Studie zu mentaler Gesundheit Ukraine-Krieg belastet die Menschen mit Abstand am meisten
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23. Februar 2024, 12:25 Uhr
In den vergangenen Jahren gab es viele Krisen: Corona-Pandemie, Klimakrise und ein Krieg an der Grenze zur Nato und EU. Psychologen der Universität Münster haben mit anderen europäischen Wissenschaftlern herausgefunden, dass sich der Krieg in der Ukraine besonders stark auf das mentale Wohlbefinden der Menschen ausgewirkt hat. Auch Menschen in Leipzig machen sich viele Sorgen.
- Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich auf die mentale Gesundheit der Europäer ausgewirkt.
- Der Krieg in der Ukraine belastet die Befragten mehr als das Atomunglück von Fukushima und der Corona-Lockdown.
- Das Geschehen in der Ukraine beschäftigt auch die Menschen aus Leipzig.
Das zentrale Ergebnis der Studie, bei der 1.300 Menschen in 17 Ländern befragt wurden: Der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine war ein regelrechter Gemütsdämpfer für die Europäer und Europäerinnen.
Die 38-jährige Marianna ist frisch gebackene Mama und trägt ihren Sohn in einer Trage auf der Brust. Der 24. Februar 2022 habe sie sprachlos gemacht. Sie mache sich Sorgen: "Momentan sieht es noch so aus, als würden wir hier relativ sicher leben. Aber vieles ist so unberechenbar geworden. Das ist natürlich nicht das, was ich mir für ihn wünsche."
Belastung durch Krieg in der Ukraine am größten
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die psychische Beeinträchtigung durch den Kriegsausbruch war größer als nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima und dem Corona-Lockdown 2020. Marianna erzählt: "Andere Sachen, die in der Welt passieren, sind weit weg und das ist um die Ecke. Ich bin Lehrerin. Wir hatten auch Schüler aus der Ukraine bei uns aus der Schule. Es war dann schon alles sehr greifbar und das macht Angst."
Die geografische Nähe des Krieges nennt auch die 66-jährige Gabi als Faktor: "Weil wir auch mit den Menschen, die jetzt hier sind, in Kontakt kommen und die uns Dinge erzählen. Die ihre Brüder, Schwestern zurücklassen mussten und nicht wissen, was mit denen ist. Das belastet einen schon mehr als anderes."
Der 23-jährige Student Moritz wollte 2022 mit dem Bus einmal um die Ostsee fahren und musste seine Pläne durch den Krieg auf Eis legen: "Da war man auch viel am Handy und hat irgendwelche Instagram-Kanäle durchgescrollt. Das war schon irgendwie belastend." Dieses Empfinden deckt sich mit den Ergebnissen der Forscher. An Tagen, wo der Krieg in sozialen Medien besonders präsent war, beobachteten sie im Schnitt eine schlechtere mentale Verfassung der Studienteilnehmer. Aber, so Moritz weiter: "Es ist irgendwie ein bisschen zur Normalität geworden. Genauso, wie die Krim dann irgendwann annektiert war, und das dann zur Normalität wurde."
Auslandsstudentin bewegt Krieg in der Heimat
Normalität bedeutet für Studentin Valeria etwas anderes. Sie kam vor fünf Jahren aus dem ukrainischen Odessa nach Leipzig: "Ich habe damals entschieden, hierherzukommen, weil ich dachte, dass es cool ist, im Ausland zu studieren. Aber ich wusste da nicht, dass ich vielleicht nie zurückkehren könnte."
Am Tag des Kriegsausbruchs kann sie sich genau erinnern. Um fünf Uhr morgens schrieb ihre Mutter eine SMS: "Hallo Valeria. Der Krieg hat angefangen." Valeria war danach total kaputt. "Ich war damals mit meinem Ex-Freund zusammen und wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir haben versucht meine Eltern anzurufen und versucht, etwas zu machen. Aber es ist depressiv. Man ist nie vorbereitet auf so etwas."
Zur psychischen Belastung von Ukrainern und Russen durch den Krieg macht die Studie keine Aussagen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Februar 2024 | 06:16 Uhr