Ausdruck einer Betriebskostenabrechnung mit Kuli und Taschenrechner
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Mietrecht Etwa jede zweite Nebenkostenabrechnung ist fehlerhaft – und sollte überprüft werden

24. April 2024, 16:12 Uhr

Immer mehr Mieterinnen und Mieter suchen wegen hoher Nachforderungen für Nebenkosten bei Beratungsstellen Rat und lassen ihre Abrechnungen überprüfen. In vielen Fällen sind die Nebenkostenabrechnungen nicht klar formuliert und deshalb schwer nachvollziehbar. Rund die Hälfte der Nebenkostenabrechnungen sind sogar fehlerhaft. Aktuell gibt es gerade vermehrt Probleme bei der Verrechnung von Abschlagszahlungen, die wegen der gestiegenen Energiepreise freiwillig erhöht wurden.

  • Weil viele Mieterinnen und Mietern sehr hohe Nachforderungen für Nebenkosten erhalten, steigt der Beratungsbedarf bei Beratungsstellen deutlich an.
  • Rund die Hälfte der Nebenkostenabrechnungen sind fehlerhaft und sollten deshalb lieber überprüft werden.
  • Außerdem sind viele Abrechnungen nicht klar formuliert und oftmals von Mieterinnen und Mietern nicht nachvollziehbar, was aber gegeben sein muss.

Genaue Zahlen hat der Mieterbund zwar noch nicht, Sprecherin Jutta Hartmann kann aber von einer klaren Tendenz berichten: "Das Thema Nebenkosten ist immer Topthema in unseren Beratungen der Mietervereine und auch derzeit. Also wir haben wirklich erhebliche Nachfrage nach Beratungen rund um die Heizkosten und die kalten Kosten. Der Beratungsbedarf ist nach wie vor sehr hoch und in der letzten Zeit sogar noch gestiegen."

Der Bedarf sei vor allem deswegen so groß, weil die Menschen mit sehr hohen Nachzahlungen konfrontiert würden. "Da sprechen wir teilweise von mehreren Tausend Euro, die nachzuzahlen waren. Und viele Leute fragen sich natürlich: 'Ist es denn berechtigt oder ist es hier zu Rechnungsfehler gekommen?' Und sie lassen dann eben diese Nebenkostenabrechnungen überprüfen."

Etwa jede zweite Abrechnung stimmt nicht

Rechnungsfehler sind keine Seltenheit in den Betriebskostenabrechnungen. Laut Hartmann ist etwa jede zweite fehlerhaft. Das berichtet auch Britta Beate Schön, Rechtsexpertin beim Verbrauchermagazin Finanztip. Sie sagt, ihr sei es vermehrt untergekommen, dass es bei Mietern Probleme gibt, die ihre Abschlagszahlungen freiwillig erhöht haben: "Hat der Vermieter oder die Vermieterin diese Abschlagszahlung in voller Höhe auch berücksichtigt? Ich habe schon Fälle gesehen, da wurden sozusagen die Vorauszahlungen nicht richtig berechnet, beziehungsweise es wurde nicht einkalkuliert, dass schon mehr gezahlt wurde."

Wer Energie gespart und seine Abschläge angepasst habe, sollte sich nach Worten von Schön normalerweise keine Sorgen über hohe Nachzahlungen machen müssen – normalerweise. Aber hohe Nachforderungen sorgen auch bei der Verbraucherzentrale in Sachsen für einen deutlich erhöhten Beratungsbedarf. Nicht selten geht es dabei laut Lorenz Bücklein um die Gaspreisbremse. Bücklein ist Energieexperte der Verbraucherzentrale. Er findet, dass der Gesetzgeber bei der preislichen Ausgestaltung der Bremse sehr um Transparenz im Sinne der Bürgerinnen und Bürger bemüht war.

Abrechnungen müssen nachvollziehbar sein

Diese Klarheit gibt es Bücklein zufolge bei den Abrechnungen allerdings nicht, hier fehle es an klaren Vorgaben: "Das heißt, insgesamt merken wir gerade, es kommen eine Reihe von Nebenkostenabrechnungen bei den Leuten an, da ist dann alles so ein bisschen Kraut und Rüben. Und es ist nicht so einhundertprozentig klar, was der Anbieter oder auch Vermieter sagen will, sodass ich das nicht unbedingt als Betroffener immer vollumfänglich nachvollziehen kann, wie bestimmte Beträge auch kalkuliert worden sind."

Klar ist aber: Es muss nachzuvollziehen sein. Es gehe darum, sagt Jutta Hartmann vom Mieterbund, "dass da bestimmte Berechnungen darlegbar sind, wo ich das sehe, dass es eingepreist wurde. Und – das gilt jetzt auch erstmals in den Abrechnungen, die jetzt kommen – es wird der CO2-Preis aufgeteilt zwischen Mietern und Vermietern. Auch das muss Berücksichtigung innerhalb Kostenabrechnung finden".

Der Laie kann da schnell den Durchblick verlieren. Beide, Mieterbund wie Verbraucherzentrale, raten darum grundsätzlich dazu, die Abrechnungen auf ihre Richtigkeit prüfen zu lassen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. April 2024 | 06:51 Uhr

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