Auf einem Tisch liegen verschiedene Apfelsorten in einer Obstausstellung anlässlich der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg im September 2024.
Die Vielfalt an Obstsorten ist toll, aber auch verwirrend. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Entscheidungshilfe Zum richtigen Obstbaum für Ihren Garten in 5 Schritten

23. Januar 2025, 11:31 Uhr

Einen Obstbaum zu pflanzen ist ein Langzeitprojekt. Bäume begleiten Sie idealerweise über Jahrzehnte. Deshalb sollten Sie vorher gut überlegen, worauf es Ihnen dabei ankommt. Wir empfehlen einen Fahrplan von fünf Schritten, die Ihnen helfen, die für Sie richtige Entscheidung zu treffen.

Apfel-, Birn- oder Kirschbaum? Einen Pfirsichbaum oder gleich etwas Exotisches wie die Pawpaw? Wer sich einen Obstbaum in den Garten pflanzen möchte, hat die Qual der Wahl. Denn einfach mal einen Baum kaufen, das funktioniert nicht gut. Hat man sich für ein Obst entschieden, ist man noch lange nicht am Ziel. Die Sortenvielfalt bei Obstbäumen ist kaum zu überblicken. Weltweit soll es beispielsweise circa 30.000 Apfelsorten geben und in Deutschland allein schon 2.000. Um aus dem riesigen Angebot eine passende Sorte zu wählen, sollte man Schritt für Schritt vorgehen.

1. Was wächst bei mir überhaupt?

Boden, Wetter und Wasser haben einen erheblichen Einfluss darauf, ob Obstbäume gut gedeihen. Ein wärmeliebender Pfirsichbaum macht sich nicht gut in rauen Höhenlagen und Birnen sind von Boden und Standort her meist anspruchsvoller als Apfelbäume. Ein weiterer Aspekt ist die Verfügbarkeit von Wasser. Manche Obstarten wie Süßkirschen kommen besser mit Trockenheit zurecht als andere. Überlegen Sie, welche Obstbäume bei Ihnen gut gedeihen könnten. Auch ein Blick in die Gärten der Nachbarschaft hilft.

Haben Sie sich für ein Obst - zum Beispiel Äpfel - entschieden, sind Sie noch nicht am Ziel. Denn auch innerhalb der Apfelsorten gibt es erhebliche Unterschiede. Während manche Sorten gut im Tiefland gedeihen, sind andere an das rauere Klima in den Mittelgebirgen angepasst. In den Sortenbeschreibungen steht, unter welchen Bedingungen die Sorte am besten gedeiht.

2. Was will ich mit dem Obst machen?

Wenn Sie sich für Apfel, Birne oder Kirsche entschieden haben, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Will ich das Obst frisch vom Baum naschen?
  • Möchte ich es lieber verarbeiten zu Obstsaft, Marmelade, Kompott etc.?
  • Wie lange soll das Obst lagerfähig sein (betrifft vor allem Äpfel und Birnen)?
  • Wie viel Obst kann ich überhaupt verbrauchen?

3. Wie viel Platz habe ich in meinem Garten?

Obstbäume werden als Hoch-, Halb- oder Viertelstamm gezogen. Weiterhin gibt es spezielle Formen wie den Anbau als Spindel oder Spalier, die viel Ertrag auf wenig Raum bringen. Wie groß ein Baum wird, hängt von der Unterlage ab, auf der er veredelt ist.

Schwachwachsende Unterlage:

  • kleine Bäume (Viertelstamm, Spindel, Spalier) mit einer Stammhöhe von 0,5 bis einem Meter
  • anspruchsvoller in der Bodenqualität als Bäume auf starkwachsenden Unterlagen
  • kommen früh in Ertrag
  • kürzere Lebensdauer
  • Einsatz in kleinen Gärten

Starkwachsende Unterlage:

  • hohe Bäume mit einer Stammhöhe von 1,20 Meter (Halbstamm) bis 1,80 Meter (Hochstamm)
  • wenig anspruchsvoll, was die Bodenqualität betrifft
  • kommen spät in Ertrag (Hochstamm circa 10 Jahre)
  • lange Lebensdauer
  • Einsatz auf Streuobstwiesen oder als Solitärbäume

Dr. Martin Penzel und MDR Moderatorin Diana Fritzsche-Grimmig schauen durch ein Obstspalier. 14 min
Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

4. Möchte ich eine alte oder eine neue Sorte?

Seit Jahrhunderten werden immer neue Obstsorten gezüchtet, die sehr verschiedene Eigenschaften haben: Sie reifen früh oder spät im Jahr, tragen große oder kleine Früchte, sind mal süßer und mal saurer...

Bewährte Marktsorten oder Neuzüchtungen haben ihre Vorteile, manche sind zum Beispiel robuster gegen bestimmte Krankheiten wie Apfelschorf oder enthalten weniger Allergene. Historische Sorten sind dagegen seit Jahrhunderten bewährt und vor allem an ihre heimischen Regionen angepasst. Viele alte Sorten finden sich allerdings nur noch in Liebhabergärten oder in Sortensammlungen.

Auf Wunsch veredeln Baumschulen diese Sorten, sofern sie ein Edelreis bekommen.

5. Fragen Sie bei Ihrer lokalen Baumschule nach!

Gehen Sie zu einer Baumschule in Ihrer Nähe und erzählen Sie, was für einen Baum Sie möchten: Größe, Verwendung etc. Dort bekommen Sie eine gute fachliche Beratung. Außerdem sind die dort gezogenen Bäume an das lokale Klima gewöhnt und gedeihen dann gut in ihrem Garten.

Wir wünschen viel Erfolg!

Quelle: MDR Garten (dgr, anz)

Mehr zu Obstbäumen

Maria Scholz bestimmt mit Pomologe Manfred Schrambke eine Apfelsorte. 6 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 16. Januar 2025 | 19:50 Uhr