ifo-Studie Große Unzufriedenheit mit Schulen im Mitteldeutschland

19. September 2023, 15:46 Uhr

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist nur etwa jeder Vierte mit den Schulen in seinem Bundesland zufrieden. Das geht aus dem aktuellen Ifo-Bildungsmonitor hervor. Noch unzufriedener mit den Schulen sind die Menschen in Nordrhein-Westfalen, in Baden-Württemberg und in Bayern dagegen sind sie besonders zufrieden.

In Mitteldeutschland bewerten die Menschen die Schulen einer Umfrage zufolge mit am schlechtesten in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Erhebung des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, die auf Antworten von mehr als 5.500 Erwachsenen bundesweit beruht.

Nur jeder Vierte zufrieden mit Schule

19 Prozent der befragten Erwachsenen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vergaben der Studie zufolge die Note 4 oder schlechter, 56 Prozent die Note 3. 24 Prozent urteilten mit den Noten 1 oder 2.

Als größtes Problem nannten 82 Prozent der Befragten in Mitteldeutschland den Lehrermangel. Dieses Problem wird auch bundesweit als dringend angesehen. Beklagt werden zudem fehlendes Geld, die Trägheit des Schulsystems und Lehrrückstände durch Corona. Kritisch wird zudem der Zustand vieler Schulgebäude angesehen.

Nur Platz sechs von sieben

Für die Auswertung der repräsentativen Meinungsumfrage teilte das Ifo-Institut das Land in sieben Regionen ein und befragte nicht jedes Bundesland einzeln. Der Auswertung zufolge lagen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei der Bewertung der Schulen deutschlandweit auf Platz sechs von sieben. Besonders unzufrieden mit ihren Schulen sind die Menschen in Nordrhein-Westfalen. Am größten ist die Zufriedenheit in Bayern.

Bewertung der Schulen in den sieben Regionen – Platz 1 bis 7

  • Bayern
  • Baden-Württemberg
  • Nord-Ost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern)
  • Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland)
  • Nord-West (Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein)
  • Mitte-Ost (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen)
  • Nordrhein-Westfalen

Einheitliche Abschlussprüfungen gewünscht

In allen Regionen befürworteten mehr als 80 Prozent deutschlandweit einheitliche Abschlussprüfungen in den verschiedenen Schulabschlüssen. Deutschlandweit ist zudem eine Mehrheit von 53 Prozent für eine Änderung des Grundgesetzes. So sollen schul- und bildungspolitische Entscheidungen nicht mehr von den Ländern, sondern von der Bundesregierung getroffen werden.

Bisher ist Bildung Sache der Bundesländer. Nur 29 Prozent der Befragten sind dafür, das so beizubehalten.

Diskussion um Linken-Papier zu Schulreform

Ein Positionspapier der Linkspartei für eine Schulreform sorgt unterdessen für Diskussionen. Die Linke-Vorsitzende Janine Wissler und die bildungspolitische Sprecherin Nicole Gohlke hatten am Montag unter anderem die Abschaffung von Noten und Hausaufgaben vorgeschlagen sowie gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse. Einüben und Wiederholen habe in der Schulzeit zu geschehen, erklärten sie. Insgesamt müsse Schule "weg vom Pauken und hin zum verstehenden Lernen".

Bildungsminister Holter unterstützt Reform-Forderungen

Thüringens Bildungsminister Helmut Holter von der Linken unterstützt die Reform-Forderungen. Er sagte MDR AKTUELL, jedes Kind lerne in seinem Tempo. Bei der Frage danach, was Leistung sei, gehe es um Lernfortschritte und nicht um Gleichmacherei. Um Entwicklungen zu bewerten, forderte Holter unter anderem mehr pädagogische Assistenzen an Schulen, damit Lehrkräfte entlastet werden könnten.

Klare Absage aus Sachsen-Anhalt

Die Bildungsministerin von Sachsen-Anhalt, Eva Feußner, erteilte den Forderungen der Linken eine klare Absage. Ihr Ministerium erklärte der "Magdeburger Volksstimme", keinem Schüler sei damit geholfen, wenn man Leistungsunterschiede verwische.

Der Chef des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, Thomas Gaube, sagte, Schüler bräuchten eine Rückmeldung zu ihrem Leistungsstand. Noten seien dabei das effektivste Mittel.

MDR, dpa, AFP, Reuters (das)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. September 2023 | 10:30 Uhr

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