Studie des DGB Jede zweite Frau trotz Job existenzgefährdet
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12. Februar 2025, 11:11 Uhr
Mehr als jede zweite erwerbstätige Frau in Deutschland kann langfristig nicht allein von ihrem Einkommen leben. Das zeigt eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Demnach sind 53 Prozent der Frauen für Lebensphasen mit Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Ruhestand nicht abgesichert.
- 70 Prozent der Frauen können trotz Job nicht langfristig für sich und ihr Kind sorgen
- Frauen sind öfter in Teilzeit angestellt und werden schlechter bezahlt
- DGB fordert eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit im Haushalt und der Familie
Mehr als jede zweite erwerbstätige Frau in Deutschland kann langfristig nicht von ihrem Einkommen alleine leben. Nach Angaben einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) sind 53 Prozent der arbeitenden Frauen betroffen.
Keine Absicherung bei Arbeitslosigkeit
Sie haben keine langfristige Existenzsicherung. Das bedeutet, ihr Einkommen ist nicht hoch genug für eine eigenständige Existenzsicherung über den Lebensverlauf. Sie sind für Lebensphasen, in denen sie nicht erwerbstätig sind, zum Beispiel bei Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder im Ruhestand, nicht abgesichert.
Außerdem zeigt die Studie: 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen können mit ihrem Einkommen nicht langfristig für sich und ein Kind sorgen. Die Werte beruhen auf DGB-Berechnungen anhand der offiziellen Entgeltstatistik.
Viele Frauen arbeiten weniger
Zu den Gründen zählt laut DGB, dass Frauen in Deutschland ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger als Männer unterbrechen. Sie sind demnach viel öfter in Teilzeit beschäftigt und ihre Stundenlöhne sind im Durchschnitt um rund ein Fünftel niedriger. "Deshalb haben beschäftigte Frauen deutlich seltener als Männer ein existenzsicherndes Erwerbseinkommen", so der Gewerkschaftsbund.
Bei Paaren mit minderjährigen Kindern ist nach wie vor vor allem der Mann derjenige, der das meiste Geld nach Hause bringt – und weniger für die Kinder und den Haushalt tut.
Laut Väterreport der Bundesregierung war der Mann zuletzt in 44 Prozent der Fälle in Vollzeit und die Frau in Teilzeit. In weiteren 26 Prozent ist überhaupt nur der Mann erwerbstätig. Nur bei 14 Prozent der Paare mit Kindern unter 18 arbeiten beide Vollzeit. In lediglich drei Prozent der Familien ist nur die Frau erwerbstätig.
DGB fordert gerechtere Aufteilung der Sorgearbeit
DGB-Vizechefin Elke Hannack nannte die Zahlen "erschreckend". Arbeit in der Familie, Pflege von Angehörigen, Haushaltsarbeit gehöre gerechter verteilt. Dringend müsse es auch mehr Investitionen in öffentliche Kita-Angebote geben. "Gleichzeitig müssen Väter in ihrer Verantwortung für die Sorgearbeit gestärkt werden: durch den Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und eine zehntägige, bezahlte Freistellung des zweiten Elternteils rund um die Geburt eines Kindes."
Gleichzeitig müssen Väter in ihrer Verantwortung für die Sorgearbeit gestärkt werden: durch den Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und eine zehntägige, bezahlte Freistellung des zweiten Elternteils rund um die Geburt eines Kindes.
Mehr Rentnerinnen mit Grundsicherung
Auch die Zahl der Rentnerinnen, die Grundsicherung in Anspruch nehmen, ist weiter angestiegen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag hervor. Demnach erhielten im vergangenen Jahr mehr als 413.000 Rentnerinnen die Sozialleistung. Zehn Jahre zuvor waren es rund 100.000 weniger.
dpa(ys)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. Februar 2025 | 09:00 Uhr