Zu wenig Organspender Neues Organspende-Portal wird freigeschaltet
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18. März 2024, 18:31 Uhr
In Deutschland warten tausende Kranke auf ein Spenderorgan. Ein neues Online-Register soll es potenziellen Spenderinnen und Spendern erleichtern, sich dazu bereitzuerklären. Doch wird damit alles besser? Zweifel bleiben und der Ruf nach einer Widerspruchslösung.
- Umfragen zufolge besteht eine hohe Bereitschaft zur Organspende, doch die Realität sieht anders aus. Nun soll ein neues Online-Register helfen.
- Die Stiftung Organspende begrüßt das Register, fordert aber eigentlich eine sogenannte Widerspruchslösung.
- Auch die Politik diskutiert die Widerspruchslösung – eine neue Gesetzesinitiative wird derzeit vorbereitet.
Mal angenommen, ich werde schwer krank und brauche eine neue Niere. Meine Chancen stehen schlecht. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Wartezeit für eine Niere acht bis zehn Jahre. In kaum einem anderen Land der Welt gibt es so wenig Spender und man wartet so lange auf Spenderorgane. Deswegen geht nun das sogenannte Organspenderegister an den Start.
Laut Umfragen besteht eine hohe Spendenbereitschaft
Das soll vieles einfacher machen, die Wartezeiten senken und Leben retten. Denn die Frage "Würden Sie nach Ihrem Tod ein Organ spenden?" beantworten die meisten Deutschen mit Ja. Das zeigen Umfragen immer wieder, auch die kleine Stichprobe von MDR AKTUELL in der Leipziger Fußgängerzone.
Einigen Befragten ist "egal, was sie mit mir hinterher machen. Wenn man Leben retten kann, finde ich das gut". Auch andere Antworten sprechen für die Spendenbereitschaft: "Es sind so viele Menschen, die kranke Organe haben. Und warum soll nicht nach meinem Tod ein gesundes Organ von mir dort verwendet werden, damit der Mensch weiterleben kann?" Häufige Reaktion ist auch: "Ich bin noch nicht Spender, aber ich hätte nichts dagegen."
Register ergänzt Spendenausweis und Organspendeverfügung
Und das ist das Problem: Organe dürfen nur entnommen werden, wenn man zu Lebzeiten aktiv schriftlich zugestimmt hat oder Angehörige das nach dem Tod tun. Die meisten Deutschen halten ihre Spendebereitschaft zu Lebzeiten jedoch eben nicht schriftlich fest. Immerhin, die Zustimmung zu Lebzeiten soll nun einfacher werden – zentral, in einem Organspende-Onlineportal. Auf Organspende-register.de kann man ab heute selbst hinterlegen, ob man bereit ist.
Der Vorteil des Registers: Wer Organe spenden will, braucht nun keinen Spendeausweis mehr oder eine andere Niederschrift, die vielleicht verloren gehen könnte. In Zukunft soll die Spendebereitschaft zweifelsfrei dokumentiert und jederzeit digital abrufbar sein durch die Krankenhäuser.
Stiftung Organspende wirbt für Bewusstseinswandel und die Widerspruchslösung
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation begrüßt das, hält jedoch das Register allein nicht für einen "Gamechanger", der alle Problem löst. Dazu brauche es mehr, sagt Stiftungsvorstand Axel Rahmel. Demnach braucht Deutschland "so etwas wie eine Kultur der Organspende". Das Denken an die Organspende, das Fragen zum Thema Organspende am Lebensende, sollte eine Selbstverständlichkeit werden. Rahmel will keinen Organspende-Automatismus. Aber in der Bevölkerung sei ein Bewusstsein und "daran Denken wichtig, dass jeder idealerweise schon zu Lebzeiten seine Entscheidung trifft".
Axel Rahmel drängt neben mehr Aufklärung auf die sogenannte Widerspruchslösung. Diese dreht den Spieß um. Danach sind grundsätzlich alle Organspender, es sei denn, man hat zu Lebzeiten widersprochen. So machen es auch viele andere europäische Länder. Für diese Lösung haben sich schon mehrere Bundesgesundheitsminister stark gemacht, auch Karl Lauterbach.
Gesundheitspolitiker der Länder für neuen Anlauf im Bundestag
Doch im Bundestag fand die Widerspruchslösung zuletzt vor vier Jahren keine Mehrheit, seither tut sich nichts. Ähnlich wie Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation sieht es Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping. Auch sie hält das nun geschaffene Spenderregister für einen guten Schritt, dem aber noch weitere Folgen müssen. Die SPD-Politikerin glaubt, "dass die bislang getroffenen Maßnahmen noch nicht ausreichen. Mit der Mehrheit meiner Länderkolleginnen und -kollegen befürworte ich die Einführung einer Widerspruchslösung."
Köpping erhofft sich, dass das im Bundestag nochmals "diskutiert und im Ergebnis angenommen wird". Nordrhein-Westfalen kündigte bereits eine neue Gesetzesinitiative an. Über den Bundesrat wollen die Gesundheitsminister nun erneut ein Gesetz zur Einführung der Widerspruchslösung in den Bundestag einbringen.
MDR AKTUELL (ans)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 18. März 2024 | 06:06 Uhr
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