ine Schülerin hält im Unterricht ein Handy in den Händen. 3 min
Audio: Medienkonsum bei Jugendlichen Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Kalaene
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Wie sinnvoll sind Smartphone-Verbote an Schulen?

MDR AKTUELL Do 20.03.2025 06:37Uhr 02:51 min

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Smartphones, Tablets & Co. Mediendidaktiker: Handyverbote an Schulen nicht zielführend

20. März 2025, 08:51 Uhr

Zu viel Bildschirmzeit ist vor allem für junge Menschen nicht gut. Deshalb wird immer wieder diskutiert, ob die Handynutzung an Schulen eingeschränkt werden sollte. Auch die Bildungsministerinnen und -minister der Länder sprechen am Donnerstag erneut über das Thema. Doch eine wissenschaftliche Basis für Verbote gibt es nicht.

Zehn Uhr vormittags am Mittwoch, Deutsch Leistungskurs am Gymnasium der Rahn Education in Leipzig. Es geht um Maria Stuart. Am Rande erzählt Schülerin Nico, wie oft sie ihr Handy am Tag so benutzt: "Ich würde sagen sehr häufig, auch in der Schule, vor allem in den Pausen, um die Zeit zu vertreiben. Oder um schulisch das zu nutzen für den Vertretungsplan oder andere Sachen."

Tablets im Unterricht

Viel öfter ist es aber das Tablet, das sowieso die ganze Zeit auf dem Tisch liegt, ergänzen Elena und Wilhelmine: "Ich habe auf meinem iPad meine privaten Apps und dadurch benutze ich teils auch die. Dadurch ist es nicht so, dass ich mein Handy viel benutze."

Die andere Schülerin erzählt, dass es schwerfällt Aufgaben in der Freiarbeit oder nach der Schule zu erledigen: "Vor allem, wenn sie mich nicht so interessieren. Dann wird man schnell dazu verleitet, Spiele zu spielen." Trotzdem würden sie nicht sagen, dass sie davon extrem abgelenkt seien.

Die drei sind 17 und dürfen ihr Handy im Klassenzimmer benutzen – es sei denn, die Lehrkraft sagt was anderes. Für die Jüngeren bis Klasse 8 gilt: Smartphone verboten – außer in der Handyzone auf dem Dach. Oder wenn das Gerät für den Unterricht gebraucht wird. Die Regel ist gemeinsam mit Schülern und Eltern entstanden, berichtet Martin Seffner, Deutschlehrer im Kurs und Leiter des Gymnasiums.

Eltern fordern strengere Regeln

Eltern wünschten sich oft strenge Regeln von der Schule, weil sie es zuhause nicht schafften, sagt Seffner. Manche Kinder würden ihm erzählen, dass sie zuhause ein Handylimit von sieben Stunden hätten: "Da frage ich mich, wo das Limit ist? Die Eltern sind selber ratlos oder können und wollen sich nicht durchsetzen. Das ist eine Tendenz, dass sie den Kindern dieses Frustrationserlebnis nicht zumuten, dass das Handy, der Computer oder das iPad mal ausgeschaltet wird."

Den Wunsch von Eltern nach Handyverboten kennt man auch im Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt. Aber erstens könne die Gesellschaft nicht alles auf die Schule abwälzen, sagt Ministeriumssprecher Elmer Emig: "Und zweitens ist ein Verbot nicht sinnvoll, weil es kaum durchsetzbar und bei der Menge an Schulen auch kaum kontrollierbar wäre." In Sachsen-Anhalt soll es deshalb dabei bleiben, dass jede Schule das Thema selbst regeln darf.

Keine wissenschaftliche Basis für Handyverbote

Im Nachbarland Thüringen dagegen steht im Koalitionsvertrag der neuen Regierung aus CDU, BSW und SPD, dass ein Handyverbot an Grundschulen eingeführt werden soll.

Die Ziele einer solchen Maßnahme kann Marco Kalz, Professor für Mediendidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, nicht nachvollziehen: "Ich würde sogar sagen, dass man die Schulen dort pädagogisch didaktisch einschränkt. Beispiel: Wenn nicht ausreichende Hardware verfügbar ist, wenn man Social Media als Inhalt nehmen will oder auch für eine schnelle Recherche." Eine Einschränkung beim Schulprogramm und bei Medienentwicklungsplänen halte er nicht für sinnvoll.

Eine wissenschaftliche Basis für Smartphone-Verbote gebe es außerdem nicht. Derzeit lasse sich nicht nachweisen, dass Smartphone-Verbote an Schulen die Lernleistung oder das Wohlbefinden steigern oder Mobbing im Netz verhindern.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. März 2025 | 06:37 Uhr

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