Nach Aussagen von Christian Drosten Union will Sonderkonferenz für Ende der Corona-Maßnahmen
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27. Dezember 2022, 17:02 Uhr
Nach dem Willen der Union sollen Bund und Länder die Corona-Maßnahmen bereits im Januar gemeinsam beenden. Zuvor hatte der Virologe Christian Drosten von der Charité in Berlin vom Ende der Pandemie gesprochen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Beendigung der Maßnahmen dagegen weiterhin skeptisch.
- Anders als die CDU will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an den Corona-Maßnahmen vorerst festhalten.
- Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki sieht keinen Grund mehr für die Corona-Schutzmaßnahmen.
- Grund zur Besorgnis wäre nur ein Mutationssprung, meint der Virologe Christian Drosten.
Die Union drängt auf eine Sonderkonferenz, um die meisten Corona-Schutzmaßnahmen für beendet zu erklären. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", Bund und Länder sollten sich dazu bereits Anfang Januar treffen. Eine solche Konferenz sei "das angemessene Format, um einen solchen Schritt gemeinsam mit den Bundesländern zu koordinieren", sagte Sorge. Einzig im Gesundheitswesen und in der Pflege seien Maßnahmen noch angebracht.
Lauterbach will an Corona-Maßnahmen zunächst festhalten
Dagegen lehnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein sofortiges Ende aller Corona-Schutzmaßnahmen Lauterbach sagte dem Evangelischen Pressedienst: "Die Kliniken sind voll, das Personal überlastet, die Übersterblichkeit ist hoch, und der Winter ist noch nicht zu Ende." Ein sofortiges Beenden aller Maßnahmen wäre leichtsinnig und wird auch von Christian Drosten nicht gefordert."
Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, hatte in einem Interview die Pandemie als "vorbei" bezeichnet. Lauterbach gab Drosten recht, das Virus sei nur noch endemisch und trete in Wellen auf, die nur Teile der Bevölkerung betreffen. Trotzdem gelte es, jetzt noch die besonders gefährdeten Menschen zu schützen.
Grüne mahnen zur Vorsicht
Auch Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen mahnte für den Winter noch Vorsicht an. "Zurzeit spricht vieles dafür, dass sich das Coronavirus kaum noch verändert und seine zurzeit noch starke Verbreitung mit dem Ende dieses Winters endlich deutlich zurückgehen wird", sagte er dem "Tagesspiegel" am Dienstag.
Bis zum Frühjahr sollte man aus Dahmens Sicht wegen der aktuell noch starken Verbreitung des Virus, damit einhergehenden Personalausfällen und der Belastung des Gesundheitswesens aber "weiter rücksichtsvoll sein und in Innenräumen deshalb Maske tragen, Händehygiene einhalten und auf regelmäßig Lüften achten."
Kubicki will Maßnahmen aufheben
Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki sieht keinen Grund mehr für Corona-Schutzmaßnahmen. Mit der Erklärung von Drosten werde "jeglicher Grundrechtseinschränkung zur Eindämmung des Coronavirus die Grundlage entzogen", sagte Kubicki dem Tagesspiegel.
Kubicki erwarte, dass die Koalitionspartner im Bund so schnell wie möglich zusammenkämen und eine entsprechende gesetzliche Änderung des Infektionsschutzgesetzes angingen. "Dies ist verfassungsrechtlich geboten." Auch die Länder müssten jetzt ihre jeweiligen Maßnahmen beenden, forderte der FDP-Politiker.
Drosten: Maßnahmen waren im Rückblick gerechtfertigt
Drosten hatte seine Einschätzung von einem Ende der Pandemie damit begründet, die Immunität in der Bevölkerung werde nach diesem Winter so breit und belastbar sein, dass das Virus im Sommer kaum noch durchkommen könne.
Als einzige Einschränkung nannte der Virologe einen weiteren Mutationssprung. "Aber auch das erwarte ich im Moment nicht mehr." Rückblickend hält der Virologe die ergriffenen Corona-Maßnahmen für weitgehend gerechtfertigt. "Hätte man gar nichts gemacht, dann wäre man in Deutschland in den Wellen bis zu Delta auf eine Million Tote oder mehr gekommen", sagte Drosten.
dpa,epd (kar, jan)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Dezember 2022 | 10:06 Uhr