jochen Sauer. Um so ein Solidarprinzip in der Breite der Gesellschaft zu legitimieren, müssten aber auch für alle die Angebote besser werden: "Die ländlichen Regionen müssen besser erschlossen werden, indem Zubringer-Verkehre zu den Hauptlinien hergestellt werden. Oder auch der Ausbau von Carsharing-Angeboten oder anderen Mikromobilitätsangeboten."
Darüber hinaus stellt Lukas Iffländer von Pro Bahn sich vor, dass unter der Woche auch auf dem Land mindestens stündlich und am Wochenende alle zwei Stunden ein Bus oder eine Bahn fahren sollte.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Oktober 2024 | 06:18 Uhr