Medizin Erwartungen an neues Organspende-Register in Uniklinik Leipzig hoch
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13. März 2024, 20:17 Uhr
Organspenden können Leben retten. Doch die Zahl der Organspenden in Deutschland ist die niedrigste in ganz Europa. Rund 8.500 Menschen warten aktuell bundesweit auf ein Spenderorgan. Die meisten Patienten überleben die Wartezeit nicht. Gleichzeitig gibt es seit Jahren zu wenig Menschen, die sich zu Lebzeiten bewusst für eine Organspende entscheiden. Ab kommender Woche könnte das etwas einfacher werden. Dann geht das zentrale Organspende-Register online.
Gunnar Förster feiert zwei Mal im Jahr Geburtstag. Durch eine Organspende wurde ihm ein zweites Leben geschenkt. Es gehe ihm "saugut", wie er sagt. Der Schock traf ihn vor einem Jahr. "Dieses Jahr war das Schlimmste, was ich in meinem Leben erlebt habe. Das war eine volle Katastrophe", sagt der heute 50-Jährige. Ärzte hatten einen irreparablen Leberschaden diagnostiziert.
Höhere Bereitschaft zur Organspende nötig
Förster brauchte eine Spenderleber. Er kam auf die Warteliste und hatte Glück. Kurz nachdem Förster stationär im Krankenhaus aufgenommen wurde, fand sich ein Spenderorgan. Ein Glücksfall, sagt der Transplantationsexperte und Arzt am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), Thomas Berg. An der Uniklinik werden pro Jahr circa 50 Organe transplantiert. Auf den Wartelisten stehen aber einige hundert Patienten. "Was es bräuchte, wäre eine höhere Bereitschaft zur Spende. Das hat mit der Aufklärung der Bevölkerung zu tun", so Berg.
Was es bräuchte, wäre eine höhere Bereitschaft zur Spende.
Ein nächster wichtiger Schritt sei die Einführung der sogenannten Widerspruchslösung, meint Thomas Berg. Nicht die Spendenbereitschaft, sondern die Ablehnung müsse dann aktiv angezeigt werden. "Das ist immanent wichtig, dass man wirklich weiß, wer es denn wollte", erklärt Berg.
Ärztin: Vorbehalte gegenüber Organspende nicht nötig
In der Bevölkerung bleibt die Organspende ein viel diskutiertesThema. Dabei seien Vorbehalte gegenüber der Organspende nicht nötig, sagt Ärztin Svitlana Ziganshyna. Sie leitet die Stabsstelle Transplantation am UKL. Organspenderinnen und -spender würden viel länger und intensiver behandelt, betont sie.
"Wir brauchen sehr viel Zeit, um eine der kompliziertesten Diagnostiken der Medizin durchzuführen, und zwar die Feststellung des Hirntodes", sagt sie. Deswegen bekommen Patienten, die sich für eine Organspende entscheiden, Ziganshyna zufolge eine viel längere Intensivtherapie, als jene, die sich dagegen entschieden.
Sichere Plattform im Vergleich zu anderen Ländern
Dass endlich ein zentrales Organspende-Register online geht, sei ein wichtiger, zeitgemäßer Schritt, sagt Ziganshyna. "Natürlich ist es ein toller Schritt, dass wir eine moderne, ordnerbasierte Plattform haben, die im Vergleich mit anderen Ländern sehr sicher ist", betont sie.
Gunnar Förster hat einen Organspender-Ausweis, schon lange bevor er selbst durch eine Organspende gerettet wurde. "Wenn man diese Entscheidung einmal getroffen hat, gibt es eigentlich keine Alternative dazu", sagt er.
MDR (phb/rkü/iad)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. März 2024 | 19:00 Uhr
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