Ein Traktor-Konvoi fährt zu einer Protestkundgebung
Bei der Eröffnung eines Bahnwerkes in Cottbus ist Bundeskanzler Olaf Scholz mit lautstarken Protesten empfangen wurden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Landwirte Scholz in Cottbus mit lautem Protest empfangen – Ampel-Fraktionen mit Gesprächsangebot

11. Januar 2024, 20:57 Uhr

Bei der Eröffnung eines Bahnwerkes in Cottbus ist Bundeskanzler Olaf Scholz von Landwirten mit lautstarken Protesten empfangen wurden. Scholz zeigte sich dialogbereit. Das reicht dem Brandenburger Bauernpräsidenten aber nicht. Auch die Ampel-Fraktionen im Bundestag suchen das Gespräch mit den Bauern.

Bundeskanzler Olaf Scholz ist bei der Eröffnung eines neuen Bahnwerks in Cottbus von Landwirten mit lautstarkem Protest empfangen worden. Nach Angaben der Polizei fuhren rund 500 Menschen mit hunderten Fahrzeugen vor. Der Landesbauernverband sprach sogar von bis zu 2.000 Teilnehmern. Die Polizei leitete eine Traktorenkolonne an dem Werk vorbei. Scholz selbst zeigte Verständnis für die anhaltenden Demonstrationen der Bauern. "Wir leben ja in aufgeregten Zeiten, ein bisschen haben wir das auch gehört", sagte der SPD-Politiker. "Und auch das gehört zur Demokratie dazu, dass man sich seine Meinung sagt."

Landesbauernverband: Scholz offen für Dialog

Am Rande des Termins sprach Scholz mit Bauernvertretern aus Brandenburg. Nach Darstellung des Landesbauernverbandes hat sich der Kanzler offen für einen Dialog mit den Landwirten gezeigt.

Henrik Wendorff
Laut Hendrik Wendorff (Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg) zeigte sich der Kanzler gesprächsbereit. Bildrechte: IMAGO / Rüdiger Wölk

"Es ist erkannt worden, dass jetzt - leider viel zu spät - in einen Dialog eingetreten wird, den wir schon lange, lange erwartet haben", sagte Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff nach einem Treffen mit Scholz in Cottbus. Scholz habe ihm gesagt, er werde mit Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) sprechen. Inhaltliche Zugeständnisse hat Scholz dem Bauernpräsidenten zufolge aber nicht gemacht. Wendorff betonte, das reiche nicht. Mit dem Angebot eines Dialogs werde man die Landwirte nicht von heute auf morgen von den Straßen bekommen.

Ampel-Fraktionen laden Bauernverbände zu Gespräch

Unterdessen gehen die bundesweiten Proteste unvermindert weiter. Die seit Anfang der Woche andauernden Bauernproteste sollen ihren Höhepunkt in einer Demonstration in Berlin am kommenden Montag finden. An diesem Tag wollen die Fraktionschefs der Ampel-Parteien nun das Gespräch mit den Bauern suchen. Ein entsprechendes Schreiben verschickten die Fraktionschefs Rolf Mützenich (SPD), Britta Haßelmann (Grüne) und Christian Dürr (FDP) bereits am Mittwochnachmittag an acht Verbände.

In der Einladung, die der Deutschen-Presse-Agentur vorliegt heißt es: "Bei den aktuellen Demonstrationen wird deutlich, dass es Ihrem Berufsstand jedoch nicht nur um finanzielle Belastungen geht, sondern auch um fehlende Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven für die landwirtschaftlichen Betriebe."

Positive Reaktionen auf Gesprächsangebot

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte in einer ersten Reaktion die Initiative der Ampel. Ihr Vorsitzender Martin Schulz rief die Regierung und die Fraktionsspitzen dazu auf, "das Ruder in der Agrarpolitik endlich herumzureißen."

Bundesregierung rudert bei Agrar-Kürzungen teilweise zurück

Auslöser der anhaltenden Proteste waren angekündigte Subventionskürzungen für die Landwirtschaft. So sollten die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirte sowie Steuerbegünstigungen beim Agrardiesel gestrichen werden. Inzwischen hat die Bundesregierung diese Kürzungen teilweise zurückgenommen. Die Steuerbegünstigung beim Agrardiesel soll nun schrittweise bis 2026 abgeschafft werden. Die Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für Landwirte hat die Koalition bereits ganz zurückgenommen. Der Bundestag muss den Plänen noch zustimmen.

dpa/AFP (mbe)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 11. Januar 2024 | 19:30 Uhr

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