Großveranstaltungen Nach Anschlag von Magdeburg: Veranstalter passen Karneval-Sicherheitskonzepte an
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04. Februar 2025, 06:28 Uhr
Die Amokfahrt eines saudischen Arztes über den Magdeburger Weihnachtsmarkt, bei der sechs Menschen starben und hunderte verletzt wurden, hat ganz Deutschland erschüttert. Karnevalsveranstalter in Mitteldeutschland passen nun ihre Sicherheitskonzepte an.
- Erfurter Karneval ohne Wagen und Alkohol – im restlichen Thüringen sind die Sicherheitsvorgaben nicht so streng.
- Der Köthener Karneval verschärft sein Sicherheitskonzept nach dem Anschlag von Magdeburg.
- Der Bundesverband Marktkaufleute, Schausteller und Circusse sieht vor allem den Staat verantwortlich dafür, Sicherheitskonzepte zu erarbeiten und zu finanzieren.
Die Karnevalssession steht vor der Tür. In Thüringen wurden mit Blick auf die anstehenden Rosenmontagsumzüge Anfang März alle Konzepte noch einmal auf den Prüfstand gestellt. Der Präsident des Landesverbandes Thüringer Karnevalvereine, Christoph Matthes, erklärt, in Erfurt habe es dazu geführt, dass der Umzug grundsätzlich abgesagt wurde bzw. in einer anderen Form stattfinde – als eine Art Demonstration, ohne Wagen und ohne Alkohol.
Matthes sagt: "Aber die über 100 anderen Umzüge in Thüringen, die vor allem im dörflich und ländlichen geprägten Raum sind, die finden auf jeden Fall statt und sind halt nicht so von den Sicherheitsvorgaben belastet, wie beispielsweise der Umzug in Erfurt". Die Absicherung des gesamten Umzuges unter den aktuellen Bedingungen sei nicht umsetzbar, besonders wegen der vielen Seitenstraßen, die extra abgesperrt werden müssten, so Matthes.
Köthen mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen
Auch in der sachsen-anhaltischen Karnevalshochburg Köthen haben sich die Veranstalter Gedanken gemacht, wie der diesjährige Rosenmontagsumzug, zu dem rund 10.000 Zuschauer erwartet werden, problemfrei über die Bühne gehen kann.
Berthold Habekuß ist Mitglied im Vorstand der 1. Köthener Karnevalsgesellschaft, die den Umzug am Rosenmontag in Köthen veranstaltet. Gemeinsam mit Polizei und Ordnungsamt sei das Sicherheitskonzept an die neuen Gegebenheiten anpasst worden.
Keine Details zum Sicherheitskonzept
Habekuß zufolge bedeutet das, dass noch zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in Bezug auf Angriffe durch sogenannte Überfahrtaten ergriffen werden müssen. In Köthen haben sie daher, die "ohnehin eingeplanten sogenannten Nizza-Sperren über Gehwege erweitert". Zudem werde der letzte Teil des Zuges durch geeignete Sperrmaßnahmen zusätzlich abgesichert.
Von einer Überfahrtat wird gesprochen, wenn jemand versucht, mit einem Fahrzeug durch eine Menschenmenge zu fahren. Wie die zusätzlichen Maßnahmen in Köthen am Rosenmontag im Detail aussehen werden, möchte Habekuß nicht öffentlich mitteilen.
Arens: Staat verantwortlich für Abwehrmaßnahmen
Märkte und Volksfeste seien ein wichtiger Kulturträger, den der Staat unbedingt schützen müsse, so Patrick Arens. Er ist Präsident des Bundesverbandes Marktkaufleute, Schausteller und Circusse. Zum Bundesverband gehören fast 5.000 Kleinbetriebe.
Absicherung sei schon lange ein Thema. "Das ist jetzt noch mal in den Fokus gerückt durch den schrecklichen Anschlag in Magdeburg", verdeutlich Arens. "Wir sind ja die einzige Kulturbranche, die komplett ohne Subventionen auskommen muss. Deshalb sagen wir ganz klar: gerade diese Terrorabwehrmaßnahmen, die müssen beim Staat liegen und müssen auch kostenmäßig durch den Staat getragen werden." Ab und zu habe es in der Vergangenheit Versuche von Kommunen gegeben, Kosten für die Absicherung von Märkten auf Schausteller abzuwälzen, so Arens. Das habe sein Verband bisher jedoch abgelehnt.
Wie viele Polizisten am Rosenmontag etwa in Sachsen-Anhalt im Vergleich zum Vorjahr im Einsatz sein werden, diese Zahl sei nicht öffentlich, teilte das Innenministerium in Magdeburg telefonisch auf eine Anfrage von MDR AKTUELL mit. Es seien so viele Beamte zur Absicherung vor Ort, wie es die jeweiligen Einsatzkonzeptionen vorsehen würden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 04. Februar 2025 | 06:05 Uhr