Lebensmittel für Bedürftige Tafeln in Not, weil von den Supermärkten weniger abfällt
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16. Oktober 2023, 10:49 Uhr
Supermärkte haben in den vergangenen Jahren Konzepte entworfen, um weniger Lebensmittel zu verschwenden. Das ist ganz allgemein eine gute Sache. Doch es bedeutet auch, dass es weniger übriggebliebene Produkte gibt, die für die Tafeln in Deutschland bestimmt sind. Die Hilfsorganisationen suchen deshalb nach neuen Wegen, um weiterhin bedürftige Menschen mit Essen versorgen zu können.
- Da auf dem Land weniger Supermärkte sind, die angefahren werden können, leiden die Tafeln dort besonders.
- Die Tafeln setzen deshalb unter anderem auf Überproduktion direkt beim Erzeuger.
- Der Sozialverband VdK fordert finanzielle Unterstützung von den Ländern.
Supermärkte und Discounter setzen immer mehr auf Nachhaltigkeit, versuchen Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Dadurch bestellen sie nur so viel, wie sie auch verkaufen möchten – etwas, das der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn, zwar grundsätzlich gut findet. Den Tafeln gehen dadurch aber die Spenden aus. "Früher war es so, dass man bei der Inventur festgestellt hat, was zu viel da ist. Heute wird nur das nachbestellt, was am Abend fehlt", sagt Steppuhn.
Für Lebensmittel, die übrig bleiben, gibt es dann noch Konzepte wie das der Rettertüte. So soll vermieden werden, dass die Produkte im Müll landen. Auch diese Aktionen befürwortet Steppuhn, sagt aber auch, dass die Tafeln auf die Lebensmittel angewiesen seien, damit den Menschen geholfen werden könne.
Ländliche Tafeln besonders von Knappheit betroffen
Besonders akut sei es im ländlichen Raum, warnt Steppuhn. Weil die Tafeln dort nur wenige Supermärkte anfahren könnten. Man versuche weiter, alle Menschen mit Lebensmitteln zu unterstützen. Aber: "Wenn weniger da ist, heißt das, es bekommen alle weniger. Wir haben auch schon Situationen gehabt, auch in jüngster Vergangenheit, dass Tafeln nichts mehr hatten und dass nichts mehr verteilt werden konnte." Die Tafeln erlebten das mittlerweile tagtäglich. Das belaste natürlich insbesondere die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Das sei schwierig zu kompensieren, sagt der Vorsitzende der Tafel. Zwar gebe es gemeinsame Aktionen mit Supermärkten, bei denen auch Kundinnen und Kunden spenden könnten. Das reiche aber nicht. Die Tafeln setzen deshalb immer mehr auf Überproduktion direkt vom Erzeuger – wenn zum Beispiel in Pizzafabriken Pizzen zu viel produziert wurden.
Sozialverband: Länder sollen finanziell unterstützen
Silke Asmussen ist Sprecherin des Sozialverbands VdK in Thüringen. Sie meint: Die Länder sollten finanziell unterstützen. "In einem starken Sozialstaat wären Tafeln gar nicht notwendig. Weil die Menschen staatliche Unterstützung erhielten in einem Maße, das ausreichend ist. Das ist aber im Moment nicht der Fall. Immer mehr Menschen nehmen die Tafeln in Anspruch und diese Entwicklung kann, glaube ich, nicht bewältigt werden ohne langfristige finanzielle Unterstützung der Länder."
MDR AKTUELL hat auch große Supermärkte und Discounter wie Aldi, Lidl, Edeka und Rewe angefragt. Rewe teilte schriftlich mit, man arbeite schon lange mit den Tafeln zusammen und werde das auch weiter tun. Gleichzeitig verpflichte sich das Unternehmen, "die trotz der Kooperation mit den Tafeln und Foodsharing verbleibenden Restmengen weiter zu verringern". Ketten wie Rewe und Penny möchten demnach ihr System gegen Lebensmittelverschwendung weiter nutzen und optimieren.
Aber auch für geringe Mengen findet Silke Asmussen vom Sozialverband Modelle wie in Frankreich denkbar. Dort sind Supermärkte verpflichtet, übrig gebliebene Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen zu spenden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Oktober 2023 | 12:09 Uhr
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