Mode Kleidung mieten gegen "Fast Fashion"
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10. August 2024, 05:00 Uhr
Wer sich nicht immer neue Kleidung kaufen möchte, kann sie nun auch einfach mieten. Neben anderen Anbietern mit unterschiedlichen Schwerpunkten wirkt auch das Unternehmen "fairnica" so der Fast Fashion entgegen. Bei der Kleidung achtet es auf Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen. Die Vermietung basiert auf einem minimalistischen Prinzip.
- "Fairnica" vermietet Kleidung nach dem "Kapsel"-Konzept.
- Die Kleidungsstücke sind fair gehandelt und nachhaltig produziert.
- Kundinnen sind von dem Konzept überzeugt, doch Männer konnte das Unternehmen noch nicht viele gewinnen.
Nach der Lektüre von Greenpeace-Studien, wonach immer mehr Kleidung gekauft wird, die aber immer seltener getragen wird, stellte sich für Nicola Henseler folgende Frage: "Warum muss ich die Sachen denn kaufen, wenn ich sie nur drei-, viermal tragen will?"
Wenig Klamotten, viele Outfits
Warum also nicht mieten? Ein Gedanke, der die 39-Jährige vor ein paar Jahren nicht mehr losließ. Bei der Suche nach einer praktikablen Umsetzung stieß sie dann auf das "Kapsel"-Konzept. "Das kommt aus dem Minimalismus und besagt, dass wenn man wenige Kleidungsstücke hat, die aber alle miteinander kombinierbar sind, dann braucht man eben sehr wenige Kleidungsstücke, um Outfits zu machen."
Damit war die Basis für das Startup-Unternehmen "fairnica" gelegt. Doch wieviel Ergänzung zum häuslichen Kleiderschrank sollte eine textil-gefüllte Kapsel liefern? "Je nachdem, was da drin ist, reichen fünf bis acht Kleidungsstücke mit ein paar Basics, die jeder zu Hause hat."
Fairtrade hat seinen Preis
Outfits, die zudem ganz bestimmte Standards erfüllen müssen. Denn die Kapseln bestückt Nicola Henseler nur mit Kleidungsstücken, die aus nachweislich nachhaltigen Materialien bestehen und fair hergestellt werden. "Also fair für die Menschen, die es produzieren, weil keine Pestizide drin sind oder ätzende Färbemittel. Oder fair für die Umwelt und fair für die Tiere."
Mit modischen Textilien gefüllte Kapseln verschickt fairnica mit der Post mittlerweile deutschlandweit und darüber hinaus bis nach Dänemark, den Niederlanden und Österreich. Die Mietzeit beträgt zu Beginn einen Monat, kann bei Gefallen der Kleidung aber auch bis zu drei Monaten verlängert werden, sagt Nicola Henseler. "Also ein Monat kostet 79 Euro plus Porto." In einer Kapsel seien – weil alles fair produzierte Kleidung sei – Stücke im Wert zwischen 500 und 600 Euro.
Mittlerweile stehen ca. 35 unterschiedliche Kapsel-Kollektionen zur Miet-Wahl. Darunter auch wenige für Herren, doch die lassen sich, räumt Fairnica-Gründerin Henseler ein, noch nicht so leicht an den Mann bringen, obwohl die maskuline Zielgruppe durchaus vorhanden sei. Nach Ende der Mietzeit landen die Kleidungsstücke wieder im Showroom in Herne, bevor sie weitervermietet werden. Zum Beispiel direkt von den Ständern wie Blusen, Hosen, Kleider und Röcke oder Pullover aus den gut gefüllten Regalen.
Kundinnen sind überzeugt vom Konzept
Lena Steden, die in der Nachbarschaft wohnt, schaut regelmäßig vorbei. "Ich habe letztes Jahr angefangen, Kleidung zu leihen. Seitdem tausche ich so alle ein, zwei Monate meine Klamotten hier durch." Die Auswahl sei groß und quasi alle Farben des Regenbogens seien vertreten.
Überzeugt hat das Miet-Konzept mit ökologisch hergestellter Mode auch die 80-jährige Gisela Bienk. Umweltschonend produzierte Kleidung sei keineswegs langweilig, betont sie und verweist auf ihr luftiges Sommerkleid.
Darin macht die schlanke 80-Jährige auch auf der großen Bühne des Internets eine gute Figur. Denn inzwischen präsentiert sie für fairnica als Model die Kollektionen auf der Webseite des Startup-Unternehmens.
Kleidung für besondere Anlässe
Neben Alltagskleidung vermietet das Unternehmen inzwischen auch Kleidung für besondere Anlässe. "Also wer auf einer Hochzeit, wer auf einem Jubiläum oder auf einer Gartenparty eingeladen ist, kann sich hier zum Beispiel ein Kleid oder ein Outfit für vier Tage mieten."
Ein Miet-Angebot mit Perspektive. Denn bekanntlich verlassen diese oft für teures Geld und nur für einen besonderen Anlass angeschafften Textilien danach nur noch ganz selten den Kleiderschrank.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 10. August 2024 | 06:13 Uhr