Dekorativ und feurig Chili im Garten und auf dem Balkon selbst anbauen
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Peperoni, botanisch: Capsicum annuum, Capsicum-Hybride
24. Januar 2024, 08:18 Uhr
Botanisch gesehen gehört die Chili zur gleichen Pflanzenfamilie wie die Paprika. Die Früchte der kleinen Schwester sind allerdings nicht nur aromatisch, sondern auch unterschiedlich scharf. Vor allem für die Zubereitung von verschiedenen Gerichten sind Chilis gefragt. Der Anbau im eigenen Garten oder auch auf dem Balkon ist einfach.
Gärtnermeister Thomas Schneider hat eine Leidenschaft für Chilis. In seiner Gärtnerei baut er mehr als 300 Sorten an. Einige sind besonders aromatisch und scharf, andere wiederum sehen vor allem dekorativ aus. Für alle, die gern scharf essen, empfiehlt der Experte Chilis selbst im Garten anzubauen. Das gehe ganz einfach - sowohl an einem geschützten Standort im Garten, als auch im Kübel auf dem Balkon. Chilis gibt es in unzählige Farben, Größen und Formen und vor allem in unterschiedlichen Schärfegraden.
Es gibt so scharfe Sorten, dass der Körper mit Ohnmacht reagiert, wenn man schon ein kleines Stück isst. Ich habe viele Chili-Sorten getestet. Die schärfste Sorte die ich probierte, erzeugte bei mir zweieinhalb Stunden Schwindel, brennen im Mund und einen unkontrollierten Speichelfluss, ich sabberte regelrecht. Selbst mit Olivenöl zu gurgeln, brachte keine Linderung. Deshalb rate ich jedem, beim Chili-Verzehr sich langsam heranzutasten.
Chili säen, anbauen und Saatgut gewinnen
Wer Chili ernten möchte, kann entweder Jungpflanzen kaufen oder aber im Frühjahr selbst Samen aussäen und junge Pflanzen vorziehen.
Ausgesät wird im Februar, am besten in ein Mini-Gewächshaus auf der sonnigen Fensterbank mit zusätzlichem Pflanzenlicht. Damit die Samen aufgehen, ist eine Temperatur von mindestens 22 Grad notwendig. Nach zwei bis drei Wochen keimen die Samen und müssen nach weiteren zwei Wochen pikiert, also vereinzelt werden. Dafür sollten Töpfe mit einem Durchmesser von mindestens neun Zentimetern verwendet werden. Die Zimmertemperatur sollte nicht unter 16 Grad sinken.
Ins Freiland dürfen die Jungpflanzen erst nach den Eisheiligen, wenn auch die Nachttemperaturen stabil über zehn Grad liegen.
Chili-Samen fürs eigene Saatgut werden im August gewonnen, wenn die Schoten reif sind. Hierfür wird die Schote halbiert und die Kerne von der Haut gelöst. Bei der Arbeit mit den scharfen Früchten ist es wichtig, Handschuhe zu tragen, da es sonst zu Hautreizungen kommen kann. Die Kerne werden auf einem Küchenpapier ausgelegt, getrocknet und danach in Tütchen abgefüllt und beschriftet.
Standort und Pflege für Chili
Ideal für Chili ist ein Platz im Gewächshaus. Dort ist das Klima sehr ausgeglichen, die Pflanzen sind vor Regen und Sturm geschützt. Aber auch im Freiland oder im Topf auf dem Balkon gedeihen sie an einem geschützten, sonnigen Standort gut. Der Boden sollte möglichst durchlässig und humos sein. Wer Chilis im Topf anbauen möchte, kann eine hochwertige Blumenerde oder Tomatenerde verwenden. Pflanzen im Kübel sollten täglich gegossen werden.
Mild: | NuMex 'Big Jim Sweet'; Ancho Poblano | |
Scharf: | De Cayenne 'Tabasco'; Lemon Drop; Corazon | |
Sehr scharf: | Habanero-Sorten; Trinidad Scorpion; Bhut Jolokia |
Chilis düngen
Chili brauchen viele Nährstoffe, also muss regelmäßig gedüngt werden. Thomas Schneider empfiehlt beim Pflanzen im Freiland die Zugabe von Hornspänen und Kompost. Nach etwa 100 Tagen sind die Nährstoffe der Hornspäne verbraucht und es muss nachgedüngt werden. Für Kübelpflanzen empfiehlt Thomas Schneider, mit mineralischem Balkonpflanzen- oder Tomatendünger zu arbeiten.
Chili ernten
Chili sind reif, wenn eine starke Umfärbung ins Rote, Gelbe oder Orangene stattgefunden hat. Das ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich. Erst dann sind die Aromastoffe und die Schärfe gut ausgebildet. In diesem Reifegrad werden auch die Samen gewonnen.
Chili verwenden
Chilis werden vor allem in der Küche verwendet. Sie geben den Speisen ein ausgezeichnetes Aroma und Schärfe. Aber auch in der Medizin macht man sich die Wärmeentwicklung des Inhaltsstoffs Capsaicin zu Nutze, beispielsweise für die Verwendung von Wärmepflastern. Sobald Chili aufgeschnitten wird, sollte man Handschuhe tragen empfiehlt Thomas Schneider. Der Saft scharfer Sorten könne zu starken Reizungen der Haut und Schleimhäute führen.
Die Schärfegrade von Chili
Chilischoten sind unterschiedlich scharf. An der Spitze sind die Schoten am mildesten, nach hinten hin werden sie schärfer. Das Schärfste an der Frucht ist das Gewebe, an dem sich die Samen befinden. Diese selbst sind übrigens fast schärfefrei. Gemessen wird die Schärfe in Scoville. Diese Maßeinheit besagt, mit wie vielen Teilen Wasser ein Teil der Frucht verdünnt werden muss, bis die Schärfe nicht mehr spürbar ist. Cayenne-Chili haben beispielsweise 20.000 Scoville. Den Weltrekord hält eine Schote Capsicum chinense-Hybrid 'Carolina Reaper'. Ihr Durchschnittswert lag bei über 1,5 Millionen Scoville. Das heißt, man würde die Schärfe dieser Sorte erst nicht mehr schmecken, wenn 1 Milliliter Chilisaft mit 15 Kubikmetern Wasser - so viel wie ein mittlerer Gartenswimmingpool fasst - verdünnen würde.
Schärfegrad | Empfindung | Messergebnis |
---|---|---|
0 | sehr mild (Gemüsepaprika) | |
0-2 | Mild | 100 - 1.500 Scoville Einheiten |
3-5 | Scharf | 1.500 - 15.000 Scoville Einheiten |
6 - 8 | Sehr Scharf | 15.000 - 100.000 Scoville Einheiten |
9 -10 | Extrem Scharf | 100.000 - 200.000 Scoville Einheiten |
10 | Unmenschlich | über 200.000 Scoville Einheiten |
Was gegen Schärfe im Mund hilft
Wer eine zu scharfe Chili gegessen hat, sollte etwas sehr Fetthaltiges essen oder trinken, denn Capsaicin ist fettlöslich. Normale Flüssigkeiten wie Wasser, Bier oder Alkohol helfen hingegen nicht.
Quelle: MDR Garten, Gärtnermeister Thomas Schneider
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 26. Februar 2023 | 08:30 Uhr