Verifikation Video von Panzertransport nicht aktuell
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03. Februar 2023, 12:24 Uhr
Die geplante Lieferung deutscher Leopard-2-Panzer an die Ukraine ist seit Wochen ein heiß diskutiertes und umstrittenes Thema. Am 25. Januar kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz schließlich an, dass Deutschland – zusammen mit weiteren Nato-Verbündeten – Kampfpanzer liefern werde. 14 Stück vom Typ Leopard 2A6 sollen es zunächst sein. Nach dieser Ankündigung erreichte unsere Redaktion ein Video. Es soll einen Panzertransport an einem Bahnhof in Sachsen-Anhalt zeigen. Wir sind der Spur nachgegangen.
Vor einigen Tagen erreichte MDR AKTUELL ein kurzes Handy-Video. Darauf zu sehen: ein gutes Dutzend Panzer verladen auf einen Güterzug. Entstanden sein soll die Aufnahme am Bahnhof in Blankenburg. Ein Anruf im Blankenburger Rathaus sorgt für Belustigung. Pressesprecherin Jana Böhme versichert: "Wir sind es nicht." Man habe am Blankenburger Bahnhof nicht einmal einen zweiten Bahnsteig, wie er im Video zu sehen sei. Doch Bürgermeister Heiko Breithaupt habe das Video ebenfalls zugespielt bekommen.
Und auch der Bundeswehr lag das Video bereits vor. Wie das Landeskommando Sachsen-Anhalt MDR AKTUELL mitteilte, verzeichnete die Bundeswehr-Logistik in den letzten Tagen jedoch keine Panzerverlegungen. Ein erster Hinweis darauf, dass das Video eventuell doch nicht taufrisch ist.
Panzertransport in die Ukraine?
Wenn dieser Tage Bilder von Panzern auftauchen, die durch Deutschland transportiert werden, drängt sich sofort die Frage auf, ob es Marder oder Leoparden sind, die in die unter russischem Beschuss stehende Ukraine geliefert werden. Bei seinem Besuch im nordrhein-westfälischen Augustdorf am Mittwoch stellte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius erneut klar, dass die 14 für die Ukraine bestimmten Leopard-Panzer noch nicht geliefert würden. Zuvor hatte der Minister eine Lieferung Ende März in Aussicht gestellt. Bundeswehr-Insider bestätigen, dass die Leoparden aufgrund von Wartungs- und Anpassungsarbeiten kaum schneller an die Ukraine abgegeben werden können.
Klar ist unterdessen, dass die Kompanie vom Bataillon in Augustdorf abgezogen werden soll. "Nachbeschaffung ist das Ziel", so Pistorius. Mit der Rüstungsindustrie verhandle er derzeit, wie man die 14 Panzer vom Typ 2A6 möglichst schnell durch Leoparden vom Typ 2A7 ersetzen könne. Eventuell werde man auch einen Teil der Panzer aus Litauen zurückholen, so Pistorius.
Video seit einem Jahr für Propaganda genutzt
Zurück zu unserem Video: Rückwärtssuchen ergeben, dass das Video mindestens seit April 2022 im Netz kursiert. Vor allem in der rechten und russlandfreundlichen Echokammer des Internets findet sich das Video seitdem auf verschiedensten Seiten und Plattformen wie dem russischen Facebook-Pendant VK. Anfang Mai 2022 titelt etwa das Portal "Rusonline": "Schreckliches 'Déjà-vu': Panzer mit Kreuzen gehen wieder nach Osten" und zieht als Beweis das Video heran. Doch auch das stimmte nicht.
Die "Thüringer Allgemeine" hatte bereits am 28. April 2022 einen Artikel online, in dem es um das Video mit den Kampfpanzern ging. Titel: "Kampfpanzer am Heiligenstädter Bahnhof: Video sorgt für Verunsicherung". Und auch der Thüringer CDU-Politiker und Landtagsabgeordnete Thadäus König stellte auf seinem Facebook-Profil schon damals klar, dass die Panzer in dem Video in keinem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine stünden. Das Video zeige Kampfpanzer am Heiligenstädter Bahnhof und werde im Eichsfeld massiv verbreitet und oft komplett aus dem Zusammenhang gerissen.
Es handelt sich hierbei um Kampfpanzer des thüringischen Panzerbataillons 393 aus Bad Frankenhausen. Die Panzer hatten planmäßig an der großen Truppenübung 'Wettiner Schwert' im Gefechtsübungszentrum in der Altmark (Sachsen-Anhalt) teilgenommen und kehren nun in ihre Heimatkaserne zurück.
Fotovergleiche bestätigen, dass es sich um den Bahnhof in Heilbad Heiligenstadt handelt.
Verstärkter Umlauf seit Lieferversprechen der Bundesregierung
Und obwohl das Video im letzten Jahr nie ganz verschwand und auf Facebook, Telegram und Tiktok immer wieder auftauchte, wird es seit dem 23. Januar wieder verstärkt verbreitet – also zwei Tage bevor die Bundesregierung die Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine ankündigte. Das Video wird nun von zahlreichen Twitter-Usern geteilt mit dem Zusatz: "Echelon mit Leopard 2A5-Panzern der Bundeswehr in Richtung Osten, 23.01.2023. Das Video wird bereits online veröffentlicht. Offenbar wurde die Entscheidung schon lange vor dem heutigen Tag getroffen." Auch auf Instagram taucht es wieder auf, unter anderem auf einem englischsprachigen Account für Militärinhalte. Hier wird insinuiert, dass Kampfpanzer längst auf dem Weg in die Ukraine gewesen sind, noch bevor dazu eine politische Entscheidung getroffen wurde. Das ist schlichtweg falsch.
Im Übrigen bestätigte die Bundeswehr MDR AKTUELL, dass es sich bei den abgebildeten Panzern weder um den Typ 2A5 noch um den Typ 2A6 handelt, sondern um den Leopard 2A7V. Und auch das Logistikkommando der Bundeswehr kommt unterdessen zu dem Schluss, "dass es sich um einen Transport aus dem letzten Jahr handelt".
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 02. Februar 2023 | 17:00 Uhr