Wilde Pflanzen im Salat Wildkräuter sammeln im Winter
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22. Januar 2025, 16:50 Uhr
Eis, Schnee, Nebel - und trotzdem wächst was! Wer im Winter Wildkräuter sammeln geht, kann sein Körbchen mit verschiedenen frischen Trieben, aber auch Knospen, Wurzeln und Früchten füllen. Natürlich nur von Pflanzen, die man kennt. Wildkräuter-Expertin Christine Rauch erklärt, was jetzt wächst und an den Salat darf.
Wilde Pflanzen - wertvolle Inhaltsstoffe!
Mit Körbchen und Schere zieht Christine Rauch bei jedem Wetter los, um Zutaten für Salate, Suppen und andere Gerichte zu sammeln. Irgendwas findet sie immer! Ja, auch bei Schnee und Frost! Die Wildkräuterexpertin aus Erfurt ist Profi und bestens ausgebildet. Sie plädiert dafür, mehr Wildkräuter zu essen. Natürlich muss es kein vollständiger Salat aus Wildkräutern sein. "Ich bin fürs Verwildern", sagt Rauch. Ob Scharbockskraut, Löwenzahn oder Vogelmiere - die frischen Triebe stecken voller Vitamine, Mineralstoffe und sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe in bester Qualität. Sie ergänzen den klassischen Salat mit wertvollen Inhaltsstoffen und bringen - je nach Pflanze - mehr Geschmack.
Wichtige Regeln fürs Sammeln von Wildkräutern
Doch darf man im Wald einfach sammeln? Im Wald gilt die Handstraußregel. Das bedeutet, dass nur so viele Pflanzen gesammelt werden dürfen, wie in eine Hand passen. Aber viele Wildkräuter wachsen auch im Garten, gelten dort zum Teil sogar als Unkraut. Da ist aufessen eine gute Idee.
Wurzeln von Löwenzahn, Knoblauchsrauke und Co, schmecken ebenfalls prima. Allerdings dürfen in Thüringen keine Wurzeln in freier Natur ausgegraben werden. Im Garten darf man das natürlich.
Der richtige Ort zum Sammeln
Das Wichtigste ist der richtige Platz zum Sammeln. Am besten ist natürlich der eigene Garten. Aber wer im Wald und auf der Wiese sammeln möchte, sollte darauf achten, dass es dort auch erlaubt ist. Naturschutzgebiete, Privatgelände und städtische Parks sind tabu! Ansonsten gilt: Abseits von Straßen sammeln! Klassische Hundeausführstrecken meiden! Wenigstens ein paar Schritte vom Weg weggehen.
Nur essen, was man kennt
Ganz wichtig beim Sammeln: Essen Sie nur Pflanzen, die Sie genau erkennen! Nicht jede Pflanze ist essbar. Manche sind sogar sehr giftig. Wer sich noch nicht gut auskennt, bekommt Hilfe in Büchern. Auch Apps wie beispielsweise "Flora Incognita" helfen.
Beim Ernten genau hinschauen
Ältere Pflanzenteile werden zäh und bitter. Am besten sollten nur junge und frische Triebe ins Körbchen wandern. Tipp der Expertin: "Immer so sauber ernten wie möglich. Desto weniger Arbeit hat man zu Hause." Wurzelreste, Erde und alte Blätter gleich im Garten oder im Wald entfernen.
Immer so sauber ernten wie möglich. Desto weniger Arbeit hat man zu Hause
Diese Pflanzen wachsen schon im Winter
Vogelmiere (Stellaria media) schmeckt nach Mais oder Erbse. "Das empfinden die Leute recht unterschiedlich", sagt Christine Rauch und empfiehlt, das Kraut kleingehackt an eine Suppe zu geben. Und natürlich schmeckt es frisch sowie im Salat.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) schmeckt ein wenig nach Pilzen und enthält viele Bitterstoffe. Die wirken beispielsweise schleimlösend. Für die Hustensaison Spitzwegerichblätter abwechselnd mit Honig in ein Glas schichten und nach ein paar Wochen ist der Hustensaft fertig. Im Sommer hilft ein zerriebenes Spitzwegerichblatt gegen den Juckreiz bei Insektenstichen.
Scharbockskraut (Ficaria verna) Scharbock ist ein altes Wort für Skorbut. Das Kraut enthält viel Vitamin C. Es wurde früher gesammelt und fermentiert mit auf lange Schiffsreisen genommen - damit die Seeleute mitsamt ihren Zähnen wieder nach Hause kamen.
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) schmeckt wie der Name schon sagt. Die Blätter passen kleingehackt an Quark, Salat oder einfach aufs Brot. "Man stinkt nicht, wenn man Knoblauchsrauke gegessen hat", sagt Christine Rauch. Die Wildkräuterexpertin verwendet auch gern die leicht lilafarbene Wurzel.
Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) kennen alle Gärtner. Von der Wurzel bis zur Blüte ist die gesamte Pflanze essbar. Die jungen Blätter schmecken gut im Salat. Die Wurzel kann ausgegraben, in Scheiben geschnitten und gebraten werden.
Brennnesseln (Urtica dioica) brennen nicht nur. Sie schmecken wie Spinat und können auch genau so verwendet werden. Die jungen Triebe pflücken und zum Rohessen leicht plattdrücken. Dann brennen sie nicht mehr.
Taubnesseln (Lamium purpureum) brennen zum Glück nicht. Die Blätter schmecken leicht nach Champignons und stecken voller Vitamine.
Hagebutten (Rosa spec.) enthalten viel Vitamin C. Die Früchte aufschneiden, das Innere (Juckpulver) herausschaben und die Fruchthaut kleinschneiden. Die Stückchen schmecken frisch und säuerlich.
Fünffingerkraut (Potentilla reptans) nervt im Garten, weil es sich so schnell ausbreitet. Gut, dass es zumindest als frischer Trieb auch schmeckt. Die leicht säuerlichen Blätter passen in Salate, aber natürlich auch in grüne Smoothies.
Die Knospen vieler Bäumen sind essbar. Natürlich brauchen die Bäume ihre Knospen selber. Aber gerade wenn im Garten Obstbäume geschnitten werden, können die Knospen vom Baumschnitt direkt in den Salat wandern.
Je nach Region wachsen viele weitere essbare Wildpflanzen. Im Winter und zeitigen Frühjahr zum Beispiel Veilchen und Nelkenwurz. Und auch die zarten Triebspitzen von Fichte und Kiefer sind essbar.
Quelle: MDR Garten; Christine Rauch alias Survival Siglinde, Wildkräuterexpertin und Infotainerin
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 23. Januar 2025 | 19:50 Uhr