Telekommunikationsnetz Darum bricht bei einem Stromausfall auch das Handynetz weg
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31. Januar 2023, 09:21 Uhr
Eigentlich ist es ganz einfach: Ist kein Strom da, mit dem die Sendemasten betrieben werden, können sie kein Mobilfunknetz aufrechterhalten. Deswegen gibt es bei einem Stromausfall kein Handynetz. Es sei denn, die Mobilfunkanbieter wie Vodafone und Telekom haben Vorkehrungen getroffen und die Sendemasten mit Notstrom versorgt. Aber ist das flächendeckend möglich?
Ein großflächiger Stromausfall beschäftigt seit der Nacht zum Montag den Landkreis Harz, zehntausende Haushalte waren betroffen. "Es hat sich gezeigt, dass die Infrastruktur, was die ganzen Telekommunikationswege angeht, sofort zusammenbricht. Wir haben hier nach einer halben Stunde kein Handynetz mehr gehabt", sagte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse von der Harzer Leitstelle am Montagmorgen bei MDR AKTUELL.
"Das schränkt uns in unserer Arbeit gewaltig ein. Denn letztendlich, jeder Bürger, der hier einen Notruf absetzen möchte, wird feststellen, dass es nicht mehr geht." Aber wieso fällt der Handyempfang bei einem Stromausfall überhaupt aus? MDR-AKTUELL Reporterin Sarah Bötscher hat recherchiert, ob es beim Mobilfunknetz auch eine Art Notinfrastruktur gibt.
Sendemasten können mit Notstrom weiterlaufen
Die Erklärung, warum der Handyempfang bei einem großflächigen Stromausfall weg ist, ist relativ simpel, sagte Thorsten Neuhetzki, Redakteur beim Online-Magazin "inside digital". "Die Sendemasten, die Sie überall in der Landschaft und auf den Häusern sehen, brauchen ja auch Strom. Ergo, sobald der Strom weg ist, haben diese Sendemasten überhaupt keine Möglichkeit mehr, zu senden." Außer sie hätten eine Notstromversorgung und das sei eben nicht bei jedem Sendemast gegeben. Es gebe also keinen Trick 17, um wieder telefonieren zu können – weil die Sendemasten physikalisch offline seien.
Es komme aber auch auf den Anbieter an, meint Neuhetzki. "Zumindest bei uns in Berlin, wo ich lebe, ist es so, dass das Netz der Telekom größtenteils immerhin mit Notstrom ausgestattet ist und immer noch funktioniert, zumindest einige Stunden lang. Da hängen dann ein paar Autobatterien dran und die Sendemasten können zumindest noch einige Stunden senden, aber eben auch nicht unlimitiert." Neuhetzki hat noch einen Tipp. "Da wäre noch die Möglichkeit, dass man die Nachbarn fragt: Hast du noch Netz? Kann ich bei dir einen Notruf absetzen?"
Vodafone teilt Standorte in Sicherheitsklassen
Aber gibt es in Deutschland für das Mobilfunknetz trotzdem eine Infrastruktur, die im Notfall greift? MDR AKTUELL hat beim Anbieter Vodafone nachgefragt. In einem schriftlichen Statement heißt es, dass es für alle Städte und Landkreise ein "klar geregeltes, präventives und reaktives Krisenmanagement" gebe. Vodafone hat seine Technikstandorte in so genannte Sicherheitsklassen eingeteilt, wie das Unternehmen mitteilt.
Als Faustregel gelte: "Je mehr Kunden oder abhängige Netzbereiche betroffen wären, desto höher die Sicherheitsklasse. Zudem sind alle lokalen Basisstationen mit einer zusätzlichen Batteriekapazität ausgestattet." Somit bleibe im Falle eines Stromausfalls noch etwas Zeit, um zum Beispiel dieselbetriebene Notstrom-Aggregate zu den betroffenen Stationen in der jeweiligen Region zu bringen. So bei vodafone.
Grundsätzlich aber alle Standorte mit solchen Aggregaten auszustatten, sei zu teuer, sagt Urs Mansmann von ct, dem Magazin für Computertechnik. "Das sind Kostengründe. Alle vielen zehntausend Standorte mit Notstromaggregaten auszustatten, würde sehr viel Geld kosten. Das würde die Kosten für den Mobilfunk extrem nach oben treiben, deshalb verzichtet man da drauf." Viel tun kann man also im Fall eines großen Stromausfalls nicht. Thorsten Neuhetzki von „inside digital“ rät deshalb: Sich informieren, welche Anlaufpunkte es im Ort bei einem Stromausfall gibt – also zum Beispiel ins Rathaus oder zur Feuerwehr gehen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 30. Januar 2023 | 16:00 Uhr