recap Blackout in Deutschland: Wie Politik und Medien mit der Angst spielen
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25. November 2022, 17:00 Uhr
Ein Blackout in Deutschland – ein äußerst unwahrscheinliches Szenario. Trotzdem wird es seit Monaten von Medien und Politik immer wieder zum Thema gemacht. Das schürt Ängste in der Bevölkerung. Parteien und extreme Rechte nutzen diese für ihre politische Agenda, während andere die Blackout-Panik zum Geschäftsmodell machen. Was steckt dahinter?
Wie realistisch ist ein Blackout? Seit Russlands Krieg gegen die Ukraine geistert diese Frage durch Medien, Politik und Gesellschaft. Trotz möglicher Energiekrise sei solch ein unkontrollierter, großflächiger Stromausfall in Deutschland äußert unwahrscheinlich, sagt die Bundesnetzagentur. Deutschland habe eins der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme der Welt.
Wenn es im Winter 2022 zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen würde, gäbe Notfall-Szenarien, um das Netz zu entlasten. Als letztes Mittel könnten sogenannte "Brownouts" einen Blackout verhindern. Der große Unterschied: Beim Brownout würde der Strom kontrolliert abgeschaltet. Und das nur für kurze Zeit und lokal begrenzt, zum Beispiel in einzelnen Stadtvierteln.
Rolle der Medien: Zwischen Clickbait und Verantwortung
"Bei einem Blackout droht der Kollaps", "Hamstern gegen den Blackout", "Die Dystopie droht die Wirklichkeit einzuholen" – in vielen Schlagzeilen von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien scheint es, als würde das unwahrscheinliche Katastrophenszenario praktisch schon an die Tür klopfen. Bei "Bild" warnt ein Gesprächspartner sogar vor einem angeblichen Bürgerkrieg.
Bei all der Panikmache geht es um Klicks, meint Alexander Prinz. Der Youtuber wohnt im Saalekreis und spricht auf seinem Kanal "Der Dunkle Parabelritter" auch über das Blackout-Thema und die Rolle der Medien. Bei recap sagt er:
Leider klicken Titel, die Angst und Panik verbreiten, ziemlich gut. Der Mensch ist halt so geprimt: Oh Gott, Gefahr, ich muss mich darum kümmern, ich muss mich informieren. Und ich könnte mir vorstellen, dass sich die ein oder andere Redaktion hat dazu verleiten lassen.
Doch in einem gewissen Rahmen ist die Berichterstattung auch wichtig. Journalistinnen und Journalisten sind in der Pflicht, über mögliche Gefahren zu informieren. Und Hintergründe zu kennen, kann sogar Angst nehmen, sagt Steffen Kutzner vom Recherchenetzwerk Correctiv:
Wenn es darüber Berichterstattung gibt, wird das Thema zu etwas, das Menschen kennen und einschätzen können. Und dann eben auch weniger Angst davor haben.
Wie Parteien die Angst für ihre Agenda instrumentalisieren
Auch Parteien spielen ganz bewusst mit der Angst in der Bevölkerung. Allen voran die Union und die AfD: Beide Parteien fordern eine Abkehr vom geplanten Atomausstieg. Dabei setzen sie die Erzählung vom Blackout gezielt ein. CDU-Parteichef Friedrich Merz und AfD-Bundestagsabgeordneter Enrico Komning behaupteten beide, dass es eine weitere Verlängerung der AKW-Laufzeiten brauche, um einen Blackout zu vermeiden.
Im Kampf gegen die Energiewende kommt die Blackout-Angst gelegen, sagt der Kulturwissenschaftler Julian Genner von der Uni Freiburg:
Der Blackout ist für AfD und für andere Akteure und Akteurinnen, die der Klimapolitik kritisch gegenüberstehen, oder die nicht an den menschengemachten Klimawandel glauben, eine Möglichkeit ein anderes Thema zu setzen – quasi eine alternative Katastrophe ins Spiel zu bringen.
Blackout-Angst wird zum Geschäftsmodell
In den Telegram-Kanälen prominenter Verschwörungsgläubiger wie Michael Wendler und Eva Herman ist die vermeintlich drohende Blackout-Gefahr allgegenwärtig. Ebenso wie die Werbung für die Produkte des rechten Kopp-Verlags, der sein Geld mit der Angst vor apokalyptischen Katastrophen und angeblichen Verschwörungen verdient.
Wie gelingt es dem Kopp-Verlag, das Bedürfnis nach einer ausreichenden Krisenvorsorge zum Geschäftsmodell zu machen? Auch das beantworten wir in der aktuellen Folge recap.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | recap – bei Youtube | 02. Dezember 2022 | 17:00 Uhr
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