Fahrradunfälle Tödliche Landstraßen: Unfallforscher fordern mehr getrennte Radwege
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15. Juli 2024, 12:57 Uhr
Jede Woche sterben in Deutschland statistisch gesehen vier Menschen beim Radfahren. Forscher haben Unfälle auf Landstraßen untersucht – und empfehlen, für mehr Sicherheit die Radwege auszubauen und von den Straßen zu trennen. In Sachsen verhindert unter anderem eine komplizierte Planung den Ausbau des Netzes. Zudem fehlt Geld. Der sächsische Fahrradclub ADFC reagiert mit Unverständnis und fordert engagiertes Handeln.
- Unfallforscher fordern mehr Radwege getrennt von der Straße
- Sachsen: Nur wenige Kilometer neue Radwege pro Jahr
- Planung dauert mindestens acht Jahre
- ADFC: Schnellerer Ausbau möglich
Wer außerhalb von Ortschaften radelt, lebt gefährlich. Fast vier tote Radfahrerinnen und Radfahrer pro Woche gibt es auf deutschen Landstraßen zu beklagen. Ein Blick in die amtliche Bundesstatistik zeigt zudem: Das Klischee vom rücksichtlosen Kampfradler stimmt oft nicht. Kollidieren Auto und Rad auf der Landstraße, trägt in etwa drei von vier Fällen der Autofahrer Hauptschuld.
Wie Ergebnisse aus der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zeigen, entstehen besonders viele schwere und tödliche Unfälle dort, wo Radverkehr größere Straßen kreuzen muss, oder weil Autofahrer die Radler auf der Landstraße gleich komplett übersehen.
Um das zu vermeiden, sei der "größte Hebel", den Auto- und den Radverkehr zu trennen, ihn also auf verschiedenen Fahrbahnen stattfinden zu lassen, sagt die Leiterin der UDV, Kirstin Zeidler, im Interview mit MDR AKTUELL.
Sachsen: Acht Kilometer neue Radwege pro Jahr
Viele Bundesländern hatten in der Vergangenheit angekündigt, Radwege auszubauen, um den Verkehr sicherer und klimafreundlicher zu machen. Auch im Koalitionsvertrag der sächsischen Staatsregierung heißt es, man wolle Voraussetzungen schaffen, sodass auf doppelt so vielen Wegen wie noch 2019 geradelt werde.
Wie viel Radweg aber wird dafür gebaut? Der Linken-Abgeordnete Marco Böhme fragt jährlich nach. Die ernüchternde Antwort: Ganze acht Kilometer sind 2023 entlang sächsischer Bundes- und Landstraßen entstanden.
Ministerium: Planung dauert mindestens acht Jahre
Ein Sprecher des sächsischen Verkehrsministeriums begründet das auf Anfrage von MDR AKTUELL damit, dass die Planung von Radwegen kompliziert sei und mindestens acht Jahre dauere. In einer schriftlichen Antwort des Ministeriums heißt es: "Dieser lange Zeitraum ergibt sich insbesondere durch erforderlichen Grunderwerb, dem damit verbundenen und aufwendigen Planfeststellungsverfahren sowie Vorgaben aus dem Umwelt-, Wasser- und Vergaberecht.
Weitere Hemmnisse seien die begrenzten personellen Ressourcen in Planungsbüros und Behörden sowie fehlendes Geld für den Ausbau.
ADFC sieht Möglichkeiten für schnelleren Ausbau
Konrad Krause vom sächsischen Fahrradclub ADFC hat kein Verständnis für die Verzögerung. Teilweise seien das Ausreden, sagt Krause im Gespräch mit MDR AKTUELL. Zwar gebe es einen Mangel an qualifizierten Planern, aber an der Verkehrssicherheit zu sparen sei der falsche Weg.
Krause verweist zudem auf den Bund, der vorgemacht habe, wie Radwege schneller zu genehmigen sind – wenn man zum Beispiel auf eine erneute Umweltverträglichkeitsprüfung verzichte. Durch den Bau der Landstraße sei diese ja bereits erfolgt. Wieso sollte man dann für den Radweg eine erneute Prüfung einfordern? Nach den Worten Krauses ist das "Quatsch".
Zudem plädiert er für die bundesweite Angleichung von Kreuzungsdesigns. Bekannte Situationen könnten Fehlerquellen reduzieren.
Wenn man "engagiert" an den Ausbau der Radwege herangehen würde, gäbe es einen ernormen Zuwachs, ist Krause überzeugt. Dann würden die Menschen auch wegen der Radwege Fahrrad fahren.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. Juli 2024 | 05:00 Uhr
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