Ein Gehirn
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Wissen-News Antidepressiva können möglicherweise die Gehirnleistung verbessern

25. September 2024, 12:28 Uhr

Eine aktuelle Studie an Menschen mit Depressionen legt nahe, dass bestimmte Antidepressiva nicht nur die Stimmung heben, sondern auch kognitive Funktionen verbessern können. Die Studie gibt Impulse für die weitere Forschung, ist aber selbst zu klein, um belastbare Ergebnisse zu liefern.

SSRI-Antidepressiva (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors) haben möglicherweise das Potenzial, bestimmte kognitive Funktionen, wie beispielsweise das verbale Gedächtnis, zu verbessern. Das zumindest implizieren die Befunde einer aktuellen Studie. Serotonin wird häufig als "Wohlfühlchemikalie" beschrieben, weil ein höherer Serotoninspiegel im Gehirn zu einem Gefühl von Wohlbefinden beiträgt und bei den meisten Betroffenen dabei helfen kann, klinische Depressionen zu lindern. Im Gehirn bindet Serotonin an mehrere verschiedene Rezeptoren, im Verlauf der aktuellen Studie wurde allerdings nur der 5HT4-Rezeptor untersucht.

Verbessertes verbales Gedächtnis nach acht Wochen

Für die Studie, die aktuell im Journal Biological Psychiatry veröffentlicht wurde, erhielten 90 depressive Testpersonen täglich eine Dosis des Medikaments Escitalopram. Nach acht Wochen scannten die Forschenden die Gehirne von 40 Testpersonen und untersuchten, ob sich die Menge an 5HT4-Rezeptoren verändert hatte. Die Stimmung der Patienten hatte sich während des Untersuchungszeitraumes verbessert, die Menge der 5HT4-Rezeptoren war um etwa neun Prozent gesunken. Die Forschenden schätzen, dass das eine Reaktion auf die bessere Verfügbarkeit des Serotonins im Gehirn ist.

Die Veränderung der 5HT4-Rezeptoren war in der Studie mit einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten verbunden, speziell was das verbale Gedächtnis angeht. Dieses ist beispielsweise für das Erinnern von Namen zuständig.

Übertragbarkeit fraglich

Inwiefern sich die Ergebnisse auf andere Situationen und Personen übertragen lassen, bleibt offen. Immerhin gab es in der beschriebenen Studie keine Kontrollgruppe, die keine Medikamente bekam. Außerdem wurde lediglich eine kleine Anzahl von Testpersonen untersucht, die dazu bereits alle eine klinische Depression diagnostiziert bekommen hatten. Insofern kann die Studie vielleicht als interessanter Impuls gesehen werden, aber es bedarf weiterer Forschung.

Wichtiger Impuls für die weitere Forschung zu Kognitionsproblemen

Forscher Vibe Froekjaer (Universitätsklinikum Kopenhagen, Rigshospitalet, Dänemark), sagt: "Dies ist ein erstes Ergebnis, daher müssen wir noch viel Arbeit leisten, um die Auswirkungen zu untersuchen. Eine schlechte kognitive Funktion ist sehr schwer effizient zu behandeln und kann eine zusätzliche Behandlung erfordern." Die aktuelle Studie deute darauf hin, dass es hier neue Möglichkeiten gebe.

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iz

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 20. November 2022 | 08:30 Uhr

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