IT-Sicherheitslücke D-Trust: Datenleck betrifft auch Zahnärzte und Justiz
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31. Januar 2025, 09:59 Uhr
Von dem IT-Sicherheitsvorfall beim Dienstleister D-Trust sind noch mehr Menschen betroffen als bisher gedacht. Am Mittwoch hatte MDR Sachsen-Anhalt berichtet, dass die Daten von 300 Ärztinnen und Ärzten betroffen sind – weitere 500 in Sachsen und 400 in Thüringen. Die Firma D-Trust stellt so genannte Signaturkarten her – Plastikkarten, mit denen sich Ärzte an einem Gerät anmelden, um zum Beispiel auf das System der elektronischen Patientenakte zuzugreifen.
- Auch die Justiz in Sachsen-Anhalt und Sachsen könnte betroffen sein.
- Das Datenleck betrifft zahlreiche Mitarbeiter diverser Branchen in ganz Deutschland.
- Eine Geldbuße gegen D-Trust ist mit Hürden verbunden.
Neben Ärzten sind auch Zahnärzte von dem Vorfall betroffen. Die Zahnärztekammer geht von einer mittleren einstelligen Anzahl in Sachsen-Anhalt aus. Die Zahnärztekammer in Thüringen berichtet von 45 Betroffenen. Sicherheitsexperten hatten nachweisen können, dass Daten von Ärzten online abrufbar waren, die Daten mit D-Trust teilten.
Justiz: Auswirkungen in Sachsen-Anhalt und Sachsen unklar
Die Karten von D-Trust werden auch in der Justiz genutzt. Weil die in Sachsen-Anhalt kaum digital arbeitet, sind wohl hier nur wenige betroffen. Sachsen-Anhalts Justizministerium schreibt, es sei nicht auszuschließen, dass die Namen einzelner Bediensteter und deren dienstliche E-Mail-Adressen betroffen seien. Sachsens Justizministerium versucht herauszufinden, ob und wie viele Bedienstete der sächsischen Justiz betroffen sind. Auf MDR-Anfrage schreibt das Ministerium, man habe bereits zweimal Auskunft bei D-Trust verlangt – ohne Erfolg.
Zahlreiche Branchen in ganz Deutschland betroffen
Das Motto von D-Trust lautet "Vertrauen in die Digitalisierung stärken". D-Trust selbst kann oder will die Zahl der Betroffenen auf MDR-Nachfrage hin nicht nennen. Nach MDR-Informationen geht es um mindestens 65.000 Menschen in ganz Deutschland, darunter Ärzte, Justizangestellte, Richter, Gerichtsvollzieher, Rechtsanwälte. D-Trust stellt auch Signaturkarten für Bürgerämter, Sicherheitsbehörden und für Finanz-, Handels- und Industrieunternehmen her. Alle Beteiligten kommen wohl mit dem Schrecken davon: Denn den Vorfall verursacht hat vermutlich ein Hacker, der auf das Sicherheitsproblem aufmerksam machen wollte.
Geldbuße gegen D-Trust ist fraglich
Unklar ist bislang, ob die zuständige Bundesdatenschützerin eine Geldbuße verhängen will. D-Trust ist eine 100-prozentige Tochter des Bundes. Und Datenschützer können hierzulande eigentlich keine Bußgelder gegen andere Behörden verhängen – anders als in anderen Ländern, die die Datenschutzgrundverordnung der EU strenger auslegen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 29. Januar 2025 | 12:00 Uhr