Mädchen sitzt mit den Händen vor ihrem Gesicht auf einem Bett 3 min
Video: Der Auswertung der Barmer zufolge leiden vor allem Frauen und Mädchen an Depressionen. Ein Projekt in Arnstadt verdeutlicht, wie sich eine Depression anfühlt. Bildrechte: picture alliance / Westend61 | Mareen Fischinger

Auswertung der Barmer Mehr Depressionen bei jungen Menschen

23. Oktober 2024, 15:53 Uhr

Fast 9,5 Millionen Menschen in Deutschland haben eine diagnostizierte Depression. Eine aktuelle Auswertung der Barmer Krankenkasse zeigt: Es trifft vor allem junge Menschen und Frauen. Laut der Krankenkasse werden dabei viele Depressionen noch nicht einmal erkannt.

Mehr Kinder und junge Erwachsene haben einer neuen Auswertung zufolge depressive Verstimmungen. Bekamen 2018 etwa 316.000 Menschen zwischen 5 und 24 Jahren eine depressive Episode diagnostiziert, waren es im vergangenen Jahr rund 409.000, also beinahe 30 Prozent mehr. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung hervor.

Besonders Mädchen und Frauen betroffen

Den größten Anstieg gab es demnach mit Ausbruch der Corona-Pandemie. Wie aus der Auswertung weiter hervorgeht, sind vor allem Mädchen und junge Frauen betroffen. Hier betrug der Anstieg gut 38 Prozent. Bei Jungen und jungen Männern waren es etwa 14 Prozent.

Die Erkrankung viele Gesichter und wird nicht immer sofort erkannt.

Christoph Straub, Barmer-Vorstandschef

Barmer-Vorstandschef Christoph Straub erklärte: "Die deutliche Zunahme an Depressionen bei jungen Menschen ist besorgniserregend – dabei hat die Erkrankung viele Gesichter und wird nicht immer sofort erkannt." Selbst wenn Betroffene oder Angehörige merkten, dass etwas nicht stimme, falle ihnen konkrete Unterstützung mitunter schwer. "Wir wissen schon lange, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depressionen gibt, aber hierzu sind weitere Analysen erforderlich, um die Wirkzusammenhänge noch besser zu verstehen", verdeutlichte Straub.

Wir wissen schon lange, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depressionen gibt.

Christoph Straub, Barmer-Vorstandschef

Des Weiteren zeigt die Analyse, dass die Zahl der jungen Menschen mit Depressionen zwischen den Jahren 2018 und 2023 in allen Bundesländern gestiegen ist. Die größte Steigerung gab es mit rund 51 Prozent in Sachsen-Anhalt, von circa 6.100 auf 9.200 Betroffene, und die geringste in Baden-Württemberg, mit einem 17-prozentigen Zuwachs von 41.500 auf 48.600 Fälle.

Depressionen sind weit verbreitet

Bundesweit haben etwa 9,5 Millionen Menschen in Deutschland ab zehn Jahren Depressionen. Das hatte jüngst das Wissenschaftliche Institut der AOK bekanntgegeben. Auch hier gibt es im Fünf-Jahres-Vergleich einen kontinuierlichen Anstieg, vor allem bei Jugendlichen und Älteren.

Hilfe bei seelischen Krisen

Sie haben eine persönliche Krise? Die Telefonseelsorge hilft Ihnen rund um die Uhr: 0800 1110111 und 0800 1110222. Der Anruf ist anonym und taucht nicht im Einzelverbindungsnachweis auf. Auf der Webseite finden Sie weitere Hilfsangebote.

Informationen zu Ansprechpartnern und den Selbsttest "Habe ich eine Depression?" finden Sie auf der Internetseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Ein zeitnaher Termin beim Facharzt oder Psychotherapeuten kann über die Kassenärztliche Vereinigung unter der Nummer 116 117 gebucht werden.

epd,KNA,AFP(kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Oktober 2024 | 07:30 Uhr

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