Fragen und Antworten Rasen anlegen, düngen und richtig pflegen
Hauptinhalt
08. Oktober 2021, 15:13 Uhr
Dichter, sattgrüner Rasen braucht regelmäßige Pflege und Nahrung in Form von Dünger, damit er strapazierfähig bleibt. Wie Sie eine Rasenfläche neu anlegen, worauf es beim Saatgut ankommt und wie Sie das Gras richtig mähen, gießen und vertikutieren, lesen Sie hier.
Inhalt des Artikels:
- Wann kann ich Rasen säen oder als Rollrasen verlegen?
- Welches Saatgut sollte ich für Rasen verwenden?
- Wie lege ich eine Rasenfläche an?
- Wie feucht muss ich das Saatgut während der ersten Wochen halten?
- Rollrasen oder Saatgut: Welche Vor- und Nachteile gibt es?
- Wann und womit sollte ich Rasen düngen?
- Wie gieße ich Rasen richtig?
- Wann und wie oft muss Rasen geschnitten werden?
- Welche Art Rasenmäher eignet sich am besten für den Schnitt?
- Wie werde ich Löwenzahn, Klee und Moos los?
- Vertikutieren - was ist das und wann ist es nötig?
Wann kann ich Rasen säen oder als Rollrasen verlegen?
Der Herbst ist nach Ansicht von Experten die ideale Jahreszeit, um einen Rasen neu anzulegen. Die Fläche lässt sich besser feucht halten als im Sommer, außerdem sind die Tage noch mild genug für die Keimung und Entwicklung der Gräser. "Und der Druck durch die Wildkräuter ist geringer als im Frühjahr", erklärt Michael Schlosser vom Saatgut- und Rasendünger-Lieferanten JULIWA-HESA aus Heidelberg. Das heißt, dass Sie im Herbst weniger Probleme mit unerwünschten Kräutern bekommen, die im Rasen keimen und wuchern könnten. Der Agraringenieur rät allerdings im Herbst dazu, die Wetteraussichten genau zu beobachten: Falls schon frühzeitig Frost angekündigt sei, sollte auf das Säen oder Verlegen von Rollrasen lieber verzichtet werden. Denn bei Temperaturen um den Gefrierpunkt keimen und wachsen die Gräser nicht.
Das Frühjahr ist ebenfalls ein günstiger Zeitpunkt, weil die Tage schon mild und warm, aber noch nicht extrem trocken sind. Auch im Sommer ist es möglich, Rasenflächen neu anzulegen. Doch während großer Hitze und wochenlanger Trockenheit müssten Sie mehrmals täglich die Fläche mit dem Saatgut bewässern - das ist kaum zu schaffen.
Welches Saatgut sollte ich für Rasen verwenden?
Wählen Sie je nach Standort entweder Spiel- beziehungsweise Gebrauchs- oder Schattenrasen. Dabei sollten sie bedenken, dass es nur tolerante Samenmischungen gibt, aber keinen Rasen, der im absoluten Schatten gedeiht. Ein paar Stunden Sonnenlicht braucht jede Rasenfläche. Eine Alternative für einen dunklen Standort könnte ein Staudenbeet mit Pflanzen sein, die auch im Schatten wachsen. Im Extremfall, zum Beispiel bei einem schmalen Streifen zwischen zwei Garagen, weichen Sie am besten auf Mulch oder Gestein aus.
Hochwertiger Gebrauchsrasen enthält in der Regel drei verschiedene Arten Gras: Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), Wiesenrispe (Poa pratensis) und Rot-Schwingel (Festuca rubra). Bei Schattenmischungen ist zusätzlich Lägerrispe (Poa supina) enthalten, die für eine dichte Rasenfläche an Standorten mit weniger Sonnenlicht sorgt. Für eher trockene Gegenden oder Lagen eignet sich eine Rasenmischung mit Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea). "Die Sorten sollten auf der Packung angegeben sein, und andere als diese Arten von Gräsern haben nichts darin zu suchen", sagt Schlosser. Der promovierte Agrarwissenschaftler und Rasenspezialist rät dazu, nicht am Saatgut zu sparen. Denn: "Was Sie einmal säen, haben Sie dann jahrelang als Rasenfläche zu Hause."
Wie lege ich eine Rasenfläche an?
Nehmen Sie sich Zeit für eine sorgfältige Bodenvorbereitung. Zunächst einmal sollte der Bereich, auf dem der Rasen wachsen soll, tiefgründig gelockert werden. Gleichzeitig kann das Gelände nach den eigenen Vorstellungen angeglichen und begradigt werden. Entfernen Sie Steine, Wurzeln und Reste von unerwünschten Kräutern wie Quecke, Distel oder Giersch.
Bringen Sie anschließend Rasen-Starterdünger auf der Fläche aus. Dieser Dünger sollte laut Schlosser neben Stickstoff und Kalium vor allem Phosphor enthalten: Achten Sie darauf, dass der Phosphor-Anteil bei 10 bis 20 Prozent liegt. Es ist egal, ob Sie Saatgut und Rollrasen verwenden: Starterdünger ist in beiden Fällen ratsam. Wenn Sie die Rasenfläche selbst aussäen, harken Sie das Saatgut anschließend vorsichtig leicht ein und drücken Sie es dann an.
Lassen Sie eine mit Saatgut neu angelegte Rasenfläche mindestens drei bis fünf Wochen lang in Ruhe, bevor Sie sie betreten.
Wie feucht muss ich das Saatgut während der ersten Wochen halten?
Die meisten Fehler beim Anlegen eines Rasens passieren in den ersten drei bis vier Wochen: Halten Sie die Fläche mit den Grassamen ständig feucht, sie darf nicht austrocknen. Das heißt: Gießen oder beregnen Sie die Rasenfläche mehrmals am Tag je fünf bis zehn Minuten lang, wenn es nicht ohnehin regnet.
Stellen Sie Ihre Bemühungen nicht ein, wenn die ersten, grünen Triebe zu sehen sind. "Das Deutsche Weidelgras keimt zuerst, danach folgen die anderen Arten", sagt Dr. Schlosser. Auf diese "Spätzünder" aber kommt es an. Sie sorgen für einen robusten, strapazierfähigen Rasen. Bitten Sie im Zweifelsfall ihre Nachbarn, beim Gießen zu helfen, oder legen Sie sich eine automatische Beregnung mit Zeitschaltuhr zu. So vermeiden Sie das häufige Schleppen von Gießkannen oder eigenhändiges Bewässern mit dem Gartenschlauch.
Rollrasen oder Saatgut: Welche Vor- und Nachteile gibt es?
Neben der klassischen Samen-Variante kann bei Gras auch auf Rollrasen zurückgegriffen werden. Der Vorteil von Rollrasen ist, dass er schneller begehbar und strapazierfähig ist. Außerdem enthält er weder Moos noch Samenunkräuter. Bedenken Sie beim Verlegen, dass Fertigrasen in den ersten Wochen genug Feuchtigkeit zum Anwurzeln braucht. Das gilt auch im Herbst: Der Tau am Morgen alleine reicht nicht aus. Häufig wird zudem vergessen, dass Rollrasen Pflege in Form von regelmäßigen Düngergaben benötigt. Saatgut ist preiswerter als Rollrasen.
Wann und womit sollte ich Rasen düngen?
Rasen sollte nach Angaben des Rasenspezialisten drei- bis viermal im Jahr mit Langzeitdünger versorgt werden. "Rasen ist ein Hochleistungssportler, er braucht Nahrung", erklärt Dr. Michael Schlosser. Die erste Düngergabe erfolgt im Frühjahr, die letzte im Herbst. Für den Frühling empfiehlt sich ein stickstoffbetonter, für die Gabe im Herbst ein kalibetonter Dünger. Dabei ist es wichtig, auf die Herstellerangaben zu achten. In der Regel werden 30 bis 40 Gramm Dünger pro Quadratmeter Rasen empfohlen. Wer seinen Rasen zu selten düngt, riskiert, dass sich andere Kräuter ausbreiten oder gar Lücken entstehen.
Was Futter, das heißt Dünger, anbelangt, gehören Rasengräser zu den anspruchvollsten Pflanzen. Rasen braucht viel Stickstoff, weil er viel Blattmasse bilden muss. Aber er braucht natürlich auch die anderen Nährstoffe.
Rasendüngung im Herbst ist umstritten
Eine Düngergabe im Herbst ist allerdings umstritten. Gärtnerin Brigitte Goss empfiehlt, den Rasen vor dem Winter nicht mehr zu düngen. Wenn es kalt wird, schließt er sein Wachstum ab und pausiert. Wer seinen Rasen im Sommer noch einmal gut versorgt hat, kann davon ausgehen, dass der Boden noch ausreichend Nährstoffe bereithält. Eine Herbstdüngung erhöhe außerdem das Risiko für Pilzerkrankungen.
Nur eine Bodenprobe in einem Labor schafft wirklich Klarheit, ob dem Boden Nährstoffe fehlen und eine Düngung notwendig ist.
Organischer oder mineralischer Dünger?
Ob Sie organischen oder mineralischen Dünger verwenden, bleibt Ihnen überlassen. Mineralischer NPK-Dünger wirkt schneller und gezielter - das N steht dabei für Stickstoff, das P für Phosphor und das K für Kalium. Mineralische Langzeitdünger sind bequem, da sie die gesamte Saison Nährstoffe abgeben. Organischer Dünger entfaltet seine Wirkung etwas später als mineralischer, fördert aber auch den Boden und die winzigen Lebewesen darin. Achten Sie bei organischem Dünger darauf, dass die drei Hauptnährstoffe enthalten sind. Gesiebter Kompost kann auch zum Düngen verwendet werden, birgt aber die Gefahr, dass Wildkräutersamen auf die Rasenfläche gelangen.
Wie gieße ich Rasen richtig?
Beim Gießen sollten wöchentlich 15 bis 20 Liter pro Qudratmeter eingerechnet werden, im Sommer durchaus auch mehr. Der Gärtner und Garten-Fachredakteur Achim Werner rät: Gießen Sie lieber richtig durchdringend, dafür aber seltener. So wird der Boden ordentlich durchfeuchtet und die Gräser kommen mehrere Tage mit dem Wasser aus. Selteneres Gießen regt den Rasen überdies an, längere Wurzeln zu bilden und in tieferen Erdschichten nach Wasser zu suchen.
Wann und wie oft muss Rasen geschnitten werden?
Im Frühjahr kann der Rasen gemäht werden, wenn die Gräser dank milder Temperaturen wieder wachsen - und fünf bis sechs Zentimeter lang sind.
Es empfiehlt sich, Rasen mindestens einmal pro Woche zu mähen. So fördern Sie - bei richtiger Düngung und guter Wasserversorgung - einen dichten Wuchs. Stellen Sie die Schnitthöhe auf vier bis fünf Zentimeter ein. Zum Mähen sollte der Rasen zwischen fünf und sieben Zentimeter hoch sein. Ist er zu kurz, verfärbt er sich im Sommer durch die Sonneneinstrahlung gelb. Vor allem bei Trockenperioden lohnt es sich, den Rasen etwas länger stehen zu lassen: Die Grashalme spenden sich so gegenseitig Schatten. Das schützt vor schnellem Austrocknen.
Die Faustregel fürs Mähen ist: Wenn der Rasen sechs Zentimeter hoch gewachsen ist, nehme ich zwei Zentimeter weg.
Wenn Sie nach einiger Zeit ohne Mähen einen längeren Rasen im Garten haben, sollten Sie ihn vorsichtig kürzen - Stück für Stück, über drei bis vier Wochen. Schneiden Sie ihn nicht von 15 Zentimetern auf vier zurück, das verkraftet er sehr schlecht.
Welche Art Rasenmäher eignet sich am besten für den Schnitt?
Bei einem Mulchmäher wird das Gras direkt während der Mahd klein zerfasert und wieder auf den Rasen gegeben. Das kommt der Bodenfeuchtigkeit zugute. Außerdem wird so biologisch gedüngt.
Zudem hilft das Schneiden mit einem Mulchmäher den Bodenlebewesen wie zum Beispiel Regenwürmern. Ein Nachteil ist jedoch, dass sich so unliebsame Kräuter wie die Vogelmiere weiter ausbreiten können. Wer sich für einen Mulchmäher entscheidet, sollte zudem zweimal im Jahr vertikutieren. Im Gegensatz zum Mulchmäher hat der herkömmliche Rasenmäher einen Fangkorb, in dem das Schnittgut landet. Der entstandene Mulch kann also nicht nur für den Rasen, sondern auch für andere Flächen, zum Beispiel Erdbeerbeete, eingesetzt oder kompostiert werden. Zudem wird die Ausbreitung von Wildwuchs eingeschränkt. Soll der Mulch kompostiert werden empfiehlt es sich, das Schnittgut mit anderen Pflanzenabfällen zu kombinieren, da es sonst heiß wird und stinkt.
Wie werde ich Löwenzahn, Klee und Moos los?
Gegen unerwünschte Wildkräuter hilft Vertikutieren, regelmäßiges Düngen und - auch wenn es überraschend klingt - eine regelmäßige Belastung des Rasens. "Das Betreten zu verbieten oder einzuschränken, ist Blödsinn", sagt Schlosser. Wenn der Rasen gut gepflegt und benutzt wird, so stärkt dies seine Belastbarkeit. Einzelne Pflanzen können auch mit einem scharfen Messer ausgestochen werden. Bei Wildkräutern mit Pfahlwurzel, Löwenzahn zum Beispiel, müssen Sie nur darauf achten, die gesamte Wurzeln zu erwischen. Ein Distelstecher ist dabei hilfreich.
Moos entfernen Sie am besten mechanisch mit dem Vertikutierer aus dem Rasen. Haben Sie nur wenig Probleme mit Moos, können Sie auch eisenhaltigen Moosvernichter-Dünger verwenden. Das darin enthaltene Eisen tötet Moos ab. Es wird dann dunkelbraun bis schwarz und lässt sich mit dem Laubbesen herauskehren. Diese Mittel sollten aber nur zum Einsatz kommen, wenn das Moos auf einem sehr kleinen Teil der Rasenfläche vorkommt (etwa zehn Prozent) und nicht in großem Umfang Rasen nachgesät werden muss. Denn die Mittel bewirken auch, dass Gras-Keimlinge schlechter wachsen. Entscheidend ist zudem, die Ursache für das Moos im Rasen zu erkennen und zu beseitigen. Nicht immer steckt ein Nährstoffmangel dahinter: Zu viel Schatten, verdichteter Boden, Staunässe, zu unregelmäßiges Mähen sowie ein zu hoher oder zu niedriger pH-Wert können dazu führen, dass sich das Moos ausbreitet.
Vertikutieren - was ist das und wann ist es nötig?
Beim Vertikutieren wird die Grasnarbe aufgerissenen und gelockert. Dadurch kann der Rasen wieder besser atmen und das Wurzelwachstum wird angeregt. Gleichzeitig wird beispielsweise Moos entfernt. Dafür eignen sich klassische Rechen. Aber es gibt auch spezielle Vertikutierer, die den Arbeitsvorgang erleichtern sollen. Setzen Sie den Vertikutierer nicht zu früh ein: Sie sollten den Rasen im Frühjahr erst zwei bis drei Mal mähen, bevor Sie vertikutieren. Im März ist es dafür noch zu früh. Gemäht wird, wenn die Gräser fünf bis sechs Zentimeter lang sind. Als Faustregel gilt: Vertikutieren Sie den Rasen erst, wenn die Zierkirschen ihre Blüten öffnen und die Forsythien langsam wieder verblühen.
Gesprächspartner: Michael Schlosser, Agraringenieur und Leiter Düngerabteilung beim Saatgut- und Rasendünger-Lieferant JULIWA-HESA aus Heidelberg; Achim Werner, Gärtner und Fachredakteur beim Magazin "GartenFlora"
Quelle: MDR Garten/uka
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 24. September 2021 | 16:20 Uhr